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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Verkauftes Sterben
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Zugriff. Der Hauptkommissar zögerte einen Moment und sagte dann zu dem Besitzer der Filterzigaretten: »Scheiß auf die Gesundheit. Geben Sie mir auch eine?«
    Als die Kippen brannten und sich die Beamten wieder entfernt hatten, sagte Rainer: »Ja, ich glaube, ich habe eine Erklärung.«
    »Dann lassen Sie mal hören«, erwiderte der Hauptkommissar.
    Zehn Minuten später kannte er die ganze Geschichte. Und seine für einige Momente erfolgreich bekämpfte schlechte Laune war zurückgekehrt. »Sie zeigen mir jetzt, wo sich diese Garage Mühlenkamps befindet«, blaffte er Rainer an. »Wissen Sie, Herr Esch, ich hätte nicht übel Lust, Sie anzuzeigen.«
    »Weswegen?« Rainer war bereit, sich auf das Duell einzulassen. Auch seine Nerven waren im Moment nicht die besten.
    »Was weiß ich. Hausfriedensbruch.«
    Der Anwalt grinste schief. »Kein Offizialdelikt, das sollten Sie doch wissen.«
    »Dann eben Einbruch.«
    »Erstens bin nicht ich gegen die Tür gefallen, sondern mein Freund und zweitens war das ein Unfall. Keine Chance, Herr Hauptkommissar.«
    »Wenn sich nicht die Staatsanwaltschaft für Ihr Verhalten interessiert, tut das eben Ihre Standesorganisation«, polterte Brischinsky. »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Anwaltskammer Ihr Benehmen tolerieren wird.«
     
    Rainer schluckte. Das war wirklich eine Drohung. Die Kammer konnte ihm wegen standeswidrigen Verhaltens die Zulassung entziehen. Zumindest für einige Zeit. Das wäre der berufliche Knock-out.
    Auf dem Weg zu Mühlenkamps Garage überlegte Rainer, ob ein Taxifahrer, der längere Zeit nicht als Kutscher gearbeitet hatte, die Prüfung zur Erlangung des
    Personenbeförderungsscheins wiederholen musste.
     
    64
    Als Brischinsky zu Baumann nach Essen zurückkehrte, lag dieser mehr im Fahrzeug, als dass er saß.
    »Schön, dich zu sehen«, krächzte er, als sein Chef die Wagentür öffnete. »Hast du etwas Trinkbares mitgebracht?«
    Der Hauptkommissar reichte ihm die Mineralwasserflasche.
    Heiner Baumann trank mit großen, gierigen Schlucken. »Ich dachte schon, du hättest mich in dieser Steinwüste vergessen.
    In der Karre herrschen mindestens vierzig Grad.«
    Baumann hatte Recht. Im Wagen war es unerträglich heiß.
    »Irgendetwas Besonderes?«, erkundigte sich Brischinsky.
    »Nichts. Absolut tote Hose. Dieser Sutthoff hat sich nicht aus dem Haus bewegt. Ich habe ihn seit heute Morgen nicht mehr gesehen. Nicht im Laden, nicht davor.«
    »Und du bist dir sicher, dass er das Haus nicht verlassen hat?«
    »Klar, bin ich mir sicher. Weshalb sonst hocke ich noch hier und drehe Däumchen?«
    »Du hast also die Eingangstür ununterbrochen beobachtet?«
    Brischinsky musterte seinen Assistenten von der Seite.
    »Wenn ich es doch sage.«
    »Keine Pinkelpause?«
    Erregt antwortete Baumann: »Natürlich war ich pinkeln. Was sollte ich denn sonst machen? In die Hose? Aber ich war höchstens eine Minute weg. Ich habe mich dort vorne hinter die Büsche geschlagen. Und bevor du jetzt zu einer Gardinenpredigt ansetzt: Ich habe das Haus nicht einen Moment aus den Augen gelassen. Keine Sekunde, verstehst du.«
     
    »Ist ja gut. Ich glaube dir ja.« Brischinsky holte aus der Brusttasche ein Schachtel HB und schob sich eine Zigarette in den Mund.
    »Du rauchst wieder?«, wunderte sich sein Mitarbeiter. »Seit wann?«
    »Seit eben«, bekam er zur Antwort.
    »Muss das sein?«, maulte Baumann. »Die Luft ist ohnehin schon unerträglich.«
    »Ja, das muss sein«, entgegnete Brischinsky in einem Ton, der keinen weiteren Widerspruch zuließ, und nahm einen tiefen Zug. »Ah. Endlich.« Und dann, nach einer Pause, erklärte er: »Weißt du eigentlich, wie viele Kilos ich zugelegt habe, seitdem ich nicht mehr rauche? Zehn! Zehn Kilo in zwei Monaten! Damit ist jetzt Schluss!« Er nahm wieder einen Zug.
    »Schließlich ist Übergewicht auch ungesund.«
    »Aber nicht so sehr wie diese blöde Qualmerei.«
    Brischinsky beschäftigte sich weiter mit seiner Kippe und antwortete nicht. Und Baumann fand sich damit ab, dass er ab sofort wieder schlechte Luft atmen musste.
    Die nächsten Stunden verbrachten sie mit gleichförmigem stupidem Warten.
    Um fünf nach sechs öffnete sich die Tür zur Apotheke und die junge Angestellte, die sie schon am Morgen beobachtet hatten, verließ den Laden. Umständlich hantierte sie mit einem Schlüsselbund.
    »Die hatte doch heute früh noch keinen Schlüssel, oder?«, erkundigte sich Brischinsky.
    »Nein. Da hat ihr Sutthoff die Tür
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