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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Verkauftes Sterben
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den Hausflur.«
    Brischinsky und Baumann sahen sich an, als ob sie gerade zu ihrer eigenen Hinrichtung geführt worden wären.
    »Was für ein Hausflur?«, fragte der Hauptkommissar gedehnt.
    »Na der vom Nachbarhaus. Herrn Sutthoff gehören beide Häuser. Und als der Raum im alten Geschäft zu knapp wurde, hat er, als die Nachbarwohnung frei wurde, einen Durchbruch machen lassen. Durch diese Tür dort gelangen Sie in den Flur und dann nach draußen. Herr Sutthoff benutzt diesen Eingang immer, wenn er mit dem Auto wegfährt. Dort, vor dem anderen Haus, parkt sein Wagen.«
    Das Haus war ein Eckhaus. Jetzt verstand Brischinsky. Der Eingang zu dem Nachbargebäude war von ihrem Beobachtungsstandort nicht einsehbar gewesen. Sutthoff konnte kommen und gehen, wie es ihm gefiel. Er hatte ein wunderschönes, potemkinsches Dorf gebaut. Und sie waren darauf reingefallen. Wie Amateure.
    »Scheiße«, stöhnte Rüdiger Brischinsky und klopfte seinem Assistenten entschuldigend auf die Schulter. »Verdammte Scheiße.«
     
    65
    Nachdem ihn Brischinsky hatte gehen lassen, wollte Rainer nur noch eines: in seiner Wohnung die Füße hochlegen und sich ausruhen. Am Abend war er mit Elke verabredet. Im Moment aber wollte er allein sein.
    Er parkte seinen Mazda unter den großen Bäumen, die die Schäferstraße säumten, und schloss das Verdeck des Cabrios.
    Als er zum Tor ging, das zum Haus führte, wurde er überraschend von der Seite angesprochen: »Sind Sie Herr Esch?«
    Neben ihm stand ein etwa sechzigjähriger, schlanker Mann, den er noch nie vorher gesehen hatte.
    »Ja«, erwiderte Rainer etwas irritiert. »Der bin ich.«
    Der Ältere schob demonstrativ langsam seine Hand in die rechte Hosentasche. Es sah so aus, als ob darin etwas steckte.
    »Mein Name ist Hendrikson.«
    Esch zuckte zusammen. »Was«, stammelte er, »was wollen Sie von mir?«
    »Eine falsche Formulierung. Die Frage lautet vielmehr, was Sie von mir wollen.« Sutthoff lächelte. »Überlegen Sie sich die Antwort genau. Und schnell, wenn ich bitten darf.«
    Rainers Gedanken rasten. Sollte er einfach weglaufen? Er war zwar nicht besonders gut in Form, aber ein Wettrennen dürfte er wohl gewinnen. Aber was war, wenn Hendrikson bewaffnet war? Würde er schießen? Zum zweiten Mal an diesem Tag mit einer Waffe bedroht zu werden war keine erbauliche Vorstellung. Sollte er einfach um Hilfe rufen? Aber weshalb eigentlich? Bisher hatte ihm Hendrikson lediglich eine Frage gestellt. Rainer blieb stehen und hielt die Klappe.
     
    »Ich habe nicht vor, ewig zu warten.«
    »Eigentlich wollte ich nur in Erfahrung bringen, ob FürLeben etwas mit Horst Mühlenkamps Tod zu tun hatte«, antwortete Rainer wahrheitsgemäß.
    »Wer ist Mühlenkamp?«, fragte der Apotheker.
    »Das wissen Sie nicht?« Rainer war wirklich verwundert.
    »Einer Ihrer, wie sagen Sie dazu, Kunden.«
    Ein BMW fuhr langsam an ihnen vorbei.
    »Ich erinnere mich. Sie glauben also…« Sutthoff lachte laut auf. »Warum sollte FürLeben so etwas tun?«
    »Eine Not leidende Investition? Schließlich starb Mühlenkamp nicht zum vorhergesagten Zeitpunkt. Im Gegenteil: Er war wieder gesund geworden.«
    Der Apotheker machte ein verblüfftes Gesicht. »Wegen…
    Was haben wir diesem Mühlenkamp gezahlt?«
    »Fünfundzwanzigtausend.«
    Ein Mann, der Rainer bekannt vorkam, näherte sich ihnen.
    »Wegen einer solch läppischen Summe? Lächerlich.«
    Sutthoff lachte wieder, wurde dann aber ernst. »Wie sind Sie an meine Privatadresse gekommen?«
    »Ihre Privatadresse? Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Versuchen Sie nicht, mich an der Nase herumzuführen«, zischte der Ältere. »Sonst…«
    »Hendrikson!« Ein Wort wie ein Pistolenknall.
    Der Angesprochene fuhr überrascht herum. Fünf Meter hinter ihm stand Peter Schmidt, die Sig Sauer in den Händen, und zielte auf den Apotheker. Rainer stand zwischen den beiden.
    Schmidt musste schon ein geübter Schütze sein, um an ihm vorbei Hendrikson zu treffen. Dem Anwalt wurden schon wieder die Knie weich.
     
    »Gehen Sie da herüber.« Schmidt machte eine Kopfbewegung nach links. Dieser Befehl galt dem Apotheker.
    »Sie halten sich heraus.« Damit war Rainer gemeint.
    Langsam folgte Sutthoff der Aufforderung und bewegte sich in Richtung Hauseingang. Rainer schob sich ebenso langsam zur entgegengesetzten Seite.
    »Warum haben Sie das getan?«-, fragte Schmidt. »Warum nur?«
    Sutthoffs rechte Hand rutschte etwas tiefer in seine Hosentasche.
    »Lassen Sie das«, befahl
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