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Zwergenzwist im Monsterland

Zwergenzwist im Monsterland

Titel: Zwergenzwist im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Rucksack umklammern, so daß ich sie nicht verlieren konnte, während der Riese mich zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Er setzte mich in seiner anderen Handfläche ab.
    »Geht’s?« fragte er.
    »Aber du kannst ihn doch nicht… «, begann Schleimi.
    »Tut mir leid, Anordnung von Mutter Duck.« Der Riese hielt inne und sah alle auf der Lichtung der Reihe nach an. »Hat noch jemand Lust, über Sinn oder Unsinn eines Auftrags von Mutter Duck zu debattieren?«
    Die Zwerge sahen mich grimmig und schweigend an.
    »Gut. Wir sind dann weg.«
    Nach nur einem einzigen Schritt verlor ich die anderen aus meinem Blickfeld.
    Ich war also von einem Riesen aus den Östlichen Königreichen gekidnappt worden, der mich einem ungewissen Schicksal entgegentrug. Alles, was ich wußte, war, daß dieser riesige Kerl mich zu Mutter Duck schleppte – wo ich ja eigentlich auch hinwollte. Natürlich gab es da diese Geschichten über die Öfen der Riesen, Geschichten, die jedes Kind in den Westlichen Königreichen kannte. Doch Ebenezum hatte mir ja zur Vorsicht in bezug auf Gerüchte geraten. Vielleicht war diese Situation doch nicht so schlecht, wie ich gedacht hatte.
    »Würdest du mir wohl bitte eine Frage beantworten«, fragte ich. »Steckt Mutter Duck Eindringlinge wirklich zwischen Brötchenhälften, um sie dann zu backen?«
    »Ach!« Der Riese hüstelte verlegen in seine freie Hand. »Laß es mich so formulieren: Bevorzugst du Weizenmehl oder frischen Roggen?«

 
Kapitel Zwanzig
     
     
Bevor ich mich bei Ebenezum, dem größten Zauberer der Westlichen Königreiche, verdingte, dachte ich manchmal, daß das Leben nichts als Verwirrung und die Welt ein wirbelnder Ball aus Chaos sei, in dem einem alles passieren könnte und vermutlich auch passieren würde. Seitdem ich Lehrling bin, hat sich meine Sicht der Dinge allerdings grundlegend verändert: ich weiß nunmehr, daß meine frühen Ängste und Sorgen nichts anderes als ein vorausschauender Blick auf das Alltägliche waren.
    aus: – REFLEXIONEN ÜBER DIE LEHRJAHRE, von Wuntvor, Lehrling von Ebenezum, dem größten Zauberer der Westlichen Königreiche (in Vorbereitung)
     
    Weizenmehl oder Roggen?
    Nein! Das würde nicht geschehen! Ich würde mich dagegen auflehnen, kampflos und ohnmächtig in den Tod zu gehen.
    Aber ich war ja gar nicht ohnmächtig! Mein Schwert mochte gegen einen Riesen nicht viel Schaden anrichten, aber ich hatte immer noch meinen Rucksack, und in meinem Rucksack befand sich das Kompendium! Schnell hatte ich den Sack vom Rücken gelöst und hielt das kostbare Buch in der Hand. Nun mußte ich nur noch das Register bei ›G‹ aufschlagen.
    »Eep!« quiekte das Frettchen, sprang aus dem Rucksack und auf die Hand des Riesen.
    »Heh?« sagte der Riese. »Was ist das? Ups!«
    Die Hand klappte unter mir weg, und ich fiel nach unten. Der Waldboden kam mit alarmierender Geschwindigkeit auf mich zu. Buch und Frettchen verschwanden in der Ferne.
    Ich landete unsanft wieder in der Handfläche des Riesen.
    »Tut mir leid«, bemerkte der Riese. »Hoffe, ich hab’ dich nicht zu sehr durchgeschüttelt. Hab’ die Hütte einfach nicht gesehen. Schien jedenfalls mal eine Hütte gewesen zu sein. Was hattest du vor? Du versuchst doch nicht etwa abzuhauen?«
    Ich starrte den Riesen an. Was blieb mir denn jetzt noch für eine Wahl?
    Ich hörte ein sehr, sehr leises ›Eep‹ von sehr weit unten.
    Ich wünschte mir, daß da noch etwas sein mochte, etwas, das mich vor meinem gräßlichen Schicksal retten würde. Das Kompendium war verschwunden und mit ihm mein Frettchen. Ich schüttelte den Rucksack ein letztes Mal verzweifelt durch, als ob ich damit das plötzliche Erscheinen irgendeiner magischen Lösung erreichen könnte.
    Ein kleines Stückchen Holz fiel mir in die Hand. Ein kleines Stückchen Holz, das man mir in Vushta überreicht hatte!
    Was konnte ich damit anfangen? Ich war im Zweifel. Vielleicht konnte ich den Riesen damit lange genug ablenken, um einen Fluchtversuch zu unternehmen. Ich zeigte ihm den Zahnstocher.
    »Wie wäre es denn damit?« fragte ich.
    Der Riese lachte. »Wie wäre es mit was? Hältst du denn tatsächlich was in deiner Hand? Ich verstehe nicht, mit was du mir drohen willst.«
    Ich legte den Zahnstocher in die Handfläche seiner anderen Pranke.
    »Was ist das? Ein kleines Stückchen Holz? Göttliche Einfalt!«
    Das Holz wuchs in der Hand des Riesen. Dann fiel mir ein, daß die ja kein ordinärer Zahnstocher war, sondern mir von den Zauberern in Vushta
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