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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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Heldengeschichten die Runde; offenbar war es einer kleinen Gruppe aus Abenteurern nicht nur gelungen, den Heermeister der Orks auszuschalten, sondern auch einen Dämonenlord, der hinter den Angriffen gesteckt haben sollte. „Ein Dämonenlord“, grübelte Olly, „das ist ja wie in den furchtbarsten Geschichten der Alten. Sollte es so etwas wirklich geben, dort drüben im Gefallenen Gebiet?“ Es schauderte ihn.
    Aber ansonsten war Olly glücklich, seine Kneipe war proppenvoll. Die Leute quatschten, jubelten und soffen, und, was neu war, erzählten von ihren Träumen. Menschen, Zwerge und Gnome, die bis vor Kurzem noch recht antriebslos ihr Leben dahingelebt hatten, träumten nun selber von Heldentaten oder auch nur davon, mal wieder ihre Familien zu besuchen. Oder selber welche zu gründen. Die Zeit der Dunkelheit schien vorbei. Wenigstens zum Teil. Ein alter Bauer, den Olly seit Jahrzehnten nicht mehr in der Kneipe gesehen hatte, kam herübergetorkelt und bestellte glücksselig fünf weitere Biere.
    In der letzten, allerhintersten Ecke der Kneipe saß einsam an einem Tisch der Prophet. Olly hatte kurz gegrübelt, da fast alle Tische besetzt waren, ob er den Propheten mal fragen solle, ob andere Personen an dem Tisch ebenfalls Platz nehmen dürften. Doch dann dachte er, dass sich freiwillig wohl niemand neben den alten Kauz setzen würde.
    Da erhob sich der Prophet, wie immer ohne Vorwarnung. Sein rechter Arm fuhr in die Luft, und er streckte den Kopf stolz hinaus, als er sprach:

    „Der Tod ist teils gestorben,
    die Hoffnung noch nicht tot;
    vom Nichts die Leere verworfen,
    das Blut fließt wieder rot.
    Sie kamen aus dem Nichts,
    keiner kannte ihre Namen,
    sie schafften, was nicht zu schaffen war,
    gingen ein in neue Dramen.
    Wir waren bereits am Ende,
    des L ichtes tote Waffen.
    Doch das Ende war nicht ewig,
    etwa Hoffnung neu erschaffen?
    Es geschah, was nicht konnte,
    es vermochte, der nicht bestimmt;
    aus dem alten Staub die Hilfe,
    längst vergessen, doch nie bös’ gesinnt.
    Der Himmel kam zu Hilfe,
    die Ewigen auch.
    Doch den Sieg neu gewonnen
    haben jene, die verronnen.
    Es ist noch nicht zu Ende,
    doch es ist mehr geschafft.
    Als es möglich war,
    denen, die das Leben rafft’.
    Ein Licht erhellt das Dunkel,
    ganz klein, ganz sacht, ganz zart.
    Doch man muss es sagen:
    Erhaben strahlt des Siegeskönigs Bart.

    Das erste Mal überhaupt vernahm Olly kein Spotten und Höhnen über die geheimnisvollen Worte des Propheten, sondern im Gegenteil: Die Gäste, obwohl Olly annahm, dass die meisten kaum verstanden hatten, was der Prophet sagen wollte, jubelten und prosteten der unheimlichen Gestalt zu. Einige riefen „Bravo!“. Und dann geschah das Unglaubliche: Der Prophet prostete mit seinem Tee zurück, und ein glucksendes Geräusch war zu vernehmen. Lachte der Prophet etwa?

Gefallenes Gebiet, Dämonenfeste Ushgors
    Sie hatten sich alle gegenseitig in die Arme genommen. Einige weinten noch, teils vor Glück, teilweise, um das Erlebte zu verdauen. Doch teils auch noch, um all die Eindrücke, die die Rückkehr der Träume mit sich brachte, zu verarbeiten.
    Otto und Zahrin standen immer noch da, Arm in Arm. Die tapfere Zahrin schluchzte noch, doch sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Bong saß auf dem Boden und hielt sich den Schädel. „Na, brummt e r?“, fragte ihn Tinchena mit seitlich gesenktem Kopf. Er nickte: „Ja, selbst das Sterben hat nichts geholfen. Verdammte Dämonen!“ Tinchena reichte ihm eine Stinkmorchel, und Bong nahm dankend an.
    Wynlana und Thrylas standen zusammen und erörterten die Lage. Sie erinnerten sich daran, dass Ushgor davon gesprochen hatte, dass es noch zwei Dämonenlords geben sollte, weiter im Norden. „Den Liebesdieb und den Seelendieb“, gab Wynlana zu bedenken, „das klingt noch nicht so, als ob wir aus dem Gröbsten heraus wären.“ „Nein“, pflichtete Thrylas bei. „Es bleibt eine abstrakte Bedrohung für uns, und es bleibt eine Schändung unserer Freunde hier im Besetzten Land.“ „Na, so besetzt ist es ja nicht mehr“, lächelte Otto, der die Unterhaltung der Elfen flüchtig verfolgt hatte. „Zwei Drittel sind ja noch besetzt“, merkte Zahrin an. „ Was das angeht und auch wenn die Dunkelelfen nicht mehr die Feinde sind, wie wir sie mal kannten, sind wir noch nicht … wie sagtest du? Aus dem Gröbsten heraus?“ Wynlana nickte.
    Haggy unterbrach das Gespräch: „Lasst uns abhauen, mich hält hier nichts mehr.“ Bong nickte, wandte aber
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