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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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hielt er die Luft an. Dann brach der Schuss los.
    Mit seinem verbliebenen Auge und der dahinter liegenden intakten Hirnhälfte sah Ushgor direkt in den Lauf der Büchse, und seine ausgeprägte, dämonische Sehfertigkeit erblickte das Geschoss noch im Lauf. Wie in Zeitlupe sah er, wie sich das Geschoss ihm näherte. Obwohl er den Wahnsinn in sich kaum noch kontrollieren konnte, wusste er, dass seine Bewegungen nicht schnell genug sein konnten, um dem Geschoss auszuweichen. Entsetzt öffnete er den Mund, ganz so, als wolle er sich bei der Welt noch für das, was er getan hatte, entschuldigen. Dann schlug das Geschoss in seine durch Waffeneinwirkung bereits lädierte Augenhöhle ein, durchschlug das Auge dahinter, das sofort zerplatzte, und drang in das eigentlich schon verweste, nur noch von dämonischen Energien am Leben erhaltene Resthirn ein. Das Geschoss überschlug sich und zerriss das Hirn.
    Eine gewaltige Explosion erfüllte den Saal, als es den Dämon auseinanderriss. Haggy nahm seinen Arm hoch, um seine Augen zu schützen, doch das dunkelgrüne Licht war von derartiger Intensität, dass es ihn von den Beinen fegte. Rückwärts fiel er hin. Er drehte sich auf den Bauch und verschränkte die Arme über dem Kopf, um ihn zu schützen. Er hörte noch Piggys aufgeregtes Quieken.

Östlich des Dorfes Aurelia, Schlachtfeld
    Dunkeltods Arm schnellte hervor. Duram erkannte die Falle und sah den Ork entsetzt an. Zu spät! Dunkeltods weiter Ausholbewegung sollte der gezielte Wurf folgen, da bebte die Erde. Dunkeltod kam aus dem Gleichgewicht.
    Aus dem fernen Südosten näherte sich etwas, das wie eine gewaltige Welle aussah, die auf sie zustürmte. Duram betrachtete das Schauspiel, doch bevor er sich darauf einen Reim hätte machen können, rauschte die Wolke über sie hinweg. Duram sah nicht, wie die Orks und Oger, die von der Welle erfasst worden waren, zu Staub zerfielen. Lediglich einen prächtigen Helm, der wohl einem der Orkanführer gehört hatte und nun zu ihm herüberrollte, bemerkte er. Er selbst wurde jedoch von seinen Emotionen, von alten Erinnerungen und Gedanken dermaßen überrumpelt, dass es ihn von den Beinen warf. Den anderen auf dem Schlachtfeld erging es genauso.

Gefallenes Gebiet, Dämonenfeste Ushgors
    Als die Explosionswolke ihn erreichte, stürmten Bilder, Gedanken und Stimmen auf Haggy ein. Er konnte sie nicht sortieren, es war alles durcheinander und passierte gleichzeitig. Er sah Familie und Freunde, den alten, zornigen Wily, wie er über die Dunkelelfen fluchte, die nun zu Verbündeten geworden waren. Er sah Zahrin, Tinchena, Otto. Und er sah eine dunkelgrüne Wolke am Himmel, die sich auf einmal aufblähte und dann für immer verschwand. Er sah seinen Vater und seine Mutter, nahm den Geruch seiner Mutter wahr, während er sich selbst als kleines Kind sah, wie er sich an ihre Brust schmiegte. Bei den Göttern! Mit einem Male verstand Haggy: Meine Träume! Alle meine geraubten Träume. Sie sind wieder da!
    Von der Wucht der Gedanken fast erschlagen, lag er da auf dem Boden des Saales, in dem sie den Tyrann erschlagen hatten. Es drängte Haggy, aufzustehen und etwas zu tun, ohne dass er hätte sagen können, was. Da hörte er wieder die Sterbensschreie seiner Freunde, und er wollte sich aufraffen, doch immer neue Gedanken strömten auf ihn ein. Die Träume aus vielen Jahrzehnten, die ihm alle gestohlen worden waren, trafen auf ihren Besitzer.
    Haggy sah seine Lieblingskneipe in Pruda, wo er lachend mit seinen Freunden saß und einen Eimer Bier soff. Doch plötzlich strömte das Blut aus Otto und Tinch, und Zahrin sah ihn mit verbranntem Gesicht an. Erneut überkam Haggy die Panik. Doch dann kam jemand und legte ihm einen nassen, warmen Waschlappen auf das Gesicht. Haggy wollte ihn jedoch wegwischen, damit er seine Freunde wieder sehen und ihnen helfen konnte, doch immer und immer wieder kam der Lappen. Sein Gesicht triefte bereits vor Wasser. Er versuchte, sein Gesicht mit den Händen abzuschirmen, doch es gelang ihm nicht. Schließlich schlug er die Augen auf, obwohl er nicht wusste, ob das real oder auch ein Traum wahr. Doch dann blickte er in ein vertrautes Gesicht. Piggy stand vor ihm und leckte ihm mit seiner langen Zunge über das vollgeschlabberte Gesicht. Das kitzelte, Haggy musste lachen. Dadurch gewann er die Kontrolle über seine Sinne wieder. Er sprang auf und tätschelte Piggys Kopf. Rasch sah er sich nach seiner Tasche um, die immer noch um seine Schulter hing. Er öffnete sie,
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