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Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und kommt nicht wieder. Ein Rätsel mehr auf dieser Welt … Und sie war auch nie in der Pension Sonneck … Sie haben sie nie gesehen, Frau Megges … Ein Mensch ist auf einmal nicht mehr da … hat sich aufgelöst wie Gas, wie eine Wolke im Wind … was … was halten Sie davon?«
    »Und Sie meinen, daß ich da mitmache?«
    »Ich gebe Ihnen fünftausend Mark, Albertine. Fünftausend. Ich bringe sie Ihnen morgen mittag vorbei. In bar!«
    »Und wenn es doch herauskommt?«
    »Wie sollte es? Nur Sie und ich wissen, was hier passiert ist. Ein Risiko, das an zwei Personen hängt … es hat noch nie etwas Sicheres gegeben … hier ist die absolute Sicherheit!«
    Zumbach blieb stehen. Schweiß rann über sein Gesicht. Er wußte, von Albertine Megges allein hing sein ganzes weiteres Leben ab. Er gab sich völlig in ihre Hand, aber es blieb ihm jetzt keine andere Wahl.
    Frau Megges trat an das Bett, hob einen Zipfel der Steppdecke und blickte Margot ins Gesicht. Ein schlafender Engel, dachte sie. Dann berichtigte sie sich. Sie war nicht besser als all die anderen Weiber, die mit fremden Männern in die Betten gingen. Nur trifft diese nicht der Herzschlag. Man soll über Tote nur Gutes sagen, heißt es voll Pietät. Was aber soll man hier sagen?
    Sie ließ den Zipfel fallen und trat vom Bett zurück. Zumbach stand an der Tür und kaute an der Unterlippe.
    »Sie sorgen dafür, daß sie wegkommt?« fragte Frau Megges. Auch ihre Stimme war jetzt belegt.
    »Ja. Spurlos …«
    »Können Sie das?«
    »Ich will es versuchen.«
    »Ich werde alles leugnen, hören Sie? Ich habe nichts gesehen! Ich habe nie ein Zimmer an Sie vermietet. Sie sind mir vollkommen fremd … wenn doch jemand die Tote entdeckt …«
    »Ich verspreche Ihnen, nie Ihren Namen zu nennen, Frau Megges.« Zumbach atmete keuchend. »Nur helfen Sie mir, Margot wegzubringen. Wie ist das möglich? Kann man von hinten an das Haus? Gibt es noch andere Ausgänge?«
    »Von der Waschküche in den Hof. Sie müßten an die Waschküche fahren. O Gott, ist das schrecklich!« Frau Megges schlug die Hände zusammen und verließ das Zimmer.
    Wenig später rannte Zumbach aus der Pension und holte seinen großen Wagen, den er drei Straßenzüge weiter geparkt hatte, unauffällig neben einer neuen Baugrube und einem Bauzaun.
    Der Abtransport Margots vollzog sich ohne Schwierigkeiten.
    Zumbach parkte den Wagen so, daß er mit dem Kofferraum unmittelbar vor der Tür der Waschküche stand. Er klappte den Deckel hoch und verdeckte damit alle mögliche Sicht.
    Dann zog er Margot mit Hilfe von Frau Megges an, und das war eine Arbeit, die er nie vergessen würde. Mit großer Mühe streiften sie dem steifgewordenen Körper die Unterwäsche über, knöpften das Kleid zu, kämmten das Haar der Toten und schminkten sie sogar. Etwas Rot auf die Lippen, Tusche an die Wimpern, blaugrüne Lidschatten … Albertine fand alles in der kleinen Krokotasche, die Margot mitgebracht hatte. Zumbach saß dabei, schaudernd und ausgebrannt und sagte sich zum ungezählten Male vor, was er in den nächsten Tagen tun würde, wie er sich benehmen müßte, und wie er seinem Freund Benno gegenübertreten sollte. Es war eine schauspielerische Leistung, der sich Zumbach kaum gewachsen fühlte.
    Nachdem Margot so aussah, wie sie immer in ihrer gepflegten Schönheit geglänzt hatte, trug Zumbach sie wie eine große Puppe hinunter in den Keller und von dort in die Waschküche.
    Frau Megges lief voraus und sicherte den Weg. Man mußte an vier vermieteten Zimmern vorbei, und wenn der Teufel es wollte, kam gerade jemand heraus auf den Flur.
    Aber es gelang ohne Zwischenfall. Zumbach legte Margot in den Kofferraum seines Wagens und schloß dann den Deckel. Als er sich umsah, war Frau Megges schon wieder verschwunden, wieselschnell und lautlos.
    Mit steifen Beinen ging Zumbach am Wagen entlang, stieg ein und fuhr langsam an, als könne Margot noch durch die Erschütterungen der Fahrt verletzt werden.
    Eine Stunde fuhr er kreuz und quer durch die Gegend, ehe er die nötige Ruhe wiederfand und die Straße durch den Wildinger Forst erreichte. Hier bog er nach einigen hundert Metern von der Chaussee ab auf schmalere Waldstraßen, bis er mitten im Forst anhielt, Margot über seine Schulter legte, aus dem Kofferraum den kleinen Spaten holte, den er im Winter manchmal brauchte, um sich Sand unter die Räder zu werfen, wenn er an Baustellen im Glatteis festhing, und dann ging er hinein in das dichte Unterholz und suchte einen Platz, wo
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