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Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause
Autoren: Heinz G. Konsalik
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leben jetzt ein neues, eigenes Leben«, erwiderte sie lächelnd, und dieses Lächeln gab Benno Mut.
    »Wirklich ein eigenes Leben?«
    »Wie man's nimmt …«
    »Haben wir uns nicht aneinander gewöhnt … mehr als gewöhnt, Luise? Die vergangenen Monate … gehören wir nicht zusammen? Bin ich dir nicht mehr geworden als nur ein guter Freund?«
    »Manchmal ist es so, daß ich darauf warte, daß du draußen an der Tür klingelst.«
    »Manchmal nur?«
    »Nein … eigentlich immer.« Luise schüttelte den Kopf und lachte. »Hast du Angst, Benno?«
    »Ich bin ein alter Trottel.«
    »O nein, du bist ein feiner Kerl!«
    »Wir sollten heiraten, Luise, meinst du nicht?«
    Benno Großmann zog sie aus dem Sessel und nahm sie in die Arme. Ganz nahe war ihr Gesicht, und ihre blauen Augen hatten etwas rührend Kindliches.
    Er küßte ihren Mund – nicht stürmisch wie ein verliebter Jüngling, sondern eher vorsichtig, wartend, ob sie ihm die Lippen vielleicht entzog. Aber sie blieb in seinen Armen und schloß die Augen, als er sie küßte.
    »Verdammt«, sagte er danach, »das war schwerer, als Steine zu kauen.«
    »Welch ein Vergleich! Soll das heißen, daß ich dir so schwer im Magen liege?« fragte sie lachend.
    Benno stimmte in ihr Lachen ein, legte den Arm um ihre Schulter und ging mit ihr hinaus auf die Terrasse.
    »Jetzt müßte Dieter hier sein«, sagte Großmann.
    »Er würde sich auch freuen.«
    Aber Dieter war weit weg. Er studierte seit einem halben Jahr in den Vereinigten Staaten. Fast fluchtartig hatte er seinen Vater verlassen, als an dem Tod Margots kein Zweifel mehr bestand.
    »Die Jugend will die Welt erobern … wie schön ist es doch, daß sie das heute kann!« hatte Großmann damals gesagt und Dieter nach Amerika fahren lassen. Er war stolz auf seinen Sohn.
    Nur etwas wußte er nicht: In der verschlossenen Schublade von Dieters Schreibtisch – den Schlüssel hat er mit nach Amerika genommen – lag ein schmales Buch. Ein Tagebuch mit kärglichen Notizen. Aber eine Eintragung war wichtig:
    »Margot ist tot. Wie's auch gewesen ist … ob sie in Heinrich Zumbachs Armen gestorben ist, oder ob er sie umgebracht hat … ich hätte sie umgebracht, wenn ich gewußt hätte, daß sie jeden Dienstag und Freitag seine Geliebte gewesen ist. Denn sie gehörte mir … mir allein … jeden Montag und Donnerstag … in der Pension Else in Erlenbruch … für zwei Stunden, zwei herrliche Stunden Mittagspause …«
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