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Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine attraktive zweite Frau – nachdem Erna, seine erste Frau, vor vier Jahren nach einer Gallenblasenoperation gestorben war –, ein Sohn, auf den er stolz sein konnte, und der Jura studierte.
    Es war ein Leben, mit dem Benno Großmann zufrieden war, und das er als abgerundet ansah. Hinzu kam die Freundschaft mit Heinrich Zumbach … für Großmann war es mehr als bloße Sympathie. Zumbach war wie ein Filter und ein Beichtvater. Man konnte mit ihm über alles sprechen und hatte hinterher das Gefühl, wie gereinigt zu sein. Großmann brauchte das; er war ein Mensch, der sich mitteilen mußte.
    Nun stand er in der Halle der großen Zumbachschen Villa und wischte sich den kalten Schweiß vom Gesicht. Luise Zumbach hielt ihm ein Glas Kognak hin, aber er schüttelte dumpf den Kopf. Seine braunen Augen lagen wie hinter einem Schleier.
    »Ich habe doch die Polizei angerufen …«, sagte er leise. Eine Stimme, die in Tränen schwamm. »Ich habe es nicht mehr ausgehalten.«
    »Und sie haben dich ausgelacht, was, alter Junge?« fragte Zumbach gepreßt. Er starrte dabei an Großmann vorbei gegen die getäfelte Wand.
    »Nein. Sie haben mich angehört und dann die Zentrale der Peterwagen angewiesen, nach Margots Wagen zu suchen.«
    Großmann griff nun doch zum Kognak und stürzte das volle Glas in einem Zug hinunter. Er atmete laut und strich sich mit zitternden Händen durchs Haar. »Vor zehn Minuten kam ein Anruf der Polizei … sie haben Margots Wagen gefunden.«
    »Was?« Luise umklammerte den Arm ihres Mannes, Zumbach versuchte noch immer zu lächeln.
    »Alles in Ordnung, was?«
    Großmann keuchte und setzte sich in den Dielensessel. »Dieter ist sofort hin, um ihn zu identifizieren. Ich … ich konnte es nicht … Ich will hier warten, bei euch, bis man Genaueres weiß.«
    »Und Margot?« fragte Luise, fast flüsternd.
    »Verschwunden. Der Wagen stand leer da. Abgestellt. Der Schlüssel steckte im Schloß. An der Autobahnauffahrt.«
    »Das ist ja nicht zu glauben«, sagte Zumbach und legte den Arm um seinen Freund. »Benno, Kopf hoch … es wird sich aufklären!«
    »Wie denn? Ich bin am Ende … ich habe ein fürchterliches Gefühl …« Er sah Luise Zumbach wie ein sterbender Hund an. »Kann ich noch einen Kognak haben?«
    Luise rannte zurück in die große Wohnhalle zur Bar. Während sie eingoß, klingelte das Telefon. Zumbach nahm ab und hielt dann den Hörer Großmann hin.
    »Für dich, Benno. Es ist Dieter …« Seine Stimme bebte dabei.
    Ich habe alle Spuren verwischt, dachte er immer wieder. Man muß im dunkeln tappen. An Margots Wagen ist überhaupt nichts zu entdecken … selbst die Pedale habe ich abgewaschen. Und keinen Augenblick habe ich die Handschuhe ausgezogen.
    Großmann wischte sich wieder übers Gesicht. »Ja, mein Junge, was ist?« fragte er mit mühsam fester Stimme. »Weiß man etwas?«
    Dann hörte er schweigsam zu, sein Gesicht wurde bleicher, schließlich legte er stumm, wie versteinert, den Hörer wieder auf.
    Zumbach nahm seiner Frau den Kognak ab und hielt ihn Großmann hin. »Trink, Benno …«
    Großmann lehnte sich zurück. Er verfiel sichtlich.
    »Sie haben den Wagen flüchtig untersucht«, sagte er stockend. »Jetzt schleppen sie ihn ab … das heißt, Dieter fährt ihn zum Polizeilabor. In der Falte des Polsters hat man Blut entdeckt …«
    Ein Klirren unterbrach die plötzliche Stille. Zumbach war das Glas aus der Hand gefallen. »Blut?« stammelte er. »Aber das ist doch unmöglich … Wieso Blut …?«
    Kalte Angst kroch in ihm hoch. Sie hat doch nirgendwo geblutet! dachte er. Und ich habe sie in meinem Wagen weggeschafft.
    Er bückte sich, um ein paar Glasscherben aufzuheben und Großmann nicht in die Augen blicken zu müssen, und sah plötzlich den kleinen Riß in der Haut der linken Handwurzel. In dem Sturm der Aufregungen war ihm dieser kleine Schmerz entgangen, er wußte nicht einmal, wann er diesen Riß bekommen hatte. Es konnte nur beim Schaufeln des Grabes gewesen sein … ein harter Ast, ein Dorn, wer achtet in solchen Situationen darauf …
    Und nun klebte Blut an den Polstern von Margots Wagen!

3
    Es ist oft erstaunlich, daß in vielen kritischen Situationen, in denen sich die Männer die Haare raufen, es gerade die Frauen sind, die einen klaren Kopf behalten und das Gleichgewicht wiederherstellen.
    Nicht anders war es auch jetzt, wo Großmann verzweifelt neben dem Telefon hockte und in die Gegend stierte, und Zumbach, völlig ungewohnt, herumrannte, die Glasscherben
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