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Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause
Autoren: Heinz G. Konsalik
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laufen, stundenlang, immer geradeaus …«
    »Die Nerven, Benno.« Zumbach legte den Arm um seinen Freund. »Ein Glück, daß du hier bei uns bist. Und du kannst bleiben, so lange zu willst …«
    Eine halbe Stunde später kam Dieter, Großmanns Sohn aus erster Ehe und Student, zurück. Ein kleiner dicker Mann begleitete ihn.
    Er trug eine randlose Brille und hatte ein gutmütiges Alltagsgesicht.
    »Meier«, stellte er sich vor. »Lutz Meier III, wie man im Amt sagt. Stellen Sie sich vor, wir haben noch zwei Meier in der Dienststelle, und alle heißen mit Vornamen Lutz. So etwas gibt es!«
    »Herr Meier ist von der Mordkommission«, erklärte Dieter Großmann und hob beschwichtigend beide Arme, als sein Vater herumfuhr. »Nein, nein, Paps … es ist gar nichts ermittelt worden. Aber die Mordkommission ist im Augenblick nicht mit Arbeit überlastet und kann deshalb Beamte für andere Ressorts abstellen. Herr Meier war so freundlich, sich um Margots Fall zu kümmern.«
    »Eine makabre Hilfe …« Zumbach sah den kleinen, gutmütigen Meier III böse an. »Auf keinen Fall eine Beruhigung.«
    »Wenn eine Frau mal nachts nicht heimkommt, so ist das für die Polizei kein Grund zur Sorge. Aber wenn man einen verlassenen Wagen findet und dazu noch an der Autobahnauffahrt, da werden wir munter.« Meier III wandte sich Großmann zu. »Haben Sie ein Foto Ihrer Frau bei sich?«
    »Ja, natürlich …« Großmann zog aus der Brieftasche ein Bild Margots und reichte es dem Beamten hin. Meier III betrachtete es lange und stumm und gab es dann zurück.
    Dieter unterbrach die Stille, die allen an den Nerven zerrte.
    »Ich sagte Ihnen schon, Herr Meier … meine Stiefmutter war eine attraktive Frau. Aber treu, unbedingt treu …«
    »Bei Gott, das ist sie!« sagte Großmann aus tiefster Seele.
    »Und es gibt keinerlei Anhaltspunkte, wo sie sein könnte?«
    »Keine.«
    »Dann müssen wir warten.« Meier III holte aus seiner Tasche einen größeren Notizblock. »Beschränken wir uns jetzt auf allgemeine Angaben. Und nachher fahren wir zu Ihnen, Herr Großmann, und ich sehe mir mal das Zimmer Ihrer Gattin an.«
    Um es vorwegzunehmen: Auch Meier III von der Mordkommission tappte im dunkeln. Was er zu Protokoll nahm, war das Leben einer zwar reichen, aber im Grunde doch sehr bürgerlichen Familie. Ein Alltag ohne Höhepunkte. Ein sorgloses Hinnehmen des Tages. Eine Villa, ein Hausmädchen, eine Putzfrau, die halbtags kam, drei Autos, Sonntagsausflüge, abendliche Kanasterspiele mit den Zumbachs, zweimal im Jahr Urlaub – im Winter in St. Moritz oder Saas Fee, im Sommer in einem gemeinsam gemieteten Haus auf Sardinien, wo die Familien Zumbach und Großmann gleich neben der Costa Smeralda von Aga Khan wohnten. Ab und zu Modeschauen, zweimal Salzburger Festspiele, einmal Bayreuth, aber nur einmal, denn Wagner war Margot zu laut … ein Leben aus der Fülle, aber behängt mit Spitzendeckchen.
    Nur einen Luxus gönnte sich Margot Großmann: ihren Friseur. Viermal in der Woche ließ sie sich kämmen und frisieren, einmal in der Woche die Haare waschen und neu einlegen. Sie war stolz auf ihr rötlichblondes Haar, das in der Sonne wie gesponnenes Kupfer leuchtete.
    Meier III las sein Protokoll am nächsten Tag mehrmals durch und warf es dann mißmutig auf den Stapel anderer Akten.
    »Sie leben so glatt, daß man auf ihnen ausrutschen kann«, knurrte er. »Bei so einem Gummileben dürfte nie und nimmer eine Frau verschwinden! Das paßt nicht zueinander!«
    Und allein nur diese Erkenntnis hielt ihn davon ab, den ›Fall‹ nicht von der Mordkommission an die Vermißtenstelle weiterzuleiten.

4
    Den ganzen nächsten Tag waren Großmann, Dieter und Heinrich Zumbach auf den Beinen.
    Sie suchten eine Spur von Margot.
    Zumbach hatte sich den Großmanns angeschlossen, um ihnen zu helfen. In Wahrheit war er überall dabei, um eine mögliche Spur sofort wieder verwischen zu können. Die Vorsicht, mit der er und Margot sich in den letzten Monaten getroffen hatten, zahlte sich jetzt aus: Kein Hinweis führte zur Pension Sonneck, niemand hatte Margot mit Zumbach zusammen gesehen.
    Benno Großmann ging bei seinen Nachforschungen logisch vor. Er begann dort, wo seine Frau am meisten gewesen war: beim Friseur.
    Hier erlebte er die erste Überraschung. Meier III war bereits vor ihm in dem Frisiersalon gewesen, aber das war es nicht allein. Was ihm die Friseuse erzählte, zeichnete ein völlig neues Bild von Margot.
    »Ich habe es schon dem Herrn von der
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