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Zwei Sommer

Zwei Sommer

Titel: Zwei Sommer
Autoren: Britta Keil
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Vergiss diesen Loser, sei froh, dass du den los bist, dass du nicht mehr deine Zeit an ihn verschwendest. All diese Mädchenpower-Krawall-Gedanken, die du in sämtlichen Zeitschriften nachlesen kannst. Aber ich meine: Wer liest das denn? Das sind doch immer die Verlassenen, die Ungeliebten, die Nichtzurückgeliebten, die Maries, die solche Infos brauchen. Als gut gelauntes Mädchen würde ich stattdessen im Bikini am spanischen Strand liegen und meiner besten Freundin erzählen, wie toll mein Freund küssen kann. Autsch! (Das war mein Herz.) Stattdessen habe ich mir am Bahnhof vor meiner Abfahrt diese Zeitschrift gekauft, die mir erklärt, welchen Puder ich brauche und welches Lipgloss und welchen Eyeliner, um mich nicht mehr so zu fühlen, wie ich mich fühle: beschissen. Als könnte man sich das Glück einfach aufmalen! Was sollen diese bekloppten Schmierereien auf meinem Gesicht bewirken? Bin ich eine Hauswand? Heute schon gelebt? Wo man uns am Leben hindert, wächst unser Widerstand? Anarchie?
    Als könnte die Farbe meiner Lippen irgendetwas an der Farbe meiner Welt ändern! (Das war schon wieder mein Herz.)
    Isabella schob mich in Richtung Küche. Die Küche war ein schmaler, langer, viel zu gut beleuchteter Raum, bei genauem Hinsehen nur noch eine Art Laufsteg, denn links und rechts stand bereits ein Haufen Leute. Sie musterten Isa und mich, bedachten uns mit einem flüchtigen Lächeln, einem Hallo oder etwas, was klang wie ein Hallo. Einige der Leute kannte ich vom Sehen, denn sie gingen auf unsere Schule.
    Isa fischte uns aus einem der Kästen, die in der Ecke gestapelt waren, zwei Flaschen Strongbow und flüsterte »Balkon!« in mein Ohr. Ich verstand und schob mich zwischen den Leuten hindurch in Richtung Balkon, der direkt an die Küche anschloss. Mir war das nur recht, denn erstens hätte die grelle Beleuchtung der Küche mein vergleichsweise dilettantisches Make-up ans Licht gebracht, zweitens hätte ich überhaupt nicht gewusst, mit wem ich ins Gespräch kommen sollte und worüber und vor allem: wie!
    Der Balkon war riesig. Überall brannten Teelichter in bunten Glasschälchen und in einigen Blumenkübeln steckten Fackeln. Auf den Holzbohlen lagen Sitzkissen verstreut. Cola-Light-Mädchen haben ein Talent für Partys, das muss man ihnen lassen!
    Auf dem Boden saßen vier Leute, deren Gesichter im Schummerlicht nur schwer zu erkennen waren. Isa schien trotzdem jemanden entdeckt zu haben.
    »Olli?«
    »Isa?«
    »Hi, cool, dass du da bist«, rief Isa, kniete sich hin und umarmte Olli.
    »Das ist übrigens Marie«, sagte sie dann, strahlte mich an wie einen Pokal oder so was und schob sich auch schon ein Kissen unter den Hintern.
    »Hi, äh, Olli«, sagte ich und gab dem dunkelhaarigen Jungen mit der großen Nase die Hand.
    »Hi. Hab schon viel von dir gehört«, sagte Olli und grinste mich vielsagend an.
    »Aha«, erwiderte ich geistreich und schlagfertig wie immer und warf einen unsicheren Blick in Richtung Isa.
    »Ist Katharina auch da?«, fragte sie Olli.
    »Äh, nee. Ich ha b … wir habe n … wir sind nicht mehr zusammen.«
    »Oh sorry, das wusste ich nicht.«
    Ich verstand nur Bahnhof. Wer war denn bitte dieser Olli? Wieso hatte Isa ihn noch nie erwähnt? Und wer war Katharina?
    Isa schien meine Verwirrung zu bemerken und übersetzte.
    »Olli ist der Freund von Johannes und Johannes ist der Freund von Antonia«, erklärte sie mir und warf einen Blick in die Runde.
    »Aha«, machte ich. (Aha! Aha! Aha! Mann, Marie, mach mal ’nen Satz! Trau dich! Das ist Subjekt plus Verb plus Objekt, alles klar?)
    »Und ich bin Johannes«, befreite mich einer der Jungs in der Runde von der Herausforderung, vollständige Sätze zu bilden. Ich lächelte ihn an und schob mir mein Strongbow in den Mund. Schnell trinken, bloß nicht reden müssen!
    »Tanzt du auch?«, wollte Johannes von mir wissen.
    »Nee, ic h …«
    »Marie schreibt Geschichten!«, fiel Isa mir auch schon ins Wort.
    »Oh, eine Poetin unter uns«, rief irgend so ein Typ mit Gelfrisur, der noch keinen Namen hatte.
    »Na ja, ich fang ja grad erst an«, versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen.
    »Und was schreibst du so?«, wollte Olli wissen.
    Der Junge ohne Namen drehte sich inzwischen eine Zigarette und bot Isa seinen Tabak an. Sie lehnte kichernd ab und prostete Johannes mit ihrer Flasche zu.
    »Kommt drauf an. Am liebsten schreib ich über Menschen«, sagte ich leise, weil ich nicht wusste, ob Olli überhaupt noch zuhörte.
    »Und, springt
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