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Zwei Maenner fuer Miss Darcy

Zwei Maenner fuer Miss Darcy

Titel: Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Autoren: Ali McNamara
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auf, dass er sich im Gegensatz zu mir nicht umgezogen hat und immer noch die förmliche Trauerkleidung trägt. Ich dagegen habe mich für eine hübsche schwarze Diesel-Jeans im Used-Look entschieden, zusammen mit einem babyrosafarbenen, weichen Wollpulli von French Connection und schwarzen Lederstiefeln von Jimmy Choo, deren Absätze so hoch sind, dass man schon Flugstunden nehmen muss, um sie tragen zu können (ein Hoch auf Schlussverkäufe und Kreditkarten!). Schade – ich hätte gern gesehen, was er als Freizeitdress gewählt hätte. Doch dann fällt mir auf, dass er nun einen großen ledernen Aktenkoffer bei sich hat, der seinem Anwaltslook den letzten Schliff verleiht – und er nun mit einem Mal einen deutlich interessanteren Anblick bietet.
    »Miss McCall«, begrüßt er mich und neigt den Kopf.
    Ich ziehe die Augenbrauen hoch.
    »Oh, Entschuldigung – Darcy. Das hatte ich vollkommen vergessen.«
    »Schon viel besser.« Lächelnd deute ich auf meinen Tisch und bitte ihn, Platz zu nehmen. »Darf ich Ihnen einen Drink bestellen, bevor wir anfangen, Niall?«
    »Nein danke, ich trinke nie im Dienst.« Niall schiebt einen Stuhl zurück und stellt seinen Aktenkoffer darauf ab.
    »Aber ich wette, Sie sind auch noch nie in einem Pub Ihren Pflichten nachgekommen, oder? Es gibt für alles ein erstes Mal. Sie sollten wirklich etwas trinken – ein Guinness vielleicht?«
    Niall mustert entsetzt mein halbleeres Pint. »Vielleicht einen kleinen Gin Tonic, um nicht unhöflich zu sein. Nein, nein, ich hole die Getränke«, beharrt er und hebt abwehrend die Hand, als ich aufstehen will. »Darf ich Ihnen noch ein Guinness mitbringen, Darcy? Oder möchten Sie lieber etwas anderes trinken?«
    »Ein Guinness wäre toll, Niall, vielen Dank.«
    Nervös gibt Niall seine Bestellung bei Michael an der Bar ab. Dann spielt er angespannt mit einem Bierdeckel, während er ungeduldig wartet, bis das Guinness eingeschenkt ist und sich in seine zwei unverwechselbaren Farben teilt, bevor Michael ihm erlaubt, es zu mir zurück an den Tisch zu tragen.
    »Hier.« Niall nimmt mir gegenüber Platz und beäugt argwöhnisch die kräftige dunkle Flüssigkeit. »Guinness war noch nie mein Fall.«
    »Meiner auch nicht, wenn ich in England bin«, gebe ich zu. »Dort schmeckt es vollkommen anders. Aber wenn ich schon einmal in Irland bin, muss ich immer ein Pint trinken – das ist beinahe so etwas wie eine Tradition.«
    In Wahrheit würde man mich in London nur über meine Leiche mit einem Pint Bier in der Hand zu sehen bekommen. Normalerweise klammere ich mich nämlich an ein elegantes Glas, in dem sich meistens ein angesagter Cocktail befindet.
    »In der Tat.« Niall trinkt einen Schluck seines Gin Tonic. »Wir sollten jetzt aber auf das Geschäftliche zurückkommen.« Er beugt sich zu seinem Aktenkoffer hinunter, lässt das Schloss aufschnappen und holt einige wichtig aussehende Dokumente hervor. Dann schaut er sich um, wie er es schon vorher im Haus und im Garten getan hat.
    »Ich denke, wir sind hier in Sicherheit, Niall. Ich bin überzeugt, dass nicht viele der Gäste von Tante Mollys Beerdigung in diesem Pub zur Stammkundschaft gehören.«
    Niall lächelt. »Wahrscheinlich nicht. Obwohl mich der Barkeeper gefragt hat, ob ich eine Kirsche in meinem Gin Tonic haben möchte. Vielleicht verkehrt hier gelegentlich doch die etwas anspruchsvollere Kundschaft.«
    Unter der Tischplatte muss ich mir in den Arm kneifen, um nicht laut loszuprusten. Ich beschließe, dass es nicht nur eine Zeitverschwendung, sondern auch ein bisschen gemein wäre, Niall zu erklären, dass die einzigen Kirschen, die Michael hier drinnen je gesehen hat, die auf der Spielautomatenanzeige sind und dass er eindeutig einen Witz auf Nialls Kosten gemacht hat. Wahrscheinlich geht Niall sonst nur in trendige Weinbars in Dublin mit Chromstühlen und blauer Beleuchtung. Bei genauerem Nachdenken also genau solche Bars, die ich mit meinen Kolleginnen vom Magazin in London frequentiere. Am besten behalte ich also meine Gedanken für mich.
    »Also«, fährt Niall fort. »Wie verlief der restliche Leichenschmaus? Es tut mir leid, dass ich gehen musste, aber ich war gezwungen, mich um ein paar andere Angelegenheiten zu kümmern. Außerdem fingen einige der Gäste an, mir unangenehme und ziemlich bohrende Fragen zu stellen.«
    »Für einen Leichenschmaus war es ganz okay, denke ich.« Ich halte inne in der Hoffnung, dass er fortfährt. »Also …?« Ich werfe ihm einen aufmunternden Blick
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