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Zwei Maenner fuer Miss Darcy

Zwei Maenner fuer Miss Darcy

Titel: Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Autoren: Ali McNamara
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einfach nur Darcy nennen?«

3
    D as Mulligan’s verfügt über bequeme Sitzmöglichkeiten, serviert gutes, gesundes irisches Essen und schenkt neben verschiedenen anderen alkoholischen Getränken das so wichtige wie beliebte Guinness an seine große und stets wechselnde Kundschaft aus. Es ist ein traditioneller Pub, allerdings nicht so, wie manche Bar mit »Schwerpunkt Irland« einem gerne vermitteln möchte, mit Kleeblattgirlanden und grün-weiß-orangen Landesflaggen, wo auch immer man hinschaut. Aber das Mulligan’s ist genauso wenig das Gegenteil davon: Hier geht es so traditionell zu, dass Holzspäne auf dem Fußboden liegen und alte Männer sich auf der Bar abstützen – genau wie in den Pubs, in die mich meine Tante als Kind immer heimlich mitgenommen hat, wenn sie sich an einem Freitagabend ein paar Bierchen genehmigen wollte. Mir hatte das nie etwas ausgemacht; ich bekam eine Cola mit Strohhalm und eine kleine Tüte Salt-and-Vinegar-Chips. In jenen Tagen konnte man mich damit noch für längere Zeit zufriedenstellen. Mit einem Lächeln denke ich daran zurück und erinnere mich wieder an das Gefühl, wie es war, etwas Verbotenes zu tun. Denn ich wusste nur allzu gut, dass meine regelmäßigen Ferien in Irland ein jähes Ende gefunden hätten, hätte meine Mutter auch nur den blassesten Schimmer davon gehabt, wohin meine Tante mich mitnahm.
    Ich freue mich darüber, dass ich einigen meiner Kindheitserinnerungen erlaube, wieder an die Oberfläche zu kommen; denn zu viele von ihnen sind in einem Karton mit der Aufschrift »Bitte nicht stören« zu den Akten gelegt. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich sieben war, und der Großteil meiner Erinnerungen besteht darin, den Schreiwettkämpfen oben im Schlafzimmer zuhören zu müssen oder mitzubekommen, wie die Türen lautstark ins Schloss geknallt wurden, wenn mein Vater nach einem Streit mal wieder aus dem Haus stürmte. Das schlimmste Erlebnis war jedoch, als die Tür ins Schloss fiel und er nicht mehr zurückkehrte. Danach war meine Mutter nie wieder dieselbe. Ich erinnere mich aber sehr wohl noch an einige Erlebnisse mit Tante Molly; diese zählten zu den glücklicheren Zeiten. Ich muss wirklich einmal an diesem inneren Filter arbeiten, damit die Erinnerungen an Molly nicht auch noch mit dem anderen Kram weggeschlossen werden. Denn Tante Molly gehörte zu den wenigen schönen Dingen in meiner Kindheit. Als ich heute in der Kirche saß und dem Priester zuhörte, wie er über ihr Leben erzählte, da traf mich die Erkenntnis – zu spät, um noch etwas daran zu ändern –, dass ich zugelassen hatte, dass sie in diesem Karton verschwindet, obwohl sie an meiner Seite hätte sein sollen.
    Schnell nippe ich an meinem Glas und merke, dass ich einiges mehr zu schlucken habe als nur einen kräftigen dunklen Schluck Guinness. Nach einem weiteren Zug setze ich das Glas auf dem Bierdeckel ab und atme ein paarmal tief durch.
    Nein, ein Pub ist nicht gerade der geeignete Ort, um zu weinen , ermahne ich mich streng. Wenn du weinen willst, warum hast du es denn nicht eben in der Kirche getan?
    In der Kirche hatte ich wirklich weinen wollen, ganz ehrlich. Als ich in einer der hinteren Kirchbänke saß und die gebeugten Schultern der Leute vor mir sah, die schluchzten und sich die Tränen aus den Augen wischten, empfand ich große Trauer. Trauer um den Tod meiner Tante und den Gram der Leute um mich herum – aber auch das tiefe Bedauern, dass ich mir nicht mehr Mühe gegeben hatte, mit dieser Frau in Kontakt zu bleiben, die mir als Kind so viel bedeutet hat. Aber aus irgendeinem Grund wollten die Tränen einfach nicht fließen.
    Aber jetzt. Ausgerechnet in einem Pub merke ich, wie die Tränen geradezu verzweifelt darauf drängen, mir über das Gesicht zu laufen. Und während ich mich bemühe, das nicht zuzulassen, habe ich plötzlich die schrille Stimme meiner Mutter im Ohr: »Wir zeigen unsere Gefühle nicht in der Öffentlichkeit, Darcy!«
    In der Tat habe ich keine Lust, dabei gesehen zu werden, wie ich heulend wie eine Betrunkene in der Ecke des Dorfpubs sitze. Deswegen lasse ich den Blick durch den Raum schweifen auf der Suche nach einer Ablenkung und entdecke voller Erleichterung Niall, der gerade zur Tür hereinkommt. Im Rahmen der massiven Holztür bleibt er stehen und schaut sich nervös um.
    »Niall, hier drüben!« Ich winke ihm zu und lotse ihn so zu meinem Tisch am Kaminfeuer.
    Während er sich schnellen Schrittes auf den Weg zu mir macht, fällt mir
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