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Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Titel: Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.
Autoren: Mady Host
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zum Essen brauchen und noch keine Lust auf Bier haben, nicken wir freundlich und tun so, als würden wir über keinerlei Spanischkenntnisse verfügen. Der Trick funktioniert und wir schieben uns genüsslich unser Baguette in die hungrigen Münder. Auf einmal donnern schon wieder knatternde Feuerwerksraketen los und eine Musikantenparade stolziert an unserem Frühstückstisch vorbei und stoppt. Wir freuen uns über soviel Entertainment am Morgen und erblicken Isabel, die in einiger Entfernung das Orchester knipst. Auf ihrem Weg zurück zu ihrer Bar, fängt Cornelia sie ab und lotst die wartende Rochelle und ihre Schwester an unseren Tisch. Gemeinsam knabbern wir Chips und lassen uns von Ritas Rückkehr berichten. Es hat alles bestens geklappt und die Ambulanz hat unsere Patientin pünktlich aus Lugo abgeholt. Auch wenn die beiden durch das frühe Aufstehen heute total fertig sind, sind Rochelle und Isabel heilfroh, wieder weiterwandern zu dürfen. Hoffentlich bekommen sie in Santiago dann auch die Pilgerurkunde für ihre Cousine ausgehändigt. Mit dem kleinen spanischen Zettel, den ich ihnen am Vortag ausgestellt habe, muss es ja eigentlich klappen. Ich habe darauf nämlich vermerkt, dass Rita, deren Pilgerpass ihre zwei Cousinen weiterführen, auf den letzten 100 Kilometern einen Unfall hatte und es ihr unmöglich war weiterzulaufen. Weil sie aber insgesamt weit mehr als 100 Kilometer auf dem Camino zurückgelegt hat, wäre es das schönste Geschenk, die Pilgerurkunde doch noch zu bekommen. Hoffen wir also auf die Gnade der spanischen Angestellten im Pilgerbüro! Dass Rita sich den Knöchelbruch, beim zügellosen Mädelsabend zugezogen hat, wird ja niemand erfahren...
    Zunächst lassen wir uns Bier und Cola schmecken, die uns ein freundlicher Spanier ausgegeben hat und sinnieren über unsere mögliche Kanadareise im folgenden Jahr. Weil wir aber erst einmal das diesjährige Ziel erreichen wollen, verabschieden wir uns und wandern fleißig weiter. Geschätzte drei Kilometer hinter Arzúa schlagen wir unser Zelt erneut auf einer bewaldeten Anhöhe auf und verbringen trotz steten Nieselregens eine gute und auch trockene Nacht.

Pilgertag 26.
    ETAPPENZIEL: AMENAL

    Unser Discounterzelt schlägt sich wacker, sodass wir am heutigen Morgen gesund und trocken nach Amenal aufbrechen. Unsere erste Mahlzeit nehmen wir in einer hoffnungslos überfüllten Bar ein, in der es von Pilgern nur so wimmelt. Hier sehen wir auch unsere geliebte Deutsche wieder, die uns so sympathisch fand, dass sie uns sogar zum Urinieren gefolgt war.
    Der heutige Tag ist so unspannend, dass wir uns die Zeit mit einer Kastanie vertreiben, die wir von einem Dorf ins nächste vor uns her schießen. Weil wir uns so sehr auf unseren kleinen Natur-Fußball konzentriert haben, verlaufen wir uns heute zwischen Pedrouzo und Amenal und müssen uns bei einer kleinen Omi, die wir aus ihrem Haus klingeln, nach dem richtigen Weg erkundigen. Es ist schon erstaunlich, dass wir sonst nie verloren gehen. Wir benötigen nicht einmal Landkarten oder Wegbeschreibungen, um uns zurechtzu finden. Durch das ganze Land führen deutliche Markierungen, in Form von gelben Pilger-Pfeilen und kreativen Muschelsymbolen. Viele Menschen haben sogar an ihren Häusern Steine und Kacheln mit Pilgersymbolen. Ein schönes Gefühl, so durch Spanien „getragen zu werden“.

7. Pilgertag
    ETAPPEN- UND REISEZIEL: SANTIAGO DE COMPOSTELA

    Nach einer weiteren Regennacht kriechen wir am 22. September aus unserem treuen Zuhause und fiebern den letzten Kilometern nach Santiago entgegen. Auf der Suche nach einem Frühstücks-Supermarkt, machen wir Bekanntschaft mit einer Bulgarin, die uns auf dem Weg zu einem kleinen Lebensmittelladen begleitet. In gutem Spanisch berichtet sie von den Qualen ihrer Jobsuche. Sie ist vor einigen Monaten nach Spanien gekommen um in Madrid zu arbeiten. Sie verlor ihre Stelle und kam erst vor kurzem in die Gegend von Santiago und sucht nun verzweifelt nach Arbeit.
    Am Geschäft angekommen, verabschieden wir uns dankend von unserer Begleiterin und wünschen ihr für die Zukunft das Beste. Als besonderes Highlight unseres letzten Pilgertages, gönnen wir uns, neben dem obligatorischen Baguette, einen Joghurtdrink sowie Chocolate Chip Cookies.
    Die Bar, die wir für dieses königliche Frühstück auserkoren haben, wartet mit einem sehr witzigen Hinweisschild auf. Darauf wird im gebrochenen Deutsch gebeten, während des Baraufenthalts auf keinen Fall die Schuhe auszuziehen.
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