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Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Titel: Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.
Autoren: Mady Host
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angeboten wurde, überwunden sondern mit dem positiven Gedanken, dass der Verlust einer Armbanduhr, vor dem eigentlichen Beginn der Pilgerreise, ein klares Zeichen dafür sein sollte, dass die Uhrzeit — zumindest für die folgenden Wochen — keinen bedeutenden Stellenwert in meinem Leben einnehmen wird.
    Völlig abgehetzt und dennoch mit fünfminütigem Zeitpuffer an dem Bus angekommen, der uns in das 480 Kilometer entfernte Pamplona bringen soll, werde ich beim Versuch einfach nur meinen Rucksack abzustellen dann auch gleich vom Busfahrer entführt, der mir energisch zu verstehen gibt, dass es allerhöchste Zeit zum Einsteigen sei. Meine Anmerkungen, dass ich eigentlich noch einmal auf die Toilette gehen wollte und der Hinweis darauf, dass meine Freundin auf einer Bank neben dem Bus wartet ohne zu ahnen, dass ich bereits zum Einsteigen in das Fahrzeug gezwungen werde, ignoriert er gekonnt. So ziehe ich hektisch die wichtigsten Sachen aus meinem Rucksack heraus, wobei meine megasportliche Sonnenbrille auf den Boden plumpst und spontan um ein Brillenglas leichter wird und gebe Cornelia irgendwann mit wilden Winkbewegungen zu verstehen, dass auch sie unter den Augen des gebieterischen Busfahrers ihren Verstauungs- und Einsteigeprozess schnellstens beginnen solle. Nachdem wir beide völlig abgehetzt aber dennoch über uns selbst lachend im Bus sitzen, packen wir unseren Proviant aus und beginnen die Fahrt mit dem klassischen, spanischen Baguette, das für die folgenden vier Wochen zu unserem Hauptnahrungsmittel werden soll. Hoffentlich wird uns im Bus nicht so schnell übel, wie auf unserem Hinflug. Doch auch dagegen ließ sich, neben dem Konsum von Anti-Würg-Kaugummis, erfolgreich etwas machen: Zum Schutz des Ryanair-Mobilars hatte Cornelia, vor dem Start unseres Barcelonafluges, die Stewardess um Übelkeits-Tüten gebeten. Ich bin sicher, in diesem Augenblick verspürten unsere Sitznachbarn den intensiven Wunsch, das Flugzeug schnellstmöglich wieder zu verlassen. Die Fliegerei lief aber, dank unseres panischen Kaugummikauens, würgfrei ab. Auch diese Busfahrt entpuppt sich als gesundheitlich unbedenklich und läuft bis auf den Fakt, dass ich das Fahrzeug eine Stunde zu früh verlassen will, reibungslos ab. Gott sei Dank besitzt Cornelia genügend Geistesgegenwart mich aufzuhalten und nicht auch bei der erstbesten Haltestelle auszusteigen. Hätten wir uns auf meinen fehlprogrammierten Instinkt verlassen, wären wir nicht nur irgendwo im Nirgendwo gelandet, sondern ich müsste zudem den Verlust meiner Outdoor-Sandaletten und somit meiner einzigen Wechselschuhe verschmerzen. Wenigstens wären diese unter einem spanischen Bussitz bis Pamplona gekommen! Nach unserer insgesamt siebenstündigen Busfahrt sind Cornelia, meine Sandalen und ich jedenfalls gegen 22:00 Uhr wohlbehalten am Zielort eingetroffen.
    Am Busbahnhof machen wir sogleich Bekanntschaft mit den zwei Kanadierinnen Elisa und Rosi. Wir begeben uns mit den beiden Rentnerinnen aus Toronto auf den Weg in die Innenstadt, um ihre Pension und unsere Pilgerherberge ausfindig zu machen.
    Nach erfolgreicher Suche verschwinden die Beiden überraschend blitzartig in ihrer Pension und Cornelia und ich irren noch ein wenig in der Innenstadt umher, bis wir vor einer Kirche stehen, die wir für die ersehnte Herberge halten. Leider ist das Gebäude verschlossen. Viele Herbergen verriegeln gegen 22:00 Uhr ihre Pforten und verfallen in die Ruhe der Nacht; abgesehen vom Gebrumme einiger hartnäckiger Schnarcher.
    Während wir uns schon über Übernachtungsalternativen den Kopf zerbrechen, kommt ein freundlicher Spanier des Weges und gibt uns zu verstehen, dass wir ihm folgen sollen. Nach einem raschen Fußmarsch befinden wir uns vor einem weiteren Gebäude, das sich als Pilgerherberge entpuppt. Der nette Señor ruft einen Namen und wenig später erscheint eine dunkelhaarige junge Frau mit einem sympathischen Gesicht und gewährt uns Einlass in ihre erst 2007 eröffnete sehr schöne, sanierte Albergue.
    Sie drückt uns zunächst zwei Pilgerausweise in die Hand und zeigt uns unsere beiden Betten in der geräumigen Kirche, die Platz für 116 Pilger gewährt. Wir gehen mit der Chefin in die gepflegte und sehr ordentliche Herbergsküche und nehmen ihr gastfreundliches Angebot an und kochen uns Pasta. Während des Essens unterhalten wir uns angeregt und analysieren das Innere unserer Rucksäcke. Meinen Rucksack befindet sie mit seinen zwölf Kilogramm als viel zu schwer und regt
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