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Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Titel: Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.
Autoren: Mady Host
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kehre mit dem Wanderstab zur wartenden Cornelia zurück. Diese wurde derweil in ein Gespräch mit einem Spanier verwickelt, der die Tatsache, dass sie ihn gar nicht versteht überhaupt nicht in Erwägung zieht.
    So lasse ich mir Zeit und schlendere langsam zu Conny zurück, die stets freundlich nickt und die Worte des Señors auf sich niederprasseln lässt. Nachdem wir Cirauqui wieder verlassen haben, folgt eine sehr heiße Wegpassage. Von der Hitze herausgefordert, bemerkt Cornelia ganz beiläufig, dass eine kleine Erfrischung jetzt verdammt gut täte.
    Wenige Gehminuten später taucht wie aus dem Nichts ein freundlicher Mann mittleren Alters auf, der gerade dabei war sein Nussbäumchen auf einem Feld zu wässern und dieses in Windeseile verlässt, als er uns erblickt. Er stürmt mit seinem Wasserkanister auf uns zu und lädt uns ein, mit dem Wasser Hände und Kopf zu kühlen. Er fügt hinzu, dass es in seinem Auto auch noch Trinkwasser gebe. Wir sind platt! Dankend und verwundert entfernen wir uns nach dieser Erquickung und sinnen erstaunt darüber nach, wie unsere beiläufige Bitte nach Wasser so urplötzlich Realität werden konnte. Wir sind nicht lange allein und treffen nahe einer Brücke auf einen Spaziergänger mit einer kleinen Umhängetasche. Der alte Mann spricht uns prompt an und sichtlich erfreut über meine Spanischkenntnisse verwickelt er mich in einen Dialog. Er empfiehlt uns einen Badefluss am Wegesrand und bietet uns zudem ein spanisches Bier an. Es tut ihm sogar Leid, dass er für seine zwei hübschen Mädels nur eine einzige Flasche des Gerstensaftes hat und entlässt uns mit zwei großen Keksen, die er aus einer weiteren Ecke seiner Tasche hervorzaubert.
    Wir verabschieden uns und laufen noch einige Meter weiter, bis wir den versprochenen Fluss erblicken und eine Badepause einlegen. Fast nackt — denn ich habe ja meinen Bikini daheim vergessen — schnappen wir unser biologisch abbaubares Allround-Outdoorshampoo — das Zeug eignet sich zum Reinigen von Geschirr, Wäsche und Menschen — und schrubben uns und einen Teil unserer Kleidung. Ein toller Gedanke, dass unser Geschirr — Gesetz den Fall wir hätten welches — nun genauso riechen würde wie unsere Haare.
    Unsere eiskalte Badewanne mit dem Flussnamen Salado entpuppt sich im Nachhinein als „Todesfluss“. Unser Reiseführer erzählt nämlich von zwei Pilgern, die einst ihre Pferde am Rio Salado tränken wollten. Sie baten zwei Einheimische, die mit Messern bewaffnet am Fluss saßen, erfolgreich um deren Erlaubnis und führten ihre Huftiere ans Wasser. Auf der Stelle starben die Tiere am todbringenden Wasser und wurden von den Schneidwerkzeugen der zwei Ansässigen enthäutet. Uns jagt diese Geschichte einen eisigen Schauer über den Rücken... Mit Haut und Haaren setzen wir unseren Weg, zum Glück unbeschadet, fort.
    Am Etappenziel Estella angekommen, holen wir uns einen weiteren Stempel für unseren Pilgerpass und kaufen in einem kleinen Laden belegte Käsebrote und Cola ein. Nun müssen wir die Stadt nur noch verlassen und einen versteckten, gemütlichen Zeltplatz finden. Leider gestaltet sich diese Suche schwieriger als gedacht. Der Ort scheint nicht enden zu wollen. Conny, bei der jetzt körperlich nichts mehr geht, trottet etwas missmutig einher. Ich spreche ein Ehepaar an und erfrage den kürzesten Weg zum Ortsausgang und füge hinzu, dass wir einen geschützten Platz für unser Zelt benötigen. Damit löse ich jedoch nahezu eine Ehekrise aus, denn die beiden fangen an zu diskutieren und sind sich uneinig in der Empfehlung, die sie uns geben sollen. Connys Geduldsgrenze wird damit ganz schön strapaziert und sie sucht sich eine Treppe zum Rasten. Ich verfolge die Diskussion und freue mich über den einstimmigen Rat, bis zu einem nahe gelegenen Kloster laufen zu können. Unter nahe gelegen verstehen die beiden Streithähne etwas mehr als eine halbe Stunde Fußweg. Ich bedanke mich und erlaube mir die kleine Schwindelei, Conny zu berichten, dass unser potentieller Schlafplatz nicht mehr als 15 bis 20 Gehminuten entfernt liegt.
    Wir folgen dem empfohlenen Weg und erreichen nach etwas mehr als 20 Minuten den Ort Irache, der eigentlich erst für den folgenden Tag auf dem Plan steht. Bevor die Erschöpfungs-Erscheinungen uns in die Knie zwingen können, erblicken wir die Weinquelle Bodegas Irache. Hier kann jeder Pilger den typischen Wein der Region probieren und eine kleine Rast einlegen.
    Wir füllen eine geringe Menge des Vino tinto
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