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Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Titel: Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.
Autoren: Mady Host
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abgenommen. Danke dafür! Wir müssen eben einfach nur abwarten können.

Pilgertag 24
    ETAPPENZIEL: MELIDE

    Der Wecker klingelt um 7:30 Uhr. Nichts für Studenten. Wir quälen uns raus, duschen noch einmal; denn wer weiß wann es das nächste Brausebad gibt und klopfen bei unseren Ladies, die noch halbfertig durch die Gegend hopsen beziehungsweise sich noch in ihren Betten räkeln.
    Den Flug haben sie bereits erfolgreich umbuchen können und Rita wird am kommenden Tag gegen Mittag in Madrid abfliegen und ohne Zwischenstopps nach Ottawa gebracht werden. Eine Reise in der ersten Klasse wartet auf sie, weil sichergestellt sein muss, dass sie ihr verletztes Bein die gesamte Reisedauer über hoch lagern kann. Isabel und ich organisieren über die nichtenglischsprachige Rezeption einen Ambulanzwagen für den kommenden Morgen zwischen 4:00 Uhr und 5:00 Uhr. Das ist die erste Leistung, die Rita bar bezahlen wird. Für 900 Euro erhält sie allerdings auch Flughafenassistenz und Einsteigehilfe von den zuständigen Sanitätern. Zunächst werden wir noch einmal eingeladen und frühstücken gemeinsam in der Hotelbar. Isabel und Rochelle werden dann morgen auf den Weg zurückkehren und uns wahrscheinlich wieder einholen. Zur Sicherheit treffen wir ausnahmsweise mal eine feste Verabredung und vereinbaren ein Date an der Kirche in Santiago für Mittwoch, den 24. September um 18:00 Uhr. Jetzt heißt es noch Abschied nehmen von unserer lieben Rita, die mir jetzt, wo sie ja sowieso bald wieder zu Hause ist, einen ihrer BHs anbietet. Lachend einigen wir uns, dass ich da wohl nicht mehr hineinwachsen könnte und verwerfen den Vorschlag. Weil wir auf eine Begegnung in Kanada hoffen, verabschieden wir uns bis zum Wiedersehen im Sommer 2009 und sitzen gegen halb elf im Taxi. Nach 40 Minuten Fahrt sind wir endlich wieder auf dem Weg und freuen uns übers Weiterlaufen. Leider hat sich auf den letzten 100 Kilometern nichts geändert und wir sehen schon wieder viel zu viele Menschen. Am meisten belästigt uns heute jedoch eine deutsche Mittvierzigerin. Wir haben die Blondine gerade überholt, als wir uns spontan für eine Piesel-Pause im Wald entscheiden. Wir befinden uns praktischerweise an einer Weggabelung und laufen schnurstracks geradeaus auf einen Waldpfad. Der Camino verläuft offensichtlich und gut beschildert links entlang. Als wir nichts ahnend zurückkehren, kommt uns die verwirrte Deutsche entgegen und erkundigt sich im flotten Englisch: „Is it not possible there?“ — „Ist es da entlang nicht möglich?“.
    Wir wissen gar nicht, was die von uns will und ich antworte so hochdeutsch wie möglich, dass sich der Wald hervorragend zum Austreten handele. Daraufhin guckt sie sehr nichtsaussagend und entgegnet, dass sie auf dem Waldpfad eine Wegalternative vermutet hatte. Schließlich sind wir da ja so selbstsicher hereinspaziert. Zurück an der Gabelung, trauen wir den eigenen Augen nicht, als wir eine Horde Radpilger erblicken. Die Dame hat doch tatsächlich noch Leute angehalten, um mit ihnen über den Caminoverlauf zu philosophieren. Grandios! So sind wir auch noch nie nach einer Piesel-Pause empfangen worden: Mindestens sechs Pilger starren uns an und wir müssen unser natürliches Bedürfnis rechtfertigen und verweisen auf den unübersehbaren Wegweiser. Die Traube löst sich auf und wir marschieren selbstbewusst weiter nach Melide. Hier entdecken wir die Jesusstatue aus dem Traum der ehemals schwerkranken Pilgeromi. Das Monument steht in einer separaten Nische der Kirche und wirkt im Halbdunkel und mit unserem Vorwissen ziemlich gespenstisch. Endstation ist heute eine verwucherte Rasenfläche in einer Gartensparte kurz hinter Melide. Weil meine Handyrechnung uns noch in weiter Ferne erscheint, leisten wir uns von Ritas Geld zum Thunfisch-Olivenbaguette heute noch eine große, frische Zwiebel, eine Cola light Lemon und eine Riesentüte Cashewkerne. Wir fallen, wie so oft, gegen 22:00 Uhr in einen tiefen Schlaf.

Pilgertag 25.
    ETAPPENZIEL: ARZÚA

    Nach der Anstrengung der letzten Tage erwachen wir heute, am 20. September, erst um halb elf. Ich fühle mich mal wieder so richtig gut erholt und freue mich auf unser heutiges Frühstück in Boente. In diesem Nest gibt es zwei Bars. Wir entscheiden uns für das Café, in dem sich nur Einheimische aufhalten. Eine Gruppe älterer Männer ist schon fleißig am Biertrinken und signalisiert uns tanzend, dass doch Fiesta-Time sei und es bald schöne Musik gäbe.
    Weil wir erst einmal was
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