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Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan

Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan

Titel: Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan
Autoren: Anne Holt
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sagte Juni.
    Bis auf einen aufgepusteten Schwimmring um den Bauch war sie splitternackt. Außerdem war sie nass.

    »Hast du gebadet?«, fragte Papa und wuschelte ihr durchs Haar.
    »Nein«, sagte Juni. »Ich war auf dem Klo.«
    »Die musst du festhalten«, sagte Mama und zeigte auf die Handgriffe. »Ich lese jetzt die Frage vor:
Wie heißt die gefährlichste Qualle der Welt, die einen Menschen durch die Berührung eines ihrer langen Tentakel töten kann?
«
    »Ist das wirklich ein Spiel für Kinder?«, fragte Papa besorgt und schien nicht begeistert zu sein, dass Märzbritt sich mit beiden Händen an die Griffe klammerte.
    »Wie gesagt, es ist nur der Prototyp«, sagte Mama beschwichtigend. »Ich habe noch Zeit, mir andere und passendere Fragen auszudenken. Und jetzt kommen die Antworten, zwischen denen du wählen kannst, Märzbritt. 1 . Der Fliegende Holländer, 2 . Jüngling, 3 . Portugiesische Galeere, 4 . A-Jolle.«
    Portugiesische Galeere, dachte Maibritt und hatte recht damit.
    »Jüngling!«, rief Märzbritt.
    Mama steckte den Metallstift in das Loch.
    Das hätte sie besser nicht getan. Ein erschreckendes Flirren ertönte in der Küche. Märzbritts Gesicht verzerrte sich, und ihre ohnehin schon strubbeligen Haare standen nun so wild von ihrem Kopf ab, dass sie Struwwelpeter Konkurrenz machte. Sie starrte Papa mit schreckgeweiteten Augen an, während ihre Arme zitterten wie Wackelpudding. Eigentlich war es ein Wunder, dass ihr die Griffe nicht aus der Hand fielen. Aber im Gegenteil, sie schien die Griffe noch fester zu umklammern.

    Im nächsten Augenblick knallte es und wurde dunkel.
    Das heißt, ganz dunkel wurde es natürlich nicht. Immerhin war es Mai und mitten am Tag. Aber alle Lichter im Haus gingen gleichzeitig aus.
    Mit einem Knall, wie gesagt.
    »Alle Engel im Himmel!«, rief Mama erschrocken und riss Märzbritt die Griffe aus den Händen. »Lebst du noch?«
    »Jetzt bist du zu weit gegangen, Gro!«
    Maibritts Vater wurde äußerst selten mal richtig wütend. Aber nun war er es. Er lief durch die Küche und zog Märzbritt vom Stuhl hoch, auf dem sie schlaff und stumm hockte. Er machte ihren Mund auf und sah hinein, ehe er sie auf den Arm nahm und mit ihr aus der Küche lief.
    »Papa ist Arzt«, sagte Juni und versuchte Mama zu trösten. »Bestimmt kann er Märzbritt reparieren.«
    »Du hast meine neue Freundin gegrillt«, weinte Maibritt. »Märzbritt ist die erste beste Freundin, die ich jemals gehabt habe, und du hast sie
gegrillt

    »Aber nein«, sagte Mama und sprang von ihrem Stuhl auf. »Nicht doch, Schatz, sie wurde nicht gegrillt. Sie hat nur einen kleinen Stromschlag bekommen.«
    »Aber hier riecht es verbrannt!«
    Maibritt schrie jetzt. Sie konnte sich nicht erinnern, Mama jemals angeschrien zu haben.
    Da klingelte es an der Tür.
    »Es klingelt an der Tür«, sagte Juni und lief los, um aufzumachen.
    Sie war immer noch nackt und nass und trug nur einen rosa Schwimmreifen um den Bauch.
    Lieber Gott, dachte Maibritt und schloss die Augen. Da du mich vorhin schon nicht gehört hast, mach wenigstens, dass die Tür klemmt und Juni sie nicht aufkriegt! Und wenn du dann so nett wärst, Mama unter die Dusche zu schicken und ihr klarzumachen, dass sie sich was Ordentliches anziehen soll.
    »Ich flitz schnell unter die Dusche«, sagte Mama und drückte Maibritt einen Kuss auf die Wange, als sie an ihr vorbeihuschte. »Zeit, dass ich was Ordentliches anziehe.«
    Sie lachte, wie sie es immer tat, wenn Papa nicht ganz mit ihr einverstanden war. Ein bisschen zu laut und ohne dass etwas wirklich Witziges gewesen war.
    »Ich krieg die Tür nicht auf!«, heulte Juni. »Kann mir mal jemand helfen?«
    »Nein«, sagte Maibritt und sperrte Juni kurzerhand in die Abstellkammer. Nachdem sie sich mit den Fingern vor dem Spiegel durch die Haare gefahren war, fühlte sie sich in der Lage, die Tür zu öffnen.
    »Hallo«, sagte Anna lächelnd. »Ist Victoria hier?«
    Maibritt wusste nicht, was sie antworten sollte.
    »Ich glaub schon«, flüsterte sie schließlich. »Aber ganz sicher bin ich mir nicht.«

[zurück]
    Fünftes Kapitel,
    in dem Anna es mit der Angst kriegt und ziemlich wütend wird, Märzbritt ins Krankenhaus muss, Mama verspricht, sich zusammenzureißen, und Maibritt Chikkaboo für alle macht, die was haben wollen.
    Anna sah Maibritt verdutzt an. Sie bekam noch größere Augen, als sie ohnehin schon hatte, und lächelte fragend. Maibritt lächelte zurück, obwohl ihr überhaupt nicht danach zumute
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