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Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan

Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan

Titel: Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan
Autoren: Anne Holt
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ohne ein einziges Mal zu meckern, dass das Fleisch verkohlt und das Huhn nicht durch war. Mama sah Anna an und lächelte, und Anna sah Mama an und lächelte zurück. Papa lachte ausgelassen. Selbst Märzbritt blieb für ihre Verhältnisse eine Ewigkeit am Tisch sitzen.
    Als es kühler wurde, wickelten sie sich einfach fester in ihre Decken ein und wünschten sich, dass der Abend nie zu Ende ginge.
    »Ich will heute Nacht bei Maibritt schlafen«, sagte Märzbritt unvermittelt und rülpste laut. »Dann kann Maibritt mit meiner Mama in dem gruseligen rosa Bett schlafen.«
    Die Erwachsenen sahen sich an.
    Mama zuckte mit den Schultern, und Papa sagte, dass das seinetwegen in Ordnung wäre.
    »Nein«, sagte Maibritt. »Heute Nacht soll Papa in meinem Bett schlafen.«
    Die Decke rutschte auf den Boden, als sie aufstand. Die kalte Luft machte ihr eine Gänsehaut. Sie verschwand unter dem Tisch und tauchte auf der anderen Seite wieder auf, wo Mama zwischen Papa auf der einen und Märzbritt auf der anderen Seite saß.
    »Ich will heute Nacht bei Mama schlafen«, sagte Maibritt und kletterte auf Mamas Schoß.
    Sie hatte schon ewig nicht mehr auf Mamas Schoß gesessen. So jedenfalls kam es ihr vor. Der gehörte Juni, irgendwie.
    »Verrückteste Mama der Welt«, sagte Maibritt und drückte ihre Wange an Mamas Wange. »Darf ich heute Nacht bei dir schlafen?«
    Mama drückte sie an sich. Nicht so heftig wie sonst, sondern genau richtig, sanft und fest.
    »Heute Nacht übernachtet meine große Tochter bei mir«, verkündete Mama feierlich. »Das haben wir schon viel zu lange nicht mehr gemacht.«
    Maibritt schloss die Augen. Mama hatte die Arme um Maibritt geschlungen und sang
Idas Sommerlied
. Das sang sie in dieser Jahreszeit sonst immer für Juni.
    Maibritt ging normalerweise allein ins Bett, weil es so lange dauerte, Juni ins Bett zu bringen, dass keine Zeit mehr für die große Schwester blieb.
    Aber jetzt sang Mama nur für Maibritt, und es war Frühling und schön, und keiner stritt sich. Sogar Märzbritt saß ganz still da und hörte einfach nur zu.
    »Ich lasse den Himmel erglühühen, am Abend mit rosigem Schein«
, sang Mama, aber das hörte Maibritt schon nicht mehr.
    Maibritt war nämlich eingeschlafen.

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Impressum
    Diese Übersetzung erscheint mit freundlicher Unterstützung von NORLA, Oslo
    © Verlag Friedrich Oetinger GmbH, Hamburg 2013
    Alle Rechte für die deutschsprachige Ausgabe vorbehalten
    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
    © Anne Holt 2010
    Die norwegische Originalausgabe erschien bei Piratforlaget, Oslo, unter dem Titel »Mai-Britt, Mars-Britt og campingvogna«.
    Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung durch Salomonsson Agency, Stockholm
    Deutsch von Maike Dörries
    Farbige Illustrationen von Katrin Engelking
    E-Book-Umsetzung: 2013

    ISBN 978-3-86274-350-6
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