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Zwanzigtausend-Dollar-Date

Zwanzigtausend-Dollar-Date

Titel: Zwanzigtausend-Dollar-Date
Autoren: E McKay
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Stadt leben zu müssen, die kleiner war als die Träume, die man hatte.
    Statt die Mädchen an ihre Pflichten zu erinnern, nahm sie einen Stapel pinkfarbene Stoffservietten und den Besteckkasten, um selbst Besteck einzurollen.
    „Vielleicht fliegt er ja mit ihr zum Dinner nach Mexiko.“
    „Das geht nicht“, erwiderte Molly. „Dazu bräuchte sie einen Reisepass.“
    Beide sahen Claire an. „Hat er dich gebeten, deinen Pass mitzubringen?“
    „Nein. Er hat mir zu der Verabredung kein Sterbenswörtchen gesagt.“
    In den eineinhalb Wochen seit der Versteigerung hatte sie überhaupt nichts mehr von Matt gehört. Gestern hatte eine gewisse Wendy von FMJ angerufen, um ihr mitzuteilen, dass sie am kommenden Sonnabend um sechs von einer Limousine abgeholt werden würde und ein Hotelzimmer für sie reserviert worden sei. Deshalb solle sie eine Reisetasche mit ihren Übernachtungssachen mitbringen. Claire hätte Matt gern gesagt, was sie davon hielt, aber Wendy hatte sich geweigert, sie durchzustellen. Auch als sie versucht hatte, Matt direkt anzurufen, war sie wieder bei Wendy gelandet.
    Die Erinnerung an dieses Telefonat ließ sie die Zähne zusammenbeißen und sich auf ihre Arbeit konzentrieren: Serviette ausbreiten, Messer, Gabel und Löffel darauflegen, die Ecken einschlagen, rollen. Manchmal trieben die Kleinigkeiten im Leben sie an. Nicht daran denken, dass das Leben nicht so verlief, wie man es geplant hatte. Nicht an die Träume denken, die man aufgegeben hatte. Sondern sich einfach auf das Alltägliche konzentrieren.
    „Also weißt du nur, dass er mit dir über Nacht irgendwohin fliegt.“
    Die beiden Mädchen seufzten erneut.
    „Wie romantisch!“
    „Das ist es nicht!“ Claires Verärgerung über die ganze Situation gewann die Oberhand. „Romantisch ist, wenn in ‚Harry und Sally‘ Harry am Silvesterabend durch New York City rennt, weil er erkannt hat, dass er Sally liebt und an diesem Abend ein gemeinsames Leben mit ihr beginnen möchte. Romantisch ist nicht, wenn ein Typ viel zu viel Geld hat und zu viel Geld ausgibt, nur um zu zeigen, dass er welches hat. Das hat nichts mit Romantik zu tun, sondern mit seinem Ego.“
    „Er versucht, dich zu beeindrucken“, widersprach Olga. „ Deshalb ist es romantisch.“
    „Nein, er versucht nicht, mich zu beeindrucken.“ Matt wusste, dass sie ein schlichtes Rendezvous wollte. Etwas, was nicht viel Aufsehen erregen würde. Stattdessen bereitete er einen Flug vor. Er versuchte nicht, sie zu beeindrucken, sondern zu quälen. Wie niederträchtig.
    Kopfschüttelnd raunte Molly Olga zu: „Was weiß sie schon von Romantik? Wie lange ist es her, seit sie zuletzt ein Date hatte?“
    „Zu lange. Das muss vor meiner Zeit hier gewesen sein.“
    Claire ignorierte ihre beiden Kellnerinnen. Aber irgendwie hatten sie recht. Ihre einzige ernsthafte Beziehung war die mit Matt gewesen, und sie selbst wusste ja am besten, was dabei herausgekommen war. Vielleicht hatte sie keine Praxiserfahrung mit Romantik, doch sie hatte eine gute Vorstellung davon.
    „Eins kann ich euch ganz sicher sagen.“ Sie breitete eine weitere Serviette aus. „Mit diesem Date stellt er nur seinen Reichtum zur Schau. Wirft mit Geld um sich, weil er es sich leisten kann. Matt Ballard ist keinen Deut anders als die übrigen Ballards in der Stadt. Sie glauben, sie können sich alles erlauben, nur weil sie reich sind und Einfluss haben.“ Sie atmete tief durch und legte das Besteck zurecht, schlug die Ecken der Serviette ein und rollte das Ganze auf. „Das ist absolut unromantisch.“
    „Claire, du gehst nicht oft genug aus.“
    „Ganz genau!“, stimmte Olga zu. „Wenn irgendein reicher Typ ein Vermögen für dich ausgeben will, warum genießt du das nicht einfach?“
    Hm … warum eigentlich nicht?
    Sie überlegte. Weil Matt Ballard der Teufel in Person war. Darum. Weil er ein verlogener Schuft war. Weil er all das, was ihr etwas bedeutete, nicht zu schätzen wusste: harte Arbeit, das Richtige zu tun, Familie. An dem festzuhalten, was wirklich wichtig war.
    Da Molly und Olga sicher nicht verstehen würden, was sie meinte, schenkte sie sich einen Kaffee ein und trank ihn schweigend, bis neue Kundschaft erschien und ihre Unterhaltung ohnehin ein Ende hatte.
    Claire schickte Molly und Olga zurück an die Arbeit und brachte die Speisekarte selbst an den Tisch, obwohl die Walsteads Stammgäste waren und die Karte auswendig kannten.
    „Hallo, Steve, Shelby“, begrüßte Claire die beiden Erwachsenen.
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