Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zungenkuesse mit Hyaenen

Zungenkuesse mit Hyaenen

Titel: Zungenkuesse mit Hyaenen
Autoren: Else Buschheuer
Vom Netzwerk:
einer, spätestens nach anderthalb Stunden seine Wirkung verlieren.
    Müllers Blick wanderte bereits genüsslich an Gritli auf und ab. »Ich frage mich, ob Sie gut im Bett sind.«
    »Keine Zähne im Maul, aber La Paloma pfeifen!«, sagte Gritli.
    Müller war verdutzt, vielleicht sogar ein wenig verstimmt. SeinCharme kam hier offenbar nicht an. »Ich habe schon entgegenkommendere Damen erlebt.«
    Gritli blies die Backen auf. »Vor hundert Jahren oder was!«
    »Fräulein, sind Sie etwa prämenstruell?«
    »Bin weder Fräulein, weder schön ...«
    »Wo sie recht hat, hat sie recht.«
    Ich zerrte Gritli in die Küche. Es war der falsche Zeitpunkt, um Müller zu desavouieren.
    »Der Mann ist todkrank«, flüsterte ich.
    »Was hat er denn? Morbus Berlusconi im Endstadium? Sag mal, ich hab vorhin schon gedacht ...«, sie nahm meinen Kopf und schnupperte, »... riechen deine Haare nach Möse?«
    »Hat hier eben jemand Möse gesagt?«, rief Müller aus dem Wohnzimmer.
    »Böse«, sagte ich, »ich sagte eben zu meiner Freundin: Sei nicht so böse!«
    »Ach, das ist Ihre Freundin?«
    »Bekannte! Meine Bekannte!«
    »Wissen Sie, ich liebe widerspenstige Frauen«, sagte Müller. »Sie sind zwar im Allgemeinen etwas weniger hübsch, aber da bin ich flexibel.«
    Gritli kochte, schwieg aber.
    Ich musste die Sache jetzt in die Hand nehmen. »Herr Doktor Müller, Sie kennen Ramona Rothe?«
    »Ramona, Ramona, helfen Sie mir mal!«
    »Das junge Mädchen, das für Sie eine Falschaussage gemacht hat, damals nach dem Unfall?«
    »Ach, die Mona! Eine süße Puppe! Und ihre Mutter war fast noch schärfer.«
    Mutter eine süße Puppe, sei’s drum! Und Oma Ernie, sie war noch schärfer? »Sie wissen, dass Sie mit Ramona Rothe einen Sohn haben?«
    »Ein Mann weiß nie genau, mit wem und wo er Kinder hat, er streut einfach seine Gene.«
    »Und zahlt Alimente.«
    »Ab und zu auch das.«
    »Dieser Sohn bin ich.«
    »Du bist was?«, rief Gritli.
    »Sie wollen also mein Sohn sein?«, sagte Müller amüsiert.
    »Wie heißen Sie – wie heißt du noch?«
    »Michael.«
    »Ich werde dich Meikel nennen!«
    »Nenn mich, wie du willst. Wir haben nur eine Stunde Zeit.«
    »Wieso, willst du weg?«
    »Nein, in einer Stunde wird das Medikament, das dir Teuben gespritzt hat, seine Wirkung verlieren, und du wirst wieder wie ein Gemüse in deinem Rollstuhl hängen.«
    »So ein Unsinn!«
    »David Königstein und Herr Dr. Teuben wollten dich berauben und entmündigen, vielleicht sogar töten.«
    »Du liest zu viele Krimis.«
    »Gritli, geh an meinen Computer, google Testament, Patientenverfügung und so weiter, und setz mal was auf.«
    »Was soll ich denn aufsetzen?«
    »Herr Doktor Müller möchte gern sein Testament machen.«
    »Das möchte ich ganz und gar nicht. Ich erfreue mich bester Gesundheit. Ich würde es vorziehen, einen guten Rotwein zu trinken und eine kubanische Zigarre zu rauchen.«
    »Mach, was ich dir sage«, brüllte ich Gritli zu. Zu meiner und Müllers Verwunderung gehorchte sie.
    »Du hast die Weiber im Griff«, sagte er, »du musst mein Sohn sein!«
    »Du bist dement, und du weißt es, zumindest in deinen klaren Momenten. Teuben spritzt dir mehrfach am Tag Axura.«
    »Woher weißt du das?«
    »Stimmt es, dass du Teuben, Gürkchen, die Madame und David Königstein als deine Erben eingesetzt hattest, dass du aber nach deiner Demenzdiagnose dein Testament zugunsten von Felicitas Müller geändert hattest?«
    »Ja.«
    »Ist es möglich, dass Felicitas sterben musste, damit sie dich nicht beerbt?«
    »Du meinst, dass jemand sie umgebracht hat? Einer von der Bande? Möglich ist alles.«
    »Die wollen an dein Vermögen ran. Aber du hast ja jetzt einen Erben, du hast mich, deinen Sohn.«
    »Nach mir die Sintflut. Hast du einen guten Rotwein und eine Zigarre?« »Nein, aber einen schlechten Weißwein und eine Zigarette.«
    »Besser als nichts«, sagte Müller.
    »Für mich auch«, rief Gritli tippend vom Bett.
    Müller hielt nachdenklich sein Weinglas in der einen, die Zigarette in der anderen Hand. »Mit dem Vermögen, das ist so eine Sache. Wenn mein Sonnenkönig-Projekt platzt, bin ich pleite. Ich hab all mein Geld drinstecken, und ich hab auch die Villa beliehen, aber irgendwie hab ich mich verrechnet.«
    »Wieso?«
    »Ich kann meinen Star nicht bezahlen.«
    »Du kannst Javier Bardem nicht bezahlen?«
    Gritli war aufgestanden, der Drucker druckte. »Wie viel kostet der denn?«, fragte sie.
    »Mein Stand war fünf Millionen, aber seit der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher