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Zungenkuesse mit Hyaenen

Zungenkuesse mit Hyaenen

Titel: Zungenkuesse mit Hyaenen
Autoren: Else Buschheuer
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Stachel tief ins Parkett rammen. Sie würde ihm gehören bis ans Ende seiner Tage, und dieser scheußliche Müller würde endlich seine Gichtgriffel von ihr lassen.
    Figürlich stand Frau Puvogel dem Cello näher als Felicitas. Ihre gedrungene Gestalt mit dem ausladenden Gesäß sollte nun bald nackt vor Béla stehen, nur wenig größer als sein geliebtes Instrument, und die drallen, mit Leberflecken übersäten Arme heben, um ihn fest zu sich herunterzuziehen. Frau Puvogel war in Verzückung. Béla war in Not. Dennoch gelang es ihm, eine Fristverlängerung für die nicht gezahlten Mieten der Roten Müllerin zu bewirken.
    Nur war die Sache leider damit nicht erledigt für Frau Puvogel, deren polkahafte Libido ihm die Luft zum Atmen nahm. Als sie dahinterkam, dass er nicht nur mit der sogenannten Bestsellerautorin regelmäßig verkehrte, sondern auch mit dem schwulen Modedesigner Königstein intim gewesen war, schwor sie bittere Rache. Noch eenen dieser Lumpen würde sie nicht ungeschoren davonkommen lassen.

UND DIE HUREN? – RANDFIGUREN!
    »Und dann hat sie eins von deinen blauen Augentropfenfläschchen aus dem Müll gefischt und mit Sekundenkleber gefüllt und hat es gegen das, was du dem Cellisten mal geschenkt hast, vertauscht«, sagte Gritli.
    »Die Puvogel? Nein!«
    »Doch!«
    »Nein!«
    »Doch!«
    »Jetzt fällt mir wieder ein, sie hat mir sogar mal gesagt, dass sie den hasst. Und ich hab nicht nachgefragt!«
    »Du Topjournalist! Dich hat sie vermutlich auch gehasst. Ich nehme mal an, die hat billigend in Kauf genommen, wenn nicht sogar bezweckt, dass du deswegen hopsgenommen wirst. Weiß ja jeder, dass du immer mit den albernen blauen Fläschchen rumläufst.«
    »Aber warum hat sie gestanden?«
    Gritli hielt mir den aktuellen Mittagskurier hin. Mutter war auf der Titelseite: »Mein Michi ist unschuldig!«
    Seltsame Dinge gingen hier vor. »Was ist mit Gürkchen?«
    »Hatte ein klares Motiv, die Rote Müllerin beiseitezuschaffen: Eifersucht. Andererseits ist er ein geschwätziger Handlanger ohne Rückgrat. Er taugt zum Schmierestehen, aber kriminelle Energie hat er nicht. Da fällt mir ein, hast du den Schrank und alle Sachen hier genau durchsucht?«
    »Mehr oder weniger. Wieso?«
    »Haste oder haste nicht? Müller hatte die Rote Müllerin zu seiner Universalerbin eingesetzt. Du erinnerst dich? Er hat das Testament auf ihrem nackten Rücken geschrieben. Es muss hier irgendwo sein.«
    Gritli lief zum Schrank, warf alles hinaus und durchsuchte ihn. Sie hielt die Schachtel mit den Medikamenten in der Hand:
    »Schlafmittel, Antidepressiva, Viagra – mein lieber Scholli!«
    Ich sah ihr beim Wühlen zu. »Eine besonders heimtückische Person hast du noch vergessen!«
    »Wen denn?«
    »Dich! Du hast jahrelang eine Behinderung vorgetäuscht, um David Schuldgefühle zu machen. Und wenn ich so recht drüber nachdenke: Wer weiß, wie deine Eltern gestorben sind, die dir so viel Geld hinterlassen haben. Vielleicht hast du ja das Flugzeug manipuliert?«
    »Zu viel der Ehre! Und du, Meikel, was ist mit dir? Du bist von einerLeiche besessen. Auf mich stehst du nur, wenn ich mich anziehe wie sie.«
    »Wie wer?«
    »Du weißt genau, wer gemeint ist. Du hast dich von deiner Mutter kastrieren, von der Roten Müllerin dressieren, von Big Ben kaufen, von Müller abkochen lassen – und wer weiß, ob sie dich nicht im Gefängnis als Spitzel angeheuert haben.«
    »Jetzt bleib mal auf dem Teppich, Kleine! Es sind noch ein paar Posten offen. Was ist mit Barbie-Oma?«
    »Die halte ich allerdings für kreuzgefährlich. Gedemütigt, verarscht, hat nichts zu erwarten und deswegen auch nichts zu verlieren.«
    »Da scheinst du dich ja auszukennen!«
    »Danke! Nee, echt, Lydia hat kriminelles Potential, da verwett' ich meinen Arsch drauf.« Sie warf alles zurück in den Schrank. »Scheiße, ich finde nix.«
    »Und ihre Huren?«
    »Randfiguren.«
    Das reimte sich. Wir mussten lachen.
    »So«, sagte ich, griff zum Stift und beuge mich über das Strickmuster, »dann streichen wir jetzt mal die Luschen durch!«
    »Luschen streicheln?«, sagte Gritli und griff mir neckend in die Haare. »Komm her, du scheiß Lusche!«
    Ich machte mich los und betrachtete sie. »Die Locken stehen dir gut! Könntest du dir vorstellen, deine Haare rot zu färben? Und grüne Augen würden dir auch sehr gut stehen.«
    »Scheiße, Michael, du bist pervers!«
    Gritli schubste mich weg, aber nicht so heftig, wie es meine Zumutung erfordert hätte.

DES PUDELS
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