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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten
Autoren: Mary Scott
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glaube Kit, das werde ich nie lernen. Du erinnerst dich, wie Miss Reed in meinem Zeugnis schrieb: >Janes Aufsätze leiden unter ihrer Unfähigkeit, auch nur die einfachsten Wörter richtig zu schreiben<. Das stimmt. Ich muß alles nachsehen, und wenn es der Chef einmal eilig hat, bin ich erledigt. Ich versage — und ich sehe zu jung aus.«
    »Steigere dich nur nicht hinein, mein Schatz. Wir werden genau die richtige Stellung für dich finden. Und jung auszusehen ist eine prima Sache. Du hast ein liebes kleines Gesicht und hübsche graue Augen, und du bist wirklich klug. Ich wünschte, ich könnte das von mir sagen.«
    »Klug! Schade, daß dieser widerliche Philip Park das nicht hören kann.«
    »Ist er widerlich? Ich habe ihn nur einmal gesehen, damals, als ich dich im Büro besucht habe, aber ich fand ihn eher faszinierend.«
    Jane seufzte. Kit hatte die fatale Neigung, die meisten Männer faszinierend zu finden. Das machte das Leben für sie beide kompliziert.
    »An ihm ist überhaupt nichts Faszinierendes. Er sieht nicht einmal gut aus.«
    »Nein, aber er sieht interessant aus. Wie der Mann, der seine verrückte Frau im Obergeschoß versteckt hielt und versuchte, die Erzieherin zu heiraten.«
    »Wen meinst du um Himmels willen?«
    »Das Buch, das wir in der Schule lesen mußten. Sie tanzte mit dem Hochzeitsschleier der Erzieherin auf dem Kopf durch die Gegend.«
    »Ach, Rochester. Philip Park ist ganz anders, einfach eingebildet und ekelhaft. Ich weiß, ich bin böse, weil es das erste Mal ist, daß ich gefeuert werde, und man fühlt sich als schrecklicher Versager. Sprechen wir nicht mehr davon. Kit, was machen wir jetzt? Wir sitzen beide in demselben Boot.«
    »Arbeit finden, natürlich. Ist massenhaft zu haben.«
    »Finden ist kein Problem, aber können wir sie behalten?«
    Bei sich dachte Jane, daß eigentlich wohl niemand ein Mädchen wollte, das von Rechtschreibung keine Ahnung hatte, und ein anderes, das zwar aussah wie die heilige Jungfrau, die am Himmelstor lehnte, aber nur die eine zweifelhafte Fähigkeit besaß, wenig vertrauenerweckende Männer anzuziehen. Sie schienen ein hoffnungsloses Paar zu sein.
    »Wieviel Geld hast du?« fragte Katherine plötzlich und ging zu dem Taufbecher, in dem sie ihr Haushaltsgeld aufhoben, schüttete den Inhalt auf den Tisch und zählte gespannt.
    »Dreißig Pfennig und zwanzig Mark und zwanzig Pfennig. Macht einundzwanzig Mark. Noch mal fünfzig Pfennig macht einundzwanzig Mark und fünfzig.«
    »Das Rechnen hast du auch nicht erfunden«, lachte Jane und nahm ihr den Becher weg.
    Katherine seufzte. »Wenn ich nur Kleingeld zählen könnte, könnte ich vielleicht eine Stellung in einer Kunsthandlung finden, ich würde so gerne Bilder ansehen und Künstler treffen. Und wenn du was von Rechtschreibung verstündest, könntest du Sekretärin bei einem großen Finanzmann werden, denn du verstehst was von Geld. Aber wie die Dinge liegen...«
    »Einundzwanzig Mark. Das ist alles. Wie die Dinge liegen, sind wir für den Markt eine unverkäufliche Ware. Daß ich was von Geld verstehe, hilft mir nichts, denn wir haben keins, und ich bin ohne meinen Wochenlohn gegangen. Gott sei Dank ist die Miete fällig. Das hilft uns wieder über ein oder zwei Wochen hinweg.«
    In eben diesem Augenblick schob der Briefträger ein paar Briefe durch den Schlitz, und die Mädchen entdeckten einen Brief ihres Mieters. Er enthielt den Scheck, aber auch eine Kündigung, die in vierzehn Tagen wirksam werden sollte. Höflich wurde erklärt, daß das Haus zwar sehr schön sei, es ihnen aber nun zu abgelegen erscheine und für ihre Zwecke zu geräumig sei.
    Das war ein schwerer Schlag. Jane schluckte und sagte dann:
    »Fünfzig Mark die Woche den Bach hinunter. Diese Wohnung kostet uns dreißig Mark, und wir müssen leben. Wir müssen uns beeilen und Stellen finden. Es wird nicht leicht sein, das Haus wieder zu vermieten, es ist so groß und so isoliert an der See.«
    »Künstler haben eine Vorliebe für so etwas. Laß uns eine Annonce aufgeben und schreiben >Für einen Künstler wie geschaffen<.«
    »Unsere Reserve haben wir jetzt wohl ziemlich aufgebraucht.
    Wir sind bald am Ende. Wir könnten versuchen, es zu verkaufen, aber ich glaube, auch das würde schwer sein. Alle wollen moderne Häuser und eine halbe Stunde von der Stadt entfernt sein.«
    »Macht nichts, wir haben doch Geld auf der Bank. Denk an meine zwölfhundert Mark. Wir sind nicht pleite.«
    »Das Geld werden wir nicht anrühren.
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