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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten
Autoren: Mary Scott
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Liebe?«
    Es war noch viel besser. Sie kannte Miriam, und sie wußte, daß sie bestimmt wertvoller sein würde, als zwei erfahrene Dienstmädchen, die eine geregelte Arbeitszeit und viele andere Vorzüge erwartet hätten. Miriam würde sich freuen, zu jeder Stunde zu arbeiten, für eine kurze Unterhaltung mit Jane oder Hua eine Pause einzulegen und die Gäste lustig, aber bestimmt in der Hand zu haben. Sie beurteilte die Menschen immer tolerant, aber klug. »Der Schwierigkeiten machen, ganzen Tag, ganzen Tag. Dies wollen, das wollen. Hat bestimmt nicht viel in seine eigene kainga. Miriam zuhören und nichts sagen. Das ihn macht müde.« Und über eine andere fröhliche, aber etwas liederliche Seele: »Er sehr glücklich. Viel lachen. Hat Flasche versteckt. Miriam finden und Hua sagen. Hua sagen — kein Trinken in Haus, bitte. Kleine Miss befohlen.«
    Hua war unbezahlbar, nicht nur weil er mit sanfter Gewalt Ordnung erzwang, sondern weil er unaufhörlich alle erdenklichen Arbeiten verrichtete. Er kam in die Küche und schälte Kartoffeln, half anzurichten und zu servieren. Als Jane gegen die Vielfalt seiner Aufgaben und gegen seine lange Arbeitszeit protestierte, lächelte er nur und sagte: »Ich beistehen. Ich Boß gesagt — ich beistehen.« Jane wurde zur »kleinen Miss« gemacht, während ihr Personal ihre Interessen schützte und das Haus leitete. Miriam achtete jedoch darauf, daß keine Zweifel über Janes Wichtigkeit aufkamen.
    »Kleine Miss, Boß hier. Gehören großes Haus. Gehören alles. Bald weggehen. Haben Freund, sehr großen Mann, viel reich, viel klug. Kleine Miss ihn heiraten. Werden große Dame.« So hörte Jane zu ihrer Verwirrung, wie Miriam angab.
    Während der fünf Ostertage vermißte Jane Katherine sehr. Nicht wegen der Hilfe, die sie geleistet hatte; ihr gegenwärtiges Personal arbeitete viel härter und zuverlässiger. Sie brauchte ganz einfach Kit selbst — Kit, die über die Gäste und ihre Schwächen lachte, Kit, die die ganze lächerliche Situation begriff, Kit, die zärtlich sagte: »Liebling, du bist müde«, auch wenn sie nichts tat, um dieser Müdigkeit abzuhelfen.
    »Wenn zwei Menschen immer dasselbe gemeinsam getan haben«, schrieb sie an Philip, »fühlt sich der eine, der zurückbleibt, als wäre er halbiert worden.«
    »Eine andere Hälfte wartet darauf, die fehlende zu ersetzen«, schrieb er zurück. »Wann kommt dieser Brief, Jane? Bis ich Dir ein konventionelleres Geschenk geben darf, schicke ich Dir den kleinen goldenen Schlüssel. Als meine Mutter ihn mir gab, sagte sie: >Behalte ihn immer, bis Du die Frau findest, die Dein Herz öffnen kann.< Ich habe Dir erzählt, daß sie sentimental war. In letzter Zeit fürchte ich, daß ich diesen Zug geerbt habe.«
    »Du sentimentaler Mensch«, antwortete Jane, »Du weißt ganz genau, daß Du damit angegeben hast, keine feinen Gefühle zu haben. Aber ich liebe den kleinen Schlüssel.«
    Wenn immer das Haus für wenige Minuten leer war, eilte sie zum Telefon, um Nora alles zu berichten. »Hua ist herrlich als Serviererin. Er zieht sich eine weiße Rüschchenschürze von Kit an, die er liebt — natürlich über sein Kattunzeug. Er plaudert mit jedem, wenn er bei Tisch serviert und schaltet sich in ihr Gespräch ein — und die meisten finden es wunderbar. Und wenn es ihnen nicht gefällt — wem tut es was?«
    »Und wie macht sich Miriam?«
    »Oh, fantastisch. Du kannst dir nicht vorstellen, wieviel Arbeit sie schafft. Natürlich, wenn sie es eilig hat, fliegt der Staub einfach zum Fenster hinaus oder unter das Bett. Aber du solltest sie einmal mit den Gästen hören — sie redet sie in gute Laune oder schüchtert sie schrecklich ein; sie sind beide fantastisch, und ich werde dem guten alten >Fürsten< immer dankbar sein, daß er sie geschickt hat. Nora, womit habe ich nur solche Freunde verdient?«
    »Ich weigere mich, nähere Auskunft zu geben, aber vielleicht kann dich Philip aufklären.«
    »Philip? Aber es ist doch völlig hoffnungslos. Er weiß nicht, wie man schöne Worte macht.«
    Hinterher sagte Nora zu Hugh, Jane habe jetzt vielleicht gelernt, daß Menschen, die immer zärtlich sind, und >Liebling< sagen, einen letzten Endes sitzenlassen.
    »Das ist genau das, was ich dir immer zu erklären versuchte, wenn du ein Kompliment hören wolltest«, erwiderte er lieblos.
    Die stürmische Zeit ging mit Ostern zu Ende, aber ein paar Leute blieben. Trotz Philips Protest war Jane froh darüber. »Verstehst Du denn nicht, mein dummer
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