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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten
Autoren: Mary Scott
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Natürlich habe ich auch noch meine Versicherung, die ich bekam, als ich einundzwanzig wurde, aber ich habe Mutter versprochen, sie nur anzubrechen, wenn ich wirklich in der Klemme sitze. Das sind sechstausend Mark.«
    »Laß uns doch beide unser Geld brauchen. Wenn wir eine Stelle bekommen, können wir es zurückbringen. Es ist albern, Geld auf der Sparkasse versauern zu lassen. Tante Edith braucht ja nichts davon zu wissen.«
    Es war immerhin eine Erleichterung, daß sich Mrs. Lee zu diesem Zeitpunkt auf hoher See befand, außer Reichweite guter oder schlechter Nachrichten. Sie war vor drei Wochen nach England gesegelt, in dem Glauben, ihre Tochter und ihre Nichte seien gut versorgt. Jane schien eine sichere Stellung in der Rechtsanwaltspraxis zu haben, und Katherine würde bald verheiratet sein, was letzten Endes wohl ein Segen war. Edith Lee akzeptierte Deryk; er war vielleicht etwas langweilig, aber er stand sich nicht schlecht, und es war Verlaß auf ihn. Genau das Richtige für Katherine. Endlich schien der Moment gekommen, wo sie ihren einzigen Sohn besuchen konnte, der in England eine gute Position hatte und unverheiratet war. Sie wollte mindestens ein Jahr bleiben.
    Das hatte sie gewiß verdient, denn sie liebte Matthew heiß und innig und hatte sich eigentlich nie eine Tochter gewünscht. Es war ihr hoch anzurechnen, daß sie, obwohl ihr zwei Mädchen statt einem aufgehalst worden waren, nie geklagt hatte, sondern ihrer Pflicht gewissenhaft, wenn auch nicht begeistert nachgegangen war.
    Es war ein schwerer Schlag für sie gewesen, als Katherines Mutter starb und das Kind von England in die Obhut ihres Onkels Warren Lee geschickt worden war. Katherine war ein hoch gewachsenes, hageres Mädchen, aber es war offensichtlich, daß sie eines Tages sehr hübsch werden würde. Jane, die damals ein kleines pummeliges Mädchen mit rundem Gesicht war und nur durch ihre feinen grauen Augen etwas an Reiz gewann, bewunderte ihre Kusine von diesem ersten Kennenlernen an. Sie hatte sich immer eine Schwester gewünscht, und Katherine war nur ein halbes Jahr älter. Wenn auch die Zuneigung stärker von der einen Seite kam, so nahm sie Katherine herzlich und freundlich entgegen, und dieses Verhältnis hatte nie nachgelassen.
    Jane hatte immer verkündet, daß Kusinen, die zusammen erzogen wurden und sich gut verstanden, wie Schwestern seien, vielleicht noch besser. Es bestand keine Verpflichtung, und sie konnten sich trennen, wenn sie es wollten. Tragisch war für sie nur, wenn sie es sich auch nicht eingestehen wollte, daß sie sich niemals von Katherine trennen konnte.
    Die Waise war die Tochter von Warren Lees Schwester, die einen Engländer geheiratet hatte. Ihr Bruder hatte immer gesagt, daß Truda wahrscheinlich am Scheitern der Ehe schuld war. »Truda war eine Intellektuelle. Ein brillanter Geist, zugegeben, aber ein selbstgefälliger Pedant. Sie hätte jemanden heiraten sollen, der ebenso klug und engstirnig wie sie selbst war.«
    Wilfrid Cunningham war zweifellos außergewöhnlich großzügig gewesen, und das Ergebnis war eine Scheidung nach einigen Jahren. Wilfried war sofort in die Armee eingetreten, und Truda schrieb, daß er als »Vermißt und totgeglaubt« gemeldet worden sei. Sie hatte ihren Mädchennamen wieder angenommen, war in England geblieben und 1944 bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen. Die Anwälte, die mit ihrer Angelegenheit betraut waren, hatten das Kind in die Obhut ihres Bruders nach Neuseeland geschickt, und von dem Vater hatte man nie etwas gehört.
    Warren hatte die zwei kleinen Mädchen sehr gerne gehabt, aber er starb, als sie zwölf Jahre alt waren, und bald darauf hatte Matthew, sein hochbegabter Sohn, ein Stipendium für Cambridge bekommen. Mrs. Lee war mit den zwei Kusinen zurückgeblieben und hatte nun gewiß endlich diese Ferien verdient.
    Als sie abreiste, hatte die gelangweilte, aber gehorsame Katherine eine Halbtagsstellung als Gesellschafterin einer Dame, die auf eine Augenoperation wartete, übernommen. Natürlich gab sie das fast sofort nach der Abreise ihrer Tante auf, weil sie es für besser hielt, Deryk Ross in zwei Monaten zu heiraten. Jane hatte ihre Arbeit bei Park, Fairbrother and Park und nahm sie ernst, wie es ihre Art war.
    Mrs. Lee lagerte ihre Möbel ein, fand eine kleine Wohnung für die Mädchen und tröstete sich mit dem Gedanken, daß, wenn irgend etwas schief ginge, Jane noch immer die fünfzig Mark Miete des Hauses haben würde. Sie hoffte, daß ihre
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