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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten
Autoren: Mary Scott
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Andrew verbrachte dort den Rest seiner Tage allein, glücklich und zufrieden, und malte immer schlechter. Kurz nach seiner Heirat hatte er seine Frau verloren, und Kinder waren nicht da, aber plötzlich wurde ihm nach Warren Lees Tod bewußt, daß er ein Patenkind besaß.
    Er lud Jane ein, zwei Wochen in ihren Sommerferien alleine zu ihm zu kommen. Eigentlich war sie ihm lästig, aber er freute sich darüber, daß sie das riesige alte Haus, den nahegelegenen Strand und die bunten Sträucher, die die ganze Küste säumten, liebte. Er lebte von seiner Lebensrente, und als er im Sterben lag, sagte er zu seinem Notar. »Sie soll es haben, mein Patenkind. Es ist alles, was ich besitze, und sie mochte es gerne.«
    Das war vor sechs Jahren gewesen, und seitdem war es an verschiedene Künstler und dann an einen Mann, der ein Buch über Spiritismus schreiben wollte, vermietet worden. Es hatte immer einmal eine Zeit lang leergestanden, weil es für den Durchschnittsmieter zu groß und zu abgelegen war, aber die Miete hatte dazu beigetragen, Janes Erziehung und ihre Sekretärinnenausbildung zu finanzieren. Als sie abgeschlossen war, hatte Mrs. Lee Jane das Haus übertragen und ihr geraten, die Miete zur Bank zu bringen und sie für Instandsetzungsarbeiten zu sparen. Mit Katherines Hilfe hatte Jane nun das Geld ausgegeben und sich dabei gut amüsiert.
    Jetzt war das vorbei, und das Haus würde sich nun wahrscheinlich als eine finanzielle Belastung erweisen. Wenn Jane an die Steuern dachte, weinte sie den Schecks fast nach, aber nur fast.
    Schließlich beschlossen sie, es zu verkaufen, und verbrachten manch herrliche Stunde mit Plänen, was sie mit dem riesigen Ertrag aus dem Verkauf tun würden. Zunächst nahmen sie beide eine neue Stellung an. Katherine verbrachte die herrlichen Frühlingstage mit der Pflege eines unfreundlichen Invaliden und machte keineswegs ein Geheimnis aus ihrer Unzufriedenheit. Jane versuchte es in einem anderen Warenhaus, aber das Arbeitsverhältnis endete, als sie sich mit einer Frau stritt, weil sie ein müdes und quengeliges Kind geohrfeigt hatte.
    Der Betriebsleiter sagte: »So können Sie nicht mit Kunden sprechen. Ja, ich bin überzeugt, daß diese Frau eine Hexe ist, aber es steht Ihnen nicht zu, es ihr zu sagen. Alles im allem glaube ich, Sie sind hier nicht ganz am rechten Ort.«
    »Schlimm ist nur, daß ich nirgends am rechten Ort bin«, sagte sie traurig zu Katherine, als sie über ihrem Abendessen saßen. Es war alles andere als fröhlich verlaufen, denn Katherine war jetzt so weit gekommen, daß sie über ihren schwierigen Invaliden Tränen vergoß. Jetzt wurde sie plötzlich wieder lustig und bekam ihren »inspirierten Blick«, wie Jane es nannte.
    »Mein Schatz, ich habe eine phantastische Idee. Warum kannst du nicht zur Bühne gehen? Du weißt, welchen Erfolg du in der Schule hattest, und wie gut die Kritiken nach dem Theaterspielen im Winter waren. Du würdest das große Geld verdienen, und ich könnte deine Ankleidefrau werden oder sonst etwas.«
    Jane lachte. »Zur Bühne gehen? Liebe Kit, sich mich doch an. Kannst du dir mich als glänzenden Stern vorstellen? Zur Schauspielerin braucht man schon etwas mehr als ein paar Erfolge auf der Schulbühne.«
    Katherine seufzte und aß weiter. »Jedenfalls bist du eine himmlische Köchin. Dieses Omelett ist göttlich.«
    »O ja, ich weiß, daß ich kochen kann. Vielleicht würde ich besser so eine Arbeit annehmen, aber es würde mir überhaupt keinen Spaß machen.«
    »Stimmt natürlich, und außerdem müßtest du mich hier alleine lassen, und das könnte ich einfach nicht aushalten. Sprich erst gar nicht davon.«
    »Schon gut, aber irgend etwas müssen wir tun. Heute ist ein Brief von diesem grauenhaften Makler gekommen, er sagt, man brauche gar nicht erst versuchen, das Haus zu verkaufen, bevor nicht neu tapeziert und angestrichen ist. Ich wünschte, wir könnten hingehen und es uns selbst ansehen. Vielleicht will er uns reinlegen.«
    »O bitte, laß uns gehen. Dann kann ich Mrs. Green morgen kündigen. Ich hasse die Arbeit und habe schon seit Tagen Kopfschmerzen.«
    Jane war gleich sehr besorgt. »Dann mußt du natürlich sofort gehen. Sage es ihr morgen. Ich hatte gerade einen Einfall. Wie wäre es, wenn wir selbst anstreichen und tapezieren würden? Erinnerst du dich, wie wir Mutter geholfen haben, die Zimmer herzurichten? Es würde kaum etwas kosten, wenn wir es täten.«
    Katherines Gesicht glühte. »Laß es uns machen. Ich wollte schon
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