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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten
Autoren: Mary Hooper
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Freundschaft mit Martha ebenfalls hilfreich für uns Nein würde, weil sie, sowohl was das Verhalten im Pesthaus als auch was Mr. Beade betraf, eine zuverlässige Informationsquelle war.
    Mit Hilfe unserer neuen Freundin begannen wir in den nächsten Tagen den übel riechenden Ort zu säÜbern. Es gab bereits eine Art Krankenschwester, die täglich vorbeikam, um nach den Bettlägerigen zu sehen, doch nun baten wir darum, dass eine Magd kam, die den Boden saÜber hielt sowie die Matratzenhüllen wusch und deren Inhalt regelmäßig auswechselte, damit es besser roch. Wir ließen den Kehrichthaufen vor der Haustür ein ganzes Stück weiter weg verlagern, streuten Kräuter auf dem Boden aus und wandten in der Tat die meisten Methoden an, die in London verordnet worden waren, damit die Pest sich nicht ausbreitete. Wir verlangten, dass alle, bis auf die, die im Sterben lagen, hinausgingen und ihr Geschäft im Abort verrichteten, weil es nicht anging, dass Nachttopfe benutzt wurden und tagelang unter den Betten stehen blieben, insbesondere, da es immer noch sehr warm war.
    Tatsächlich war das Wetter ein Segen für uns, denn wenn es geregnet hätte, wären wir gezwungen gewesen, inmitten der üblen Gerüche und Ausdünstungen im Pesthaus zu bleiben. So verbrachten wir jedoch einen Großteil der Zeit in dem ummauerten Garten, der das Haus umgab und vom Weiler trennte, der dahinter lag. Wir baten darum, dass uns Papier und Stifte geschickt wurden, und vertrieben uns die Zeit damit, Kräuter und alle Blumen, die wir finden konnten, zu sammeln, zu trocknen und zu benennen. Außerdem begannen wir, Martha das Alphabet beizubringen, und lehrten sie, ihren Namen zu schreiben, denn sie war nie in der Schule gewesen.
    Grace nahmen wir so viel wie möglich mit nach draußen, und sie wuchs und gedieh in der Landluft und wurde pummelig von der frischen Eselsmilch, besonders, nachdem in einer unserer regelmäßigen Lieferungen von Highclear House eine knöcherne Schnabeltasse zum Füttern für sie gekommen war. Dadurch konnte sie mehr Milch zu sich nehmen, und noch dazu in ihrem eigenen Tempo, weil sie sehr bald lernte, daraus zu trinken und die Tasse auf den Boden zu schlagen, wenn wir sie wieder auffüllen sollten. Sarah hatte mehr Geduld mit Grace als ich und verbrachte mehr Zeit mit ihr, denn obwohl ich sie wirklich gern hatte, hatte ich mich ehrlich gesagt zu oft um meine drei schreienden und spuckenden kleinen Brüder kümmern müssen, um noch allzu viel Zuneigung für Säuglinge empfinden zu können. Einer der Insassen des Pesthauses hatte eine kleine Holzpuppe für sie geschnitzt, und Sarah und ich nähten ihr Kleider und Mützen aus Leinenresten (obwohl Grace, die gerade zahnte, diese ignorierte und es dabei beließ, am Kopf der Puppe zu nagen).
    Gut zwei Wochen, nachdem wir im Pesthaus angekommen waren, wurde Martha von einem Arzt aus Dorchester untersucht und für gesund erklärt, so dass sie ausziehen durfte. Wir wussten, dass sie uns sehr fehlen würde, doch wir versprachen uns gegenseitig, uns wiederzusehen - sie sagte sogar, dass sie es nicht erwarten könne, uns in Highclear House zu besuchen.
    In der darauf folgenden Woche starb einer unserer Mitbewohner (wie es hieß, an Fleckfieber) und zwei andere wurden aufgenommen: ein alter Mann und sein Sohn, die ebenfalls aus London kamen. Sie Überbrachten uns die frohe Nachricht, dass die Zahl derer, die an der Pest starben, endlich abnahm. In der schlimmsten Phase der Pest waren zehntausend Leute innerhalb einer Woche gestorben, doch dann waren die Zahlen nach und nach zurückgegangen. In der ersten Oktoberwoche hatte es dreitausend Pesttote gegeben, und ein weiterer Rückgang wurde erwartet.
    »Wir müssen unserer Familie schreiben«, sagte Sarah, als sie das hörte. »Wenn die Anzahl der Toten jetzt abnimmt, könnte ein Brief an sie durchkommen.«
    Ich nickte. »Zumal wir nicht aus London schreiben, sondern aus Dorchester, das macht bestimmt einen Unterschied.«
    Wir Überlegten eine ganze Weile, was wir Über Abbys Tod schreiben sollten, denn Abbys Mutter, die verwitwet war, lebte nicht weit von unserem Haus in Chertsey entfernt. Sie hatte bestimmt noch nichts vom Tod ihrer Tochter gehört. Wir wussten nicht, ob wir unsere eigene Mutter in die schwierige Lage bringen sollten, die Nachricht Überbringen zu müssen.
    Am Ende beschlossen wir, Abbys Tod gar nicht erst zu erwähnen, denn weder unsere Mutter noch unser Vater konnten gut lesen, und es wäre zu kompliziert gewesen,
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