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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut
Autoren: B Leix
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Mitarbeiter mit dem Ellbogen an. »Also Jan, los geht’s.«
     
    Vier Beamte des Dezernates hatte Paul Wellmann zur vorübergehenden Mitarbeit im ›Mordfall Andrea Helmholz‹ gewinnen können. Gespannt folgten sie den Ausführungen von Oskar Lindt, der den Stand der Ermittlungen in allen Einzelheiten darstellte.
    »Zuerst«, begann er die Arbeiten zu verteilen, »müssen wir die ganzen Hausbewohner abklappern. Sieben Stockwerke hat der Block und dann in drei Treppenhäusern vier Wohnungen auf jeder Etage. Vierundachtzig, wenn ich richtig gerechnet habe. Dazu noch das Haus gegenüber, von dem aus man den Hof einsehen kann. Wenn die Tat wirklich in der Wohnung geschehen ist, dann spricht viel dafür, dass die Tote nachher über Aufzug und Hintereingang zu einem dort parkenden Wagen gebracht wurde.«
    Er teilte Jan Sternberg dazu ein, die vier unterstützenden Kollegen vor Ort einzuweisen. »Du kennst das Haus schon.«
    »Wir beide«, wandte sich Lindt an Paul Wellmann, »fahren nachher mit den Eltern der Frau ins Klinikum zur Identifizierung.«
    »Befragen müssen wir die beiden dann ja auch noch«, antwortete der. »Das wird nicht sehr angenehm werden.«
    »Muss leider sein, Paul, da kommen wir nicht drum herum. Aber ich hoffe, dass wir etwas über Arbeitsplatz und soziale Kontakte herausbekommen.«

4
    Gegen vierzehn Uhr traf das ältere Ehepaar aus Darmstadt beim Klinikum ein. Lindt schätzte sie auf Anfang siebzig. Schweigend gingen sie mit den beiden Hauptkommissaren durch zwei lange Gänge im Untergeschoss bis zur Pathologie. Auch den Beamten fehlten die Worte.
    Das Blut wich aus den Gesichtern der Eltern, als das weiße Tuch zurückgeschlagen wurde und sie ihre Tochter erkannten. Die Frau begann heftig zu weinen, klammerte sich fest an ihren Mann und beide nickten nur tonlos: »Ja, sie ist es, es ist Andrea.«
    Vorsichtig streichelte der Vater, der nun seine Tränen auch nicht mehr zurückhalten konnte, über die kalten Wangen der Toten. Wie elektrisiert zuckte er zurück, als er unter dem Rand des Leintuches die mittlerweile dunkel verfärbten Blutergüsse am Hals entdeckte. Fragend schaute er zu Lindt.
    »Mit den bloßen Händen.« Auch dem Kommissar fiel das Sprechen sichtlich schwer.
    »Warum, warum nur?«, kam fast unhörbar aus dem Mund der Mutter. »Sie hat doch immer nur gearbeitet, alte Leute gepflegt, anderen Gutes getan. Warum denn bloß?«
    Paul Wellmann schob schnell einen Stuhl heran, auf dem sich die Frau zitternd niederließ.
    Sie stand aber gleich wieder auf. »Es ist so kalt hier, so furchtbar kalt«, sagte sie zu ihrem Mann, »lass uns gehen. Wir können sie sicher bald zu uns nach Hause holen.«
    »Ein paar Tage wird es leider noch dauern«, antwortete Lindt, als sie durch die tageslichtlosen Flure in Richtung Ausgang zurückgingen. »Wir müssen noch etwas abwarten, ob vielleicht weitere Untersuchungen nötig sind.«
    »Könnten Sie uns bitte ins Präsidium begleiten«, fuhr er fort, »wir möchten Ihnen noch einige Fragen stellen.«
    Der Mann nickte nur und sagte leise: »Natürlich, das muss wohl sein.«
     
    Während Wellmann im Büro die Jacken des Ehepaares abnahm, stellte Lindt zwei Besucherstühle bereit und ging dann zur Kaffeemaschine. »Dürfen wir Ihnen eine Tasse anbieten?«, fragte er, füllte aber, ohne eine Antwort abzuwarten, Pulver in die Filtertüte.
    »Wir müssen so viel wie möglich über Ihre Tochter wissen. Je mehr Sie uns sagen können, desto besser. Wie hat sie gelebt? Alleine? Mit wem war sie zusammen? Kennen Sie Freunde, Bekannte?«, fragte Lindt. »Ihre Arbeit ... vorhin haben Sie etwas von Pflege gesagt.« Er schaute aufmerksam zu der Mutter der Ermordeten hin, die sich auf der Fahrt zum Präsidium wieder etwas gefangen hatte.
    »Krankenschwester war sie. Seit ihrer Schulzeit wollte sie nie etwas anderes werden. Immer nur helfen«, antwortete die Frau und ihr Ehemann schloss sich an: »Der Beruf ging ihr über alles. Sie sagte immer, sie lebte hauptsächlich von der Dankbarkeit ihrer Patienten und bei denen war sie auch sehr beliebt.«
    Der Vater erzählte weiter, dass ihre Tochter schon vor fünfzehn Jahren nach Karlsruhe gezogen war. Damals wegen eines Freundes.
    »Die Beziehung hat leider nur zwei Jahre gehalten, aber seither haben wir nichts von einem neuen Partner mitbekommen.«
    Auch über ihren Bekanntenkreis hatte sie nie viel erzählt. Aus Sicht der Eltern war ihr Beruf als Krankenschwester das Wichtigste im Leben der Tochter gewesen.
    »Sie hat uns
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