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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde
Autoren: Colleen McCullough
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echter Hundert-Dollar-Schein war. Vor einem Jahr hatte es eine Schwemme von falschen Hundert-Dollar-Scheinen gegeben, und ihm war gezeigt worden, worauf er zu achten hatte, aber diese hier waren alle echt. Was für ein Erpressungsopferkonnte es sich leisten, tausend Hunderter im Verlauf eines Mordes zu verlieren?
    »Das Geld verkompliziert die Sache nur«, sagte er, legte es in eine Stahlschale und machte den Deckel zu, bevor er seine Handschuhe abstreifte. »Es sind hunderttausend, brandneu, aber die Nummern sind nicht komplett fortlaufend. Ich muss sie dem FBI geben, um ihre Herkunft herauszufinden.« Er lehnte sich gegen ein Waschbecken an der Wand. »Ich frage mich, womit die Quasselstrippe nicht nur den Mord, sondern auch den Verlust von so viel Geld rechtfertigt? Wer immer er ist, weiß, dass keine Hoffnung besteht, seine Auslagen jemals zurückzubekommen – oder seinen Brief. Was uns sagt, dass er sich keine Sorgen macht, wir könnten seinen wirklichen Namen ausfindig machen oder welcher Art die Erpressung war.«
    »Abgesehen von Erpressung ist Hass ein weiteres Motiv«, sagte Patsy und entnahm der bösen Wunde am Oberkörper eine Probe. »Wir reden hier von physischer Qual, einem langsamen Tod.«
    »Aber kein öffentlicher Denkzettel.«
    »Nein. Eine private Rache. Die Quasselstrippe macht sich keine Gedanken darüber, dass die Details seines Verbrechens an die Öffentlichkeit gelangen, sondern all sein Wahn zielt auf Evan Pugh. Wer auch immer er ist, er ist niemand, der Aufmerksamkeit erheischen will.«
    »Ich vermute, das war Pughs erster Erpressungsversuch. Mann, ich gäbe was darum, wenn ich Pughs Brief vom neunundzwanzigsten März in die Finger bekommen könnte!« Carmine ballte seine Hände. »Aber die Quasselstrippe wird ihn verbrannt haben. Angenommen, er hat ihn am neunundzwanzigsten März bekommen. Das bedeutet, dass er diesen unglaublichen Gegenschlag innerhalb von fünf Tagen ausgebrütet hat. Und er muss gewusst haben, dass Pugh keine Beweisevon der Erpressung zurücklassen würde. Also gibt es keine Fotos, Briefe, Notizen. Pugh hatte keinen Schlüssel zu einem Bankschließfach, noch nicht einmal einen, von dem er glaubte, er sei raffiniert versteckt. Auch kein Schlüssel zu einem Bahnhofsschließfach. Natürlich könnte er etwas an seine Eltern geschickt haben, aber ich vermute, eher nicht.«
    »Ach, komm, Carmine!«, entgegnete Patsy. »Wenn Erpressung im Spiel ist, gibt es immer Indizien, selbst, wenn es nicht mehr ist als der niedergeschriebene Hergang eines Zwischenfalls.«
    »Hier nicht«, sagte Carmine und reckte sich. »Ich bin davon überzeugt, dass die Quasselstrippe in absoluter Sicherheit agierte. Jetzt, wo Pugh tot ist, besteht keine Bedrohung mehr. Die Beweise der Erpressung sind mit ihm gestorben.«
    »Bullen-Instinkt?«, fragte Patsy.
    Schon halb durch die Tür, hielt Carmine inne. »Wie kommst du mit dem Chaos klar?«
    »Als Erstes, keine Einweisungen von außerhalb. Die letzte unserer bereits untersuchten Leichen geht noch bis zehn Uhr heute Abend ins Beerdigungsinstitut. Das schafft uns den Platz, um die Mordopfer unterzubringen und all die, mit denen ich noch nicht durch bin. Ich habe Gus und seine Jungs in die Labors von North Holloman geschickt, um dort die Fälle von außerhalb abzuarbeiten, bis wir mit dem Schlimmsten durch sind.«
    »Der arme Gus! North Holloman ist eine Müllhalde.« Carmine ging weiter. »Morgen früh um neun, Meeting in Silvestris Büro, okay?«
     
    Die Lichter von Hollomans Ostküste funkelten zwischen dem reichen Baumbestand hindurch, für den Holloman so berühmt war, als Carmine seinen Ford Fairlane an diesem Abendkurz vor neun in der East Circle parkte. Er ging den steilen, gewundenen Weg zu seiner Haustür hinunter, drehte den Türknauf und trat ein. Desdemona machte sich nicht die Mühe, abzuschließen, in der Annahme, dass kaum ein Krimineller auf die Idee käme, in Captain Delmonicos Haus einzudringen. In einer größeren Stadt wäre das vielleicht nicht so, aber in Holloman wusste jeder, wo Carmine lebte.
    Seine Frauen waren in der Küche versammelt, die so groß war, dass sie dort essen konnten, wenn sie keine Gäste hatten, und so das Esszimmer mit dem exquisiten Lalique-Tisch und passendem Kronleuchter für festlichere Anlässe schonen konnten. Die Küche war strahlend weiß und klinisch sauber; was die Inneneinrichtung betraf, hatte Carmines zweite Frau eher seinem als ihrem eigenen Geschmack nachgegeben und die Entscheidung nie
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