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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde
Autoren: Colleen McCullough
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Kind mit einem schicken Namen machen können«, sagte Carmineund wehrte sich immer noch standhaft. »Es geht nicht darum, ob ich Vorurteile habe, es geht um die Kinder, mit denen unser Sohn zusammen die Schule besucht. Wirklich, Desdemona, das Schlimmste, was die Eltern einem Kind antun können, ist, ihn oder sie mit einem dämlichen Namen zu belasten, und mit dämlich meine ich albern, schwuchtelig oder idiotisch!«
    »Dann ist Julian noch die beste Wahl unter den schlechten«, sagte Desdemona. »Ich mag ihn! Hör doch mal, wie das klingt, Carmine, bitte. Julian John Delmonico.«
    »Pah!«, schnaubte Carmine und wechselte das Thema. »Das ist eine echt gute Lasagne. Sie ist besser als die meiner Mutter, fast so gut wie die von Großmutter Cerutti.«
    Desdemona errötete vor Freude, aber was immer sie auch sagen wollte, Sophia kam ihr zuvor.
    »Rate mal, wer morgen ankommt, Daddy?«
    »Wenn du in diesem Ton sprichst, junge Dame, kann das nur einer sein – Myron«, sagte ihr Vater.
    »Oh«, sagte Sophia verblüfft. Dann erhellte sich ihre Miene wieder. »Er hat es nicht gesagt, aber ich weiß, dass er kommt, um mich zu besuchen. Das Dormer hat Semesterferien, und ich habe ihm einen kleinen Wink gegeben.«
    »Mit einem Zaunpfahl, was? Ich habe Arbeit bis über beide Ohren, er hätte sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können«, sagte Carmine und lächelte.
    »Schlimm?«, fragte Desdemona.
    »Grauenvoll.«
    »Was ist denn los, Daddy?«
    »Du kennst die Regeln, Kind. Keine Polizeiangelegenheiten zu Hause.«
     
    Auf dem Weg ins Bett ging Carmine kurz ins Kinderzimmer, wo sein namenloser Nachwuchs zufrieden in seiner Wiegeschlummerte. Sophia hatte ihn einen kleinen Haudegen genannt, und das war eine passende Beschreibung; der Junge hatte einen kräftigen Knochenbau und war ausgesprochen groß, hatte den muskulösen Oberkörper seines Vater, ohne dick zu sein. Sein dichtes, lockiges Haar war schwarz, und seine Haut hatte dieselbe satte Farbe wie die seines Vaters. Im Grunde ähnelte er seinem Vater sehr, bis auf die Größe. Den Füßen und Händen nach zu urteilen, würde er weit über eins achtzig werden, wenn er groß war.
    Dann erinnerte sich Carmine an die Worte des Dekans über Ehefrauen, und plötzlich wurde es ihm klar. Dieser Junge konnte problemlos jeden Namen tragen; niemand würde ihn jemals einschüchtern oder verspotten. Vielleicht brauchte er sogar einen leicht albernen Namen, um seine Kraft und Größe im Zaum zu halten.
    Als Carmine also neben Desdemona unter die Decke schlüpfte, drehte er sich zu ihr, nahm sie ganz in den Arm, Körper an Körper, mit verschlungenen Beinen. Er küsste ihren Nacken; sie erschauerte und schmiegte sich an ihn.
    »Julian«, sagte er. »Julian John Delmonico.«
    Sie juchzte vor Freude auf und begann, ihn zu küssen. »Carmine, Carmine, danke! Du wirst es nie bereuen! Und unser Sohn auch nicht. Er kann jeden Namen tragen.«
    »Das ist mir auch gerade klar geworden«, meinte er.

Kapitel zwei
    Das Büro von Commissioner Silvestri war geräumig, obwohl es nur selten so vielen Personen Platz bieten musste, wie sich an diesem vierten April um neun Uhr morgens dort eingefunden hatten.
    Holloman, eine Stadt mit 150   000 Einwohnern, war nicht groß genug für ein eigenes Morddezernat, besaß aber drei Teams von Detectives, die in allen Arten von Schwerverbrechen ermittelten. Captain Carmine Delmonico leitete die gesamte Abteilung und hatte nominell zwei Lieutenants unter sich, die allerdings in aller Regel in Eigenverantwortung arbeiteten. Lieutenant Mickey McCoster und sein Team waren nicht anwesend; er war derzeit in eine laufende Ermittlung des FBI im Zusammenhang mit Drogenvergehen eingebunden und stand daher für andere Aufgaben nicht zur Verfügung, was Silvestri ärgerte, da er komplett übergangen wurde. Somit waren an diesem Morgen außer Carmine und seinen beiden Sergeants, Abe Goldberg und Corey Marshall, auch Lieutenant Larry Pisano und
dessen
beide Sergeants anwesend, Morty Jones und Liam Connor. Ebenfalls dabei war der stellvertretende Polizeichef Deputy Commissioner Danny Marciano, der Ende 1968 in Pension gehen würde. Im Widerspruch zu seinem eindeutig italienischen Namen floss in Marcianos Adern eher nordeuropäisches Blut, denn er war hellhäutig, hatte Sommersprossen und blaue Augen. Larry Pisano ging bereits Ende dieses Jahres in Pension, 1967, was Carmine in gewisse Schwierigkeiten brachte, denn seine beiden Sergeants standen nach ihrem Dienstalter vor
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