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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde
Autoren: Colleen McCullough
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gewissenhaft so gekämmt, dass möglichst viel Kopfhaut bedeckt war, und in seinen dunklen braunen Augen lag ein Blitzen, das Carmine verriet, dass er in der Lage war, die meisten der Paracelsus-Bewohner einzuschüchtern. Aber niemand hätte ihn gutaussehend genannt.
    »Dean Highman«, sagte Carmine und schüttelte ihm die Hand. Guter, fester Händedruck.
    »Kommen Sie mit nach oben in meine Wohnung«, sagte der Dekan, hob die Klappe des Tresens und schloss eine Glastür auf. Dann fuhren sie in einem engen Fahrstuhl in den ersten Stock, eine deutlich sanftere Fahrt als bei so kleinen Fahrstühlen üblich.
    »Dean Dawkins – Paracelsus’ erster Dekan und mein Vorgänger – war querschnittsgelähmt«, erklärte Highman, als sie nach oben glitten, »aber seine Qualifikationen überwogen beides, seine Behinderung und diesen Einbau.« Er kicherte. »Princeton dachte, sie hätten ihn.«
    »Eat your heart out, Princeton«,
sagte Carmine grinsend.
    »Sind Sie ein
Chubber,
Captain?«
    »Ja, Jahrgang achtundvierzig.«
    »Ah, dann waren Sie einer der jungen Männer, die unser geliebtes Heimatland verteidigt haben. Aber Sie müssen schon vor dem Krieg angefangen haben.«
    »Ja, im September 1939. Ich hatte mich direkt nach Pearl Harbor gemeldet, wodurch ich meine bereits gesammelten Punkte für den Herbst 1941 verloren habe. Nicht, dass mich das groß kümmerte. Die Japsen und die Nazis standen an erster Stelle.«
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Ja.«
    »Kinder?«
    »Eine Tochter aus erster Ehe, Sophia, inzwischen sechzehn, und einen fünf Monate alten Sohn«, antwortete Carmine und fragte sich, wer hier eigentlich das Verhör durchführte.
    »Wie heißt er?«
    »Immer noch nicht entschieden.«
    »Ach herrje. Ist das ein ernster, ehelicher Zwischenfall?«
    »Nein, eher eine anhaltende, gutmütige Debatte.«
    »Sie wird gewinnen, Captain. Das tun sie immer.« Dean Highman setzte seinen Gast in einen Ledersessel und ging zum Barwagen. »Sherry? Scotch? Whiskey?«
    »Sie haben mir keinen Gin angeboten, Dean.«
    »Sie sehen weder aus wie jemand, der gerne Gin trinkt, noch verhalten Sie sich so.«
    »Da haben Sie recht. Ich nehme gern einen Whiskey, mit Soda und Eis, um ihn zu ertränken.«
    »Immer noch im Dienst, was?« Der Dekan setzte sich mit seinem eigenen, großzügig eingeschenkten Glas Sherry. »Schießen Sie los, Captain.«
    »Wenn ich Mr. Pughs Zimmergenossen, Mr. Wilkinson, richtig verstehe, ist das College während der Vorlesungszeiten verlassen?«
    »Absolut. Jeder Student, der während der Vorlesungszeiten durch die Korridore wandert, kann sicher sein, dazu befragt zu werden. Nicht, dass das oft passiert. Paracelsus wurde von der Parsons-Stiftung speziell für Medizinstudenten im Klinikum gestiftet und gebaut.«
    Carmine verzog das Gesicht. »Oh, diese Bande!«
    »Sie scheinen sie zu kennen.«
    »Ich hatte vor einem Jahr einen Fall, der mit einer ihrer gestifteten Einrichtungen zu tun hatte.«
    »Ja, dem Hug«, sagte Dean Highman und nickte. »Ich vertrauefest darauf, dass der Mord an Mr. Pugh das Paracelsus
nicht
in ein solches Desaster verwickelt.«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass wir versuchen werden, unsere eigenen Mitteilungen milde zu formulieren.«
    Der Dekan beugte sich vor, der Sherry war vergessen. »Ich befürchte das Schlimmste, Captain. Wie ist Mr. Pugh gestorben?«
    »Zwischen den Zähnen einer Bärenfalle, die in seiner Kammer aufgehängt worden ist.«
    Das rötliche Gesicht wurde bleich, und der Sherry lief Gefahr, verschüttet zu werden, bis der Dekan das Glas hob und es mit einem Zug leerte. »Meine Güte!
Hier?
Im Paracelsus?«
    »Leider ja.«
    »Aber was können wir tun? Ich schwöre, niemand hat heute etwas Außergewöhnliches bemerkt! Ich habe nachgefragt, ganz sicher!«, jammerte der Dekan.
    »Das verstehe ich, aber morgen werden wieder Detectives herkommen und noch viel mehr Fragen zu diesem Thema stellen, Mr. Highman. Weswegen ich sicherstellen möchte, dass jedes einzelne Mitglied Ihrer Belegschaft, einschließlich Hausmeister, Müllmänner, Gärtner, Hausmädchen und andere, die nicht zur Fakultät gehören, den ganzen Tag anwesend sind. Jeder von ihnen wird Fragen beantworten müssen. Keiner wird unfreundlich behandelt werden, doch jeder wird einzeln befragt werden«, sagte Carmine mit stählerner Stimme.
    »Ich verstehe«, sagte der Dekan.
    »Wie gut kannten Sie Evan Pugh, Dean?«
    Highman runzelte die Stirn, leckte sich die Lippen und entschied, sich ein weiteres Glas Sherry
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