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Zu Grabe

Zu Grabe

Titel: Zu Grabe
Autoren: Daniela Larcher
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verzwickter. Ich werde mir jetzt einen Salat machen und noch einmal gründlich über alles nachdenken.« Er ging unter der Leiter durch.
    »Nicht unten durch«, rief Capelli. »Das bringt Unglück!« Sie hielt kurz inne. »Und schon passiert – jetzt ist gelbe Farbe in deine Haare getropft.«
    Morell fuhr sich durchs Haar und blickte dann auf seine gelb verschmierten Finger.
    »Tut mir leid.« Capelli grinste verlegen.
    Morell überlegte kurz, schüttelte dann den Kopf und lächelte. »Muss es nicht.« Er sauste ins Wohnzimmer. »Ich glaube, ich habe gerade den Schlüssel zur Lösung des Falles gefunden.«
    »Wirklich?« Capelli rannte ihm mit tropfendem Pinsel in der Hand hinterher. »Erzähl!«
    »Wart noch einen Moment – ich brauche noch ein paar Unterlagen von Wojnar. Dann erkläre ich dir alles.«
    Kurze Zeit später hatte Wojnar die Unterlagen gefaxt, die Morell haben wollte.
    »Sieh’s dir an«, sagte er zu Capelli.
    Die Gerichtsmedizinerin studierte die Akte und nickte. »Du hast recht«, rief sie und umarmte Morell. »Verdammt, du hast recht! Otto, du bist der Beste.«
    Morell grinste – er hatte zwei Fälle an nur einem Tag gelöst und war ziemlich stolz auf sich. »Nun ja«, sagte er verlegen. »Ich habe nur meinen Job gemacht.«

»Das wahre Grab der Toten ist das Herz der Lebenden.«
    Jean Cocteau
    Am nächsten Vormittag liefen Weber und Wojnar mit entschlossenem Schritt über den Flur des AKH s und steuerten auf das Zimmer Nummer 312 zu.
    »Sie können da nicht rein!«, versuchte eine korpulente Krankenschwester die beiden aufzuhalten. »Der Patient braucht absolute Ruhe!«
    Weber zückte seine Dienstmarke und hielt sie der Frau unter die Nase. »Polizei«, sagte er trocken.
    Die Schwester überlegte kurz. »Na gut. Zehn Minuten, aber keine Sekunde länger. Und regen Sie ihn ja nicht auf – er muss sich erholen und braucht Ruhe.«
    »Wir werden darauf achten«, sagte Wojnar. »Vielen Dank!«
    Moritz Langthaler lag mit einem dicken Verband um den Kopf und dunklen Rändern unter den Augen in einem der Krankenhausbetten. Außer ihm gab es keine weiteren Patienten in dem trostlosen Zimmer. »Haben Sie das Schwein gefunden, das mich beinahe umgebracht hat?«, fragte er mit schwacher Stimme, als die beiden Polizisten an sein Bett traten.
    »O ja, das haben wir.« Weber schnappte sich einen Plastikstuhl, rückte ihn neben Langthaler und setzte sich, während Wojnar am Fußende des Bettes stehen blieb. »Sie werden überrascht sein.«
    Langthaler lächelte kraftlos. »Ich bin gespannt.«
    Weber steckte sich einen Zahnstocher in den Mund. »Ganz schön in die Hose gegangen, der schöne Plan«, sagte er. »Das hatten Sie sich wohl anders vorgestellt.«
    »Natürlich habe ich mir das anders vorgestellt – immerhin hat mich irgendjemand brutal von hinten niedergeschlagen.« Um seine Worte zu untermauern, griff Langthaler an seinen Verband.
    »Nicht von hinten«, sagte Wojnar. »Sondern von oben.«
    »Und auch nicht irgendjemand«, fügte Weber hinzu. »Sondern Sie selbst.«
    Langthaler riss die Augen auf. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Hast du gehört, Theo«, sagte Weber. »Er weiß nicht, wovon wir reden. Wahrscheinlich hat der Schlag auf seinen Kopf eine Amnesie ausgelöst.«
    »Oder vielleicht beeinträchtigen die Medikamente, die er genommen hat, sein Erinnerungsvermögen«, meinte Wojnar sarkastisch.
    »Dann wollen wir seinem Gedächtnis doch mal auf die Sprünge helfen.«
    »Was soll das?« Langthaler schaute irritiert von einem Polizisten zum anderen.
    Weber nahm den Zahnstocher aus dem Mund und beugte sich vor. »Ich kann Ihnen sagen, was das soll. Sie haben Vitus Novak und Johannes Meinrad umgebracht, weil sie Schuld am Tod Ihres Vaters hatten. Als Ihre Mutter vor zwei Monaten gestorben ist, haben Sie wahrscheinlich in ihrem Nachlass etwas gefunden, das Sie auf die Spur von Novak gebracht hat, und da haben Sie den Plan gefasst, Rache zu nehmen.«
    »Grund dazu hatten Sie ja genug«, warf Wojnar ein. »Der Vater tot, die Mutter durchgedreht und Ihre Kindheit vermurkst.«
    »Aber … aber … sehen Sie denn nicht, dass ich selbst ein Opfer bin?« Langthaler versuchte, sich aufzusetzen.
    Weber lehnte sich wieder zurück und kaute auf seinem Zahnstocher herum. »Sie haben irgendwie gemerkt, dass wir Ihnen auf den Fersen waren, und wollten daher ein Ablenkungsmanöver starten. Sie haben sich als Opfer inszeniert, um den Verdacht von Ihnen abzulenken.«
    »Sie sind ja verrückt! Ich
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