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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen
Autoren: Jack Higgins
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werden schon rauskommen, aber allein«, erklärte Jacaud. »Nur du und ich. Alle anderen können zum Teufel gehen. Aber vorher muß ich noch mit de Beaumont ins reine kommen. Er weiß zuviel.«
    »Und Guyon?«
      »Auf dieses Vergnügen muß ich leider verzichten. Du kannst dich um ihn und den Alten kümmern. Wir treffen uns in einer Viertelstunde an der Anlegestelle.«
      Er eilte hinaus. Marcel hob die Flasche an die Lippen, nahm einen tiefen Schluck und schleuderte sie in die Ecke.

    Marcel huschte hastig den Gang entlang, bis er am Ende an eine massive Holztür stieß. Er zog seinen Revolver aus der Tasche und überprüfte ihn kurz. Vier Kugeln steckten noch in der Trommel. Er schob die Riegel zurück, stieß die Tür mit dem Fuß auf und trat in den Raum.
      Raoul Guyon und General Grant erhoben sich und stellten sich ihm gegenüber. Marcel warf die Tür ins Schloß und ging auf sie zu.
    »Sie zuerst, Guyon«, sagte er und riß die Hand hoch.
      Guyon ließ sich zur Seite fallen, und die Kugel schlug in die Wand. Im selben Augenblick krachte Hamish Grants Stock gegen die Glühbirne und hüllte den Raum in Dunkelheit.
    Marcel schrie jäh auf und feuerte zweimal. In dem Sekundenbruchteil des Aufblitzens sah er den Schatten, der sich nach rechts hinüber bewegte, dann schoß er noch zweimal. Beim zweiten Mal traf der Hahn nur eine leere Kammer. Er schleuderte die nutzlose Waffe schluchzend ins Dunkel und hetzte zur Tür hin.
      Ein Fuß scharrte hinter ihm, und ein starker Arm legte sich um seinen Hals. Ein peinigender Schmerz schoß durch seinen Körper, und er fühlte die unnachgiebige, brutale Kraft. Er rang heftig, doch Hamish Grant steigerte den Druck, seine Finger schlossen sich wie Stahlbänder um den Hals, und der Franzose brach zusammen.
      Der alte Mann ließ ihn zu Boden fallen und rief heiser: »Raoul, wo sind Sie?«
    Da spürte er eine Bewegung neben sich. »Hier, General.«
      Hamish Grant streckte ihm eine Hand entgegen und berührte ihn an der Schulter. »Sind Sie verletzt?«
      »Keine Spur«, beruhigte ihn Guyon. »Aber wir sollten hier verschwinden. Wir müssen die Mädchen finden.«
    Vorsichtig öffnete der alte Herr die Tür und trat in den Gang hinaus. Da sah er einen dunklen Schatten. Jemand packte mit festem Griff seine Handgelenke und eine gequälte, vertraute Stimme sagte: »Alles in Ordnung, General? Ich bin's.«

    18
    Letzte Runde

    Mallory kämpfte sich über eine glitschige Masse rundgeschliffener Steine und hielt auf dem oberen Rand einer von der Natur geformten abgeschrägten Felsklippe an. Nie zuvor in seinem gesamten Leben hatte er sich so einsam gefühlt. Zu beiden Seiten erstreckte sich das Meer, und vor ihm lag im hellen Mondschein das unheimliche, wirre Labyrinth schroffer Felsen und ausgespülter Steinblöcke, die das Riff bildeten.
      Bei Flut wäre dieser Hang, auf dem er nun stand, sicher von gut neun Meter Wasser überspült. Er setzte seinen Weg fort, rutschte und stolperte über den Morast aus schleimigem Tang, und sank an manchen Stellen bis zu den Knien ein.
      Eine dreiviertel Stunde hatte er für die Hälfte des Weges gebraucht. Mit jeder Minute, die verstrich, wurde es wahrscheinlicher, daß, wenn er sein Tempo nicht steigern konnte, die Flut hereinbrechen und ihn über diese grausamen Felsen reißen würde.
      Er gelangte an einen im Mondlicht glänzenden Sandstreifen und lief darauf so schnell es ging weiter. Der Sand gab seinen Schritten für knappe hundert Meter Halt und lief dann aus in Kies und Steinsplittern.
    Danach geriet er in einen Wald von Schilfrohr. Er benötigte zehn lange Minuten, um den Weg hindurch zu finden. Als er sich herausgekämpft hatte und einen schrägen, tangbewachsenen Hang erreichte, hielt er kurz an und schaute auf das im Mondschein glänzende Wasser der Mittleren Passage.
      Die erstreckte sich vor ihm als dunkler Tunnel, dessen lichte Höhe bei Niedrigwasser fast sieben Meter betrug. Der von der See hereinwehende Wind, der ihm feine Gischttropfen ins Gesicht blies, gab den Ausschlag für seine Entscheidung. Bei seinem Tempo war es klar, daß er unweigerlich von der Flut erfaßt würde. Deshalb blieb ihm nur eine Chance, dem Hochwasser zuvorzukommen, und er glitt in das Wasser hinab.
      Merkwürdigerweise machte ihm die Kälte gar nichts aus, als ihn das Wasser umfing, und die Rettungsweste war ein ausgezeichnetes Hilfsmittel. Er legte sich auf den Rücken und ließ seine Arme kraftvoll nach hinten in das
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