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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen
Autoren: Jack Higgins
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absolut in den Wind gesprochen war«, stellte Guyon mißmutig fest und stützte seinen Kopf auf die Hände.
      »Aber wert, gehört zu werden.« Der alte Mann schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter und nahm seinen Platz wieder ein. Dann begann erneut das Warten.

    De Beaumont hatte sich an das große Fenster in seinem Turmzimmer gestellt und sah hinaus aufs Meer. Ganz weit im Westen schien der Horizont mit orangefarbenem Feuer verziert. Die Île de Roc reckte sich dunkel gegen den Himmel.
      Die Schönheit des Anblicks war für einen Menschen fast zuviel. Er öffnete das Fenster und atmete die salzige Luft tief ein. Die Lichter eines Schiffes hinter der Insel schienen ganz weit weg zu sein.
      Das Leben war ein immerwährendes Anfangen und Aufhören, soviel hatte er zumindest gelernt. Er erinnerte sich an DienBien-Phu, als er im Regen am Rand des Schützenlochs stand und die Trikolore eingeholt wurde. Kleinwüchsige, gelbhäutige Bauern von den Reisfeldern waren über die aufgebrochene Erde ausgeschwärmt und hatten ihn und was von seinen Männern noch übrig war, gefangengenommen.
      Und dann: Algerien. Jahre des Blutvergießens, des Todes in den Straßen und den Bergen. Er hatte vorbehaltlos daran geglaubt, daß der Zweck die Mittel heiligt. Aber was war, wenn der Zweck, das Ziel nie erreicht wurde? Was war, wenn man nur mit blutbefleckten Händen zurückgelassen wurde? Blut, das grundlos vergossen worden war, von dem er sich nie mehr reinwaschen konnte.
    Eine unerklärliche Traurigkeit überkam ihn, und er fühlte sich jeglicher Emotionen beraubt. Ein leichter Luftzug ächzte um den Turm, dann war es wieder still. In diesem kurzen Augenblick schien ihm, daß sein Herz sich versteinerte. Während sein Blick über das mondbeschienene Meer wanderte, wußte er mit bitterer Gewißheit, daß er geirrt hatte, daß bei einer abschließenden Analyse alle seine Taten umsonst gewesen waren, und daß alles, was Guyon gesagt hatte, der Wahrheit entsprach.
      Er trat an den Kamin und hob den Kopf, um einen langen Augenblick seine Augen auf der alten Kriegsstandarte ruhen zu lassen. Er nickte, als hätte er einen stillschweigenden Entschluß gefaßt.
      Er hob den Telefonhörer und drückte einen Knopf, der ihn mit einem Nebenanschluß verband. Als der Hörer am anderen Ende aufgenommen wurde, sagte de Beaumont knapp: »Schicken Sie Jacaud herauf.«
      Er legte auf, ging zu einer schmalen Tür, hinter der sich unter einem der kleineren Türmchen ein Schlafzimmer befand. Er öffnete und trat ein. Anne Grant saß in einem Sessel am Fenster, Fiona lag auf dem Bett.
      Sie standen auf und schauten ihn erwartungsvoll an. Er verbeugte sich höflich und machte einen Schritt zur Seite und gab die Tür frei. »Wenn Sie bitte so freundlich wären.« Sie zögerten merklich, eilten dann aber an ihm vorbei. Er schloß die Tür, schritt zum Kamin hinüber und wandte sich ihnen zu.
      »Was haben Sie mit meinem Vater gemacht?« fragte Fiona aufgebracht.
      »Es besteht kein Grund, beunruhigt zu sein. Ihm wird nichts geschehen. Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    »Und Raoul Guyon?«
      De Beaumont lächelte unmerklich. »Es ist in der Zwischenzeit eine ganze Menge passiert, von dem Sie noch nichts wissen. Captain Guyon befindet sich momentan bei General Grant. Bis auf eine schlimme Rißwunde am Kopf scheint er in einigermaßen guter Verfassung zu sein. Zumindest war er es, als ich ihn vor einer Stunde sah.«
      »Sie haben kein Wort über Colonel Mallory verloren«, bemerkte Anne besorgt.
    De Beaumont zuckte die Achseln. »Das einzige, was ich der Wahrheit entsprechend sagen kann, meine Liebe, ist, daß ich in diesem Augenblick nicht die leiseste Ahnung habe, wo er sich befindet.«
      Jemand klopfte an die Tür, sie öffnete sich und Jacaud kam herein. Er trat zur Mitte des Raumes und blieb abwartend stehen. Die kalten Augen in seinem brutalen Gesicht zeigten keine Regung.
      »Lassen Sie die Tanks der Foxbunter füllen, und bereiten Sie sie zum Auslaufen vor«, gab de Beaumont ihm Anweisung.
    »Das habe ich schon besorgt. Laufen wir aus?«
      »Ich gehe davon aus, daß das die vernünftigste Lösung ist. Selbst wenn Mallory es nicht geschafft haben sollte, Land zu erreichen, so wird mit größter Wahrscheinlichkeit Granville die französischen Behörden informiert haben. Die müssen zugegebenermaßen erst mit dem britischen Geheimdienst Kontakt aufnehmen, aber ich glaube nicht, daß das noch lang dauern wird, bis
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