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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Bärbel Böcker
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überlegte,
ob Jana für ihn auch in Sachen Sabrina recherchieren würde. Als ehemalige Hackerfahnderin
der Kölner Kripo war sie bei Profi Entertainment für die Pflege des EDV-Systems
zuständig, sie recherchierte aber auch für die Redakteure im world wide web und
half so bei den Vorbereitungen einer Sendung mit.
    Jana roch
wie immer leicht nach Bergamotte und Jasmin, und Florian sog die Aromen ein. Dies
war der Duft, den er liebte, ihr Duft. Er stellte fest, dass das eng anliegende
schwarze Leinenkleid, das sie trug, hervorragend zu ihren ultrakurzen dunklen Haaren
passte, und plötzlich verspürte er Lust, nachzuholen, was er am Wochenende versäumt
hatte. Jana war schön, und ihre Gesten vermittelten eine große Natürlichkeit. Manchmal
schminkte sie sich, doch oft benutzte sie nicht einmal Lippenstift. Florian kannte
sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass ihr nicht daran gelegen war, im Mittelpunkt
zu stehen, weder in optischer Hinsicht noch was ihre Kompetenz betraf.
    Vom Flur
drangen Stimmen durch die Tür, und plötzlich flog sie auf. Curt, der Redaktionsleiter,
fegte herein. Florian seufzte leise. Er war froh, dass er nicht allzu viel mit ihm
zu tun hatte. Curt war zwar sein direkter Vorgesetzter, aber Regine Liebermann,
die Chefin von Profi Entertainment , die um ihr schwieriges Verhältnis wusste,
sorgte dafür, dass Florian möglichst selbständig arbeiten konnte und in erster Linie
ihr und nicht ihm Bericht erstattete.
    »Wie weit
bist du mit der Sendung?«, erkundigte er sich, ohne auch nur einmal gelächelt oder hallo gesagt zu haben. Florian vermutete, dass er vor allem in sein Büro
gekommen war, um gleich zu Wochenbeginn seine Wichtigkeit zu demonstrieren.
    »Guten Morgen
erst einmal«, sagte er langsam und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück.
    »Morgen«,
kam es kurz angebunden zurück.
    »Mach doch
bitte keinen Stress. Wir haben noch jede Menge Zeit, die Sendung ist erst in zwei
Wochen dran, und um dich zu beruhigen: Das Gerüst für Eliteschulen in Deutschland steht.« Florian lächelte ihn bewusst freundlich an. »Außerdem habe ich auch schon
drei Talkgäste«, fügte er hinzu. »Passende Schulleiter oder Lehrer aus staatlichen
wie privaten Schulen muss ich allerdings noch recherchieren.«
    »Das hättest
du längst erledigen können«, sagte Curt, und Florian dachte: Kleiner Wichtigtuer .
Er versuchte jedoch, sich seinen Ärger nicht anmerken zu lassen und holte weiter
aus. »Ich glaube, es wäre sinnvoll, wenn wir ein paar Schüler im Publikum platzieren
würden, aus staatlichen und privaten Schulen natürlich, in einer ausgewogenen
Mischung. Was hältst du davon?«
    Curt sah
ihn skeptisch an. »Finde ich unnötig, die reden doch nur Unsinn. Ich glaube nicht,
dass sie die Dimension des Themas auch nur ansatzweise kapieren, also brauchen wir
sie auch nicht in der Sendung. Schadet nur der Quote, das garantiere ich dir.«
    Florian
zog die Augenbrauen hoch. »Das sehe ich völlig anders.« Er warf Jana, die nach wie
vor von Curt ignoriert wurde, einen langen Blick zu.
    »Ich kann
das ja einmal mit Regine diskutieren«, sagte Curt herablassend und fügte hinzu:
»Aber mach dir keine allzu großen Hoffnungen. Sie ist bestimmt meiner Meinung, alles
andere würde mich wundern.«
    Florian
spürte, wie sein Blut an den Schläfen zu pochen begann. Ich kann das ja einmal
mit Regine diskutieren. Für wie wichtig hielt Curt sich eigentlich? »Gib dir
keine Mühe«, antwortete er und sagte: »Ich werde es morgen selbst thematisieren,
und zwar gleich im großen Kreis in der Redaktionskonferenz.« Er starrte Curt an,
und Curt starrte zurück. Ihm fiel auf, wie farblos er aussah. Sein mausbraunes Haar
wirkte genauso grau wie die Kleidung, die er trug, und das, obwohl sie beige war.
    »Hast du
den Ablauf schon fertig?«, wechselte Curt das Thema.
    »Ich bin
dran.«
    »Maile mir
doch bitte schon einmal kurz zu, was du hast.«
    »Er ist
noch nicht aussagekräftig genug, ich werde den Ablauf erst auf der Redaktionskonferenz
vorstellen.«
    Curt kniff
die Augen zusammen. Als die Luft im Raum immer dicker zu werden schien, wandte er
sich ab und verließ, ohne Florian oder Jana noch eines weiteren Blickes zu würdigen,
gemessenen Schrittes das Zimmer. Allerdings fiel die Tür mit einem lauten Knall
ins Schloss.
    »Puh, was
für ein Ekel. Musst du ihn immer so provozieren?«, lachte Jana.
    »Unbedingt.«
Florian strich grinsend über sein Kinn, das dringend wieder eine Rasur benötigte,
dann wurde er
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