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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Bärbel Böcker
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Kopf.
    Marie-Louise
seufzte, und beide schwiegen eine Weile. Dann sagte sie: »Ich frage mich, was aus
Sabrinas Kind werden soll.«
    Zum ersten
Mal hörte Florian Mitleid in ihrer Stimme, was ihn besänftigte. »Wie alt ist ihre
Tochter jetzt?« Interessiert sah er seine Mutter an.
    »Zwölf.«
Er dachte an den Tag, an dem seine Mutter ihm erzählt hatte, dass Sabrina und Sam
ein Kind adoptiert hatten, die Kleine war damals erst wenige Monate alt gewesen.
    »Du weißt
doch, dass sie keine Kinder bekommen konnte?« Er spürte, dass ihm das Thema unangenehm
war. »Ja, du hast es mir irgendwann erzählt.« Als er mit Sabrina zusammen gewesen
war, hatte sich die Frage nach einem Baby nie gestellt. Jetzt stellte er sich die
Kleine vor, weinte sie gerade oder spielte sie? Kinder trauerten angeblich anders
als Erwachsene, sie zeigten ihr Leid nur selten. Nach einer Weile fragte er: »Wann
hast du Sabrina das letzte Mal gesehen?«
    »Vor zwei
Tagen, wir haben morgens ein Doppel zusammen gespielt.«
    Florian
setzte sich überrascht auf. »Das war der Tag, an dem sie gestorben ist. Was hat
sie für einen Eindruck auf dich gemacht?«
    »Sie war
wie immer, wenn du das meinst. Das heißt …«
    »Ja?«
    »Na, vielleicht
war sie nicht ganz bei der Sache. Ich meine, sie war ein bisschen unkonzentriert,
jedenfalls hat sie schlechter gespielt als üblich.«
    »Hast du
eine Ahnung, warum?«
    »Nein. An
manchen Tagen ist man einfach nicht so gut in Form, du kennst das doch. Aber je
länger ich darüber nachdenke …sie machte tatsächlich einen bedrückten Eindruck.«
    Florians
aufmerksamer Blick veranlasste seine Mutter, weiter zu sprechen: »Vielleicht hat
sie sich wieder einmal mit ihrem Mann gestritten. Das kam in letzter Zeit wohl öfter
vor«, erklärte sie und griff noch einmal nach einer Pistazie. Während sie die Nuss
aus der Schale pulte, schwächte sie ab: »Naja, im Club wird viel geredet.«
    Florian
saß eine Weile wortlos da. »Irgendetwas wird schon dran sein«, sagte er schließlich.
Seine Erfahrung hatte gezeigt, dass Klatsch oft auch ein Körnchen Wahrheit enthielt.
Sam Delson, den Amerikaner, mit dem Sabrina verheiratet war, hatte er nicht näher
kennen gelernt und er hatte auch nie das Bedürfnis danach verspürt. Im Gegenteil,
er hatte es immer vermieden, ihm zu begegnen, und auch wenn er es sich nur ungern
eingestand, war Sam der Hauptgrund dafür gewesen, dass Florian in den vergangenen
Jahren kaum noch den Tennisclub betreten hatte. Während er selbst zu der Zeit, als
Sabrina ihren zukünftigen Mann kennen gelernt hatte, als Taxifahrer arbeitete, um
sich sein Journalistik-Studium und die Wohnung zu finanzieren, hatte er, der erfolgreiche
Junganwalt, bereits einen Porsche gefahren. Schwarz natürlich, was sonst. Bei diesem
Gedanken verzog Florian unwillkürlich das Gesicht. Im Vergleich zu Sam hatte er
wie ein armer Schlucker gelebt, aber er war stolz auf seinen Lebensstil gewesen.
Unabhängig, selbstbestimmt, frei, so hatten sich die Tage angefühlt. Die Nächte
nicht weniger. Das Geld seiner Mutter hatte er verschmäht, bewusst hatte er sich
von ihrem großbürgerlichen Lebensstil distanziert. Nach dem Studienabschluss hatte
er ein Volontariat beim WDR absolviert, danach war er jedoch einige Jahre mangels
fester Anstellung weiterhin Taxi gefahren. Manchmal hatte er nebenbei ein paar Artikel
für die regionale Presse geschrieben, allerdings hatte ihm das kaum Geld eingebracht.
Die Essen im Schloss Bensberg oder bei Alfredo hatte er sich zusammen
gespart, und da er seit eh und je gerne gut aß, war es ihm das wert gewesen. Ansonsten
hatte er bescheiden gelebt, Klo halbe Treppe, und es hatte ihn nie gestört. Nach
einigen Jahren, als Sabrina längst in Sams Armen gelegen war, hatte er das Taxifahren
aufgegeben. Er wollte endlich mit dem Journalismus Geld verdienen, und zwar so viel,
dass er davon leben konnte. Also hatte er klein beigegeben und seine Mutter um Hilfestellung
gebeten. Sie war erfreut aktiv geworden und hatte ihre Kontakte spielen lassen,
und so hatte sie in die Wege geleitet, dass er die Redakteursstelle bei Profi
Entertainment erhielt. Seine Mutter und seine Chefin kannten sich, weil Regine
Liebermann schon mehrfach Reportagen und Magazinbeiträge über sie produziert hatte,
und so manches Mal war Marie-Louise Halstaff auch in der Sendung Diens-Talk zu Gast gewesen.
    »Sam kam
abends oft erst spät heim, außerdem war er häufig wochenlang in den USA«, hörte
er seine Mutter sagen. Florian zog
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