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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Bärbel Böcker
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Lippen.
    »Es sind
Steckschüsse, keine Durchschüsse », meinte der Rechtsmediziner.
    »Und die
Tatwaffe?«
    Der junge
Polizist schüttelte den Kopf. Rössner wandte sich wieder der Toten zu, sie war mittelgroß
und schlank und trug ein leichtes, auffallend elegantes Sommerkleid, dessen Gelb
von dunklen Blutflecken durchtränkt war. Auch die dunkelblauen Mokassins an ihren
Füßen zeigten, dass die Frau viel Geld für Kleidung ausgegeben hatte.
    »Kampfspuren?«
Fragend sah Rössner den Rechtsmediziner an.
    »Hämatome
an beiden Unterarmen.« Dr. Sinzig wies auf die Stellen.
    Rössner
begutachtete die violettfarbenen Flecken. »Wie lange ist sie schon tot?«
    »Seit 18
bis 20 Stunden etwa. Genaueres nach der Obduktion.«
    Der Kriminalhauptkommissar
rechnete. »Also ist sie gestern Abend zwischen 22 und 24 Uhr gestorben.«
    Der Rechtsmediziner
nickte. »Die Frau war gut in Form, hat mit Sicherheit Sport getrieben.«
    »Wissen
wir, wer sie ist?« Diese Frage galt dem jungen Kollegen.
    »Ja. In
ihrer Handtasche befand sich ein Personalausweis.« Die Antwort kam schnell. »Sie
heißt Sabrina Delson, Alter: 38, und sie wohnte in der Kirchberger Straße, nicht
weit von hier. Einmal über den Militärring, und dann in eine Seitenstraße …« Mit
dem Arm deutete er in die Richtung.
    »Wer hat
sie gefunden?«, fragte Rössner.
    »Ein Rentner,
das heißt sein Hund«, gab der junge Beamte zur Antwort. »Der Mann wartet schon auf
Sie. Sie wollen ihm doch ein paar Fragen stellen?«
    Rössner
zeigte keine Reaktion, mit unbeweglicher Miene sah er dem Mann von der Spurensicherung
dabei zu, wie er sich an den Fingernägeln der Toten zu schaffen machte, um Hautpartikel
oder etwaige Fremdkörper sicherzustellen.
    »Gibt es
Zeugen? Hat irgendjemand etwas gesehen oder gehört?« Sein durchdringender Blick
und die schneidende Stimme ließen den jungen Kollegen erstarren.
    »Nein. Bislang
hat sich niemand bei uns gemeldet.« Er schlug die Augen nieder.
    Rössner
strich sich über sein spärliches Haar, dabei stellte er fest, dass es feucht war.
Obwohl er erst 42 Jahre alt war, waren seine Haare bereits mausgrau. Er tröstete
sich damit, dass wenigstens seine Figur jugendlich wirkte, und er achtete darauf,
dass dies auch so blieb. Dreimal wöchentlich stieg er in den Boxring, außerdem ernährte
er sich gesund, und das Ergebnis war ein drahtiger Körper sowie eine hervorragende
Kondition. »Wurde sie hier ermordet?«, fragte er und wandte sich dabei an den Rechtsmediziner.
    Dr. Sinzig,
der sich gerade die Latexhandschuhe abstreifte, antwortete: »Der Blutmenge nach
zu urteilen, die den Boden tränkt, ist das wahrscheinlich.«
    »Ihre Handtasche,
in der wir den Personalausweis gefunden haben, ist übrigens genauso dunkelblau wie
ihre Schuhe«, meldete sich der junge Polizist zu Wort. Rössner sah ihn irritiert
an, und er erläuterte: »Papiere, Kosmetiktäschchen und diverse andere Sachen sind
drin, das Portemonnaie fehlt allerdings.«
    Der Kriminalhauptkommissar
dachte einen Moment nach. Er verwahrte den Personalausweis normalerweise im Portemonnaie,
doch vielleicht handhabten Frauen es anders. Seltsam war es in jedem Fall, dass
das Portemonnaie weg, aber der Personalausweis vorhanden war.
    Als habe
er seinen Gedanken erraten, erläuterte der Kollege: »Er steckte in einem Handtaschenseitenfach,
der Reißverschluss war zugezogen.
    Rössner
nickte. »Autoschlüssel? Handy?«
    »Nein.«
    »Wohnungsschlüssel?«
    »Ja.«
    »Ist sie
verheiratet gewesen?«
    »Ja.«
    Der Kriminalhauptkommissar
nickte, und die Zufriedenheit seiner Miene hatte zur Folge, dass der junge Polizist
sich entspannte, jedoch leicht errötete.
    Rössner
räusperte sich. Dass sie keine Autoschlüssel gefunden hatten, musste nicht viel
zu bedeuten haben. Wahrscheinlich war Sabrina Delson überhaupt nicht mit dem eigenen
Wagen gekommen. Ihr Handy und das Portemonnaie hatte wahrscheinlich der Mörder an
sich genommen. Was ihn allerdings wunderte, war die Tatsache, dass ihre teure Handtasche
zurück geblieben war. Falls es sich um einen Raubmord handelte, hätte der Mörder
vermutlich auch Interesse an der Handtasche gehabt. War er gestört worden? Oder
war außer dem Mörder noch ein anderer am Tatort gewesen, der die Sachen an sich
genommen hatte? Hatte sie ihren Mörder gekannt? War sie zusammen mit ihm hierher
gekommen?
    »Delson
…«, sinnierte er und fragte: »Engländerin?«
    »Nein, Deutsche.
Sie ist mit einem Amerikaner verheiratet.«
    »Habt ihr
den Mann schon
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