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Zielstern Centauri

Zielstern Centauri

Titel: Zielstern Centauri
Autoren: F. L. Wallace
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geben, bis er Thornton auf seiner Seite hätte.
    „Lassen wir also Docchi einstweilen“, fuhr er fort. „Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit, und die ist vielleicht noch vielversprechender.“
    Thornton unterbrach ihn. „Nona?“
    „Ja. Ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich hierher gehört.“
    „Jeder unserer jungen Ärzte glaubt das gleiche“, erwiderte der Medizinrat belustigt.
    „Ich habe schon daran gedacht, den allgemeinen Anweisungen eine spezielle Notiz beizufügen. Ungefähr in dem Sinne, daß jeder neue Leiter der schönen Idiotin so weit wie möglich aus dem Wege gehen soll.“
    „Ist sie wirklich so dumm?“ meinte Cameron störrisch. „Ich habe den Eindruck, sie ist es nicht.“
    „Sehr geschickt mit ihren Händen“, stimmte der andere Mann zu. „Aber verwechseln Sie nicht Handfertigkeit mit Intelligenz. Was das betrifft, so fehlt es ihr von vornherein an der nötigen Gehirnsubstanz.“
    „Sie ist zweifellos nicht normal. Sie kann weder reden noch hören und wird das auch nie können. Der Kehlkopf ist verkümmert, und obwohl wir ihn ersetzen könnten, würde das nichts nützen. Wir müßten die gesamte Struktur des Gehirns verändern, und eine solche Aufgabe liegt momentan noch außerhalb des Bereichs unserer Möglichkeiten.“
    „Ich dachte eher an die Verschiedenartigkeit ihres Nervensystems.“
    „Eine uns überlegene Mutation, wollen Sie das damit andeuten? Vergessen Sie das. Ihr Gebrechen ist eine einfache Anomalie, ähnlich den früher so häufigen Wolfsrachen. Einen Wolfsrachen können wir operativ beseitigen, aber bei Nonas Leiden versagen unsere Künste.“ Der Medizinrat warf einen verstohlenen Blick auf den Chronometer neben sich.
    Cameron bemerkte den Blick und fuhr hastig fort. „Ich frage mich, ob wir die ganze Zeit nicht versucht haben, sie zu zwingen, sich uns anzupassen. Sie kann möglicherweise intelligent sein, ohne dabei zu verstehen, was wir sagen, oder lesen und schreiben zu können.“
    „Wie meinen Sie das?“ erkundigte sich Thornton. „Das wichtigste Werkzeug der Menschen ist die Sprache.“ Thornton machte eine nachdenkliche Pause und sagte dann: „Es sei denn, Sie denken an Telepathie oder ähnliches.“
    „Daran habe ich allerdings gedacht“, gab Cameron zu. „Mit einem anderen Menschen der gleichen Art könnte sie sich vielleicht verständigen, auf eine andere Weise als wir es tun. Jedenfalls würde ich gern ein paar Versuche in dieser Richtung unternehmen.“
    „Gut. Meine Genehmigung dazu haben Sie. Vergessen Sie jedoch nicht, daß Sie nicht der erste sind, der diesen Verdacht hegt.“
    „Ich weiß. Es steht in ihrer Krankengeschichte. Allerdings glaube ich, ich konnte der erste sein, dem es gelingt, das zu beweisen.“
    „Ihr Enthusiasmus freut mich. Übersehen Sie aber bitte darüber nicht unser Hauptanliegen. Selbst wenn sie eine Telepathin ist, würde ihr das ein normales Leben ermöglichen?“
    Cameron hatte die richtige Antwort parat, aber Thornton erwartete vermutlich eine andere. „Vielleicht haben Sie recht. Sie müßte hierbleiben, so oder so.“
    „Richtig. Natürlich würde es Ihre Arbeit erleichtern, wenn Sie die vier auseinanderbringen könnten, aber auf diese Weise geht das nicht. Sie müssen wohl oder übel nach einem anderen Ausweg suchen. Wenn Sie Hilfe …“
    Das Bild auf dem Sichtschirm blieb, doch die Stimme ging in einem Geprassel atmosphärischer Störungen unter. Die Robotvermittlung schaltete sich ein. „Das Schiff nähert sich der äußersten Reichweite für eine Direktsendung. Wenn Sie die Unterhaltung weiterführen wollen, muß sie über die nächste Hauptstation geleitet werden. Im Augenblick ist das der Mars.“
    Es war lästig, auf jede Antwort mehrere Minuten warten zu müssen. Abgesehen davon, hatte es den Anschein, als ob Thornton ihm nicht helfen konnte oder wollte. Thornton war in den Status quo verliebt, eine Änderung dieses Zustandes war nicht nach seinem Geschmack.
    „Wir sind fertig“, sagte Cameron.
    Das Telekom schaltete sich mit einem Knacken aus, und Cameron lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Er dachte nach.
    In gewisser Hinsicht fühlte er Mitleid mit den armen Krüppeln, die seiner Sorge anvertraut waren. Keiner der Bewohner von Handikap-Hafen war ein vollwertiger Mensch. Es waren halbe oder viertel Männer und Frauen, Flickwerk, Bruchstücke eines ehemaligen Ganzen, in der Maske von Menschen. Zäh hingen sie an dieser Illusion. Schuld an allem war die Medizin, besonders die
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