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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst
Autoren: Tom Clancy
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Speznaz-Männer hatten den Befehl, ihn lebend zu fassen. Mit dem Schmutz, dem Schweiß und den Bärten auf ihren Gesichtern hatten sie jedoch Schwierigkeiten, den Gesuchten in diesem Dämmerlicht zu identifizieren. Israpil schaute die anderen an. Zwei waren Mitglieder seiner Sicherheitstruppe, zwei andere kannte er nicht. Sie gehör ten offenbar zur Argwanizelle. Sie alle trugen wie er schul terlanges Haar und einen dichten Vollbart.
    Die Russen stellten die fünf Männer nebeneinander Schulter an Schulter an der kalten Steinmauer auf und hielten sie mit ihren Gewehrläufen in Schach. Eine behandschuhte Hand packte den ersten Dagestaner an den Haaren und zog seinen Kopf in die Höhe. Ein weiterer Alpha-Gruppen-Kämpfer richtete eine Taschenlampe auf den Mudschaheddin. Ein Dritter hielt eine laminierte Karte mit dem Foto eines bärtigen Mannes neben das Gesicht des Rebellen.
    »Njet«, sagte ein Russe.
    Sofort erschien der schwarze Lauf einer Varjag, Kaliber 9 mm, im Licht. Jemand betätigte den Abzug. Es folgten ein Lichtblitz und ein lautes Krachen, das in dem engen Häuserdurchgang widerhallte, und der Kopf des bärtigen Terroristen wurde nach hinten gerissen. Er sank zusammen und hinterließ auf der Mauer hinter sich Blut, Knochensplitter und Gehirnmasse.
    Das laminierte Foto wurde jetzt neben den zweiten Aufständischen gehalten. Erneut wurde der Kopf des Mannes in eine Position gezogen, in der sein Gesicht klar zu erkennen war. Er blinzelte im hellen, weißen Strahl der Taschenlampe.
    »Njet.«
    Die automatische Pistole tauchte auf und schoss ihm in die Stirn.
    Der dritte bärtige Dagestaner war Israpil. Eine behandschuhte Hand zog ihm ein verfilztes Haarbüschel von den Augen und entfernte etwas Schmutz aus seinem Gesicht.
    »Nj… Moschet bytj« – Vielleicht –, sagte die Stimme. Dann: »Ich glaube, er ist es.« Eine kleine Pause. »Israpil Nabijew?«
    Israpil gab keine Antwort.
    »Ja … er ist es.« Die Taschenlampe wurde gesenkt und ein Gewehr richtete sich auf die beiden Jamaat-Shariat-Rebellen links von Israpil.
    Bumm! Bumm!
    Die Männer wurden gegen die Mauer geschleudert und fielen dann nach vorne zu Israpils Füßen in den Schlamm.
    Einen kleinen Augenblick stand Nabijew allein vor der Mauer, dann packte ihn ein Russe am Genick und zog ihn in Richtung eines Hubschraubers, der gerade auf einer Viehweide etwas weiter unten im Tal landete.
    Die beiden Schwarzen Haie schwebten immer noch über dem Dorf. In unregelmäßigen Abständen zerschossen sie mit ihren Kanonen ganze Gebäude und töteten Mensch und Tier gleichermaßen. Dies würde noch ein paar Minuten so weitergehen. Dabei würden sie jedoch nicht jede lebendige Seele auslöschen. Dies würde mehr Zeit und Aufwand erfordern, als sie aufbringen wollten. Sie taten jedoch ihr Bestes, um das Dorf systematisch zu zerstören, das den Anführer der dagestanischen Widerstandsbewegung bei sich aufgenommen hatte.
    Nabijew wurde jetzt bis auf die Unterwäsche ausgezogen und durch den lauten und heftigen Abwind der Rotoren eines Mi-8-Transporthubschraubers den Abhang hinuntergetragen. Die Soldaten hoben ihn hinein und ketteten ihn mit Handschellen an die Innenwand der Kabine. Links und rechts von ihm setzten sich zwei schmutzige Soldaten der Alpha-Gruppe, die schwarze Skimasken trugen. Ein letztes Mal konnte er durch die offene Kabinentür nach draußen sehen. Während die Dämmerung allmählich die rauchgeschwängerte Luft im Tal erhellte, legten die Speznaz-Agenten die Leichen von Nabijews toten Kameraden nebeneinander auf den Boden und fotografierten mit Digitalkameras deren Gesichter. Dann nahmen sie mit Stempelkissen und Papier ihre Fingerabdrücke.
    Die Mi-8 hob ab.
    Der Speznaz-Mann rechts von Nabijew lehnte sich zu ihm hinüber und schrie ihm auf russisch ins Ohr: »Angeblich warst du die Zukunft deiner Bewegung. Gerade bist du zu deren Vergangenheit geworden.«
    Israpil lächelte. Als der Speznaz-Unteroffizier das sah, rammte er ihm sein Gewehr in die Rippen. »Was ist daran so lustig?«
    »Ich habe gerade daran gedacht, was mein Volk alles unternehmen wird, um mich zurückzubekommen.«
    »Vielleicht hast du recht. Vielleicht sollte ich dich gleich hier und jetzt töten.«
    Israpil lächelte erneut. »Jetzt denke ich an alles, was mein Volk zu meinem Gedächtnis tun würde. Du kannst einfach nicht gewinnen, russischer Soldat. Du kannst nicht gewinnen.«
    Die blauen Iriden des Russen schauten durch die Augenschlitze der Skimaske den Gefangenen eine
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