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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst
Autoren: Tom Clancy
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Mathematik war für die Fernsehmoderatoren oder die politischen Blogs, die sieben Tage die Woche rund um die Uhr ihre Meinung im Internet zum Besten gaben, natürlich völlig uninteressant. Aus diesem Grund entwickelte Amerikas Schwafel-Klasse ständig neue Verschwörungstheorien und Erklärungsmuster.
    Ryan stellte die Wasserflasche ab, zog sein Jackett an und machte sich auf den Weg zur Tür.
    Hoffentlich, dachte er, war Jack jr. heute nur ausgegangen, um sich zu amüsieren. Vielleicht hatte er sogar ein Rendezvous mit einem ganz besonderen Mädchen.
    Ja, überzeugte sich Senior selbst. Ganz bestimmt steckte nichts anderes dahinter.
    Der sechsundzwanzigjährige Jack Ryan jr. spürte auf seiner rechten Seite eine Bewegung, drehte sich blitzschnell weg und wich auf diese Weise der Messerklinge aus, die sich gerade in seine Brust bohren wollte. Gleichzeitig zog er noch während der Drehung seinen linken Unterarm nach oben, fasste den Angreifer mit der Rechten am Handgelenk und drückte dessen Hand nach hinten. Dann rammte er seinen Körper mit aller Macht in die Brust seines Gegners und brachte ihn dadurch zu Fall.
    Jack griff sofort nach seiner Pistole, aber der andere Mann packte im Fallen Ryan am Hemd und zog ihn dadurch mit sich nach unten. Jack jr. war es nicht mehr möglich, seine Pistole aus dem Gürtelholster zu ziehen. Als sie beide zusammen auf dem Boden aufkamen, wusste er, dass er diese Gelegenheit verpasst hatte.
    Er musste also den Kampf ab jetzt nur mit den Händen weiterführen.
    Der Angreifer griff Jack an die Kehle und drückte ihm die Fingernägel in die Haut. Erneut musste Jack diese Bedrohung mit einer heftigen Armbewegung abwehren. Sein Gegner sprang aus seiner sitzenden Position zuerst auf die Knie und dann auf die Füße. Ryan war jetzt unter ihm und dadurch höchst verwundbar. Als einzige Option blieb ihm nur noch seine Pistole. Dazu musste er sich jedoch auf die linke Hüfte rollen, um sie aus dem Holster ziehen zu können.
    Während er diese Bewegung ausführte, hatte der Angreifer allerdings seine eigene Waffe aus dem hinteren Hosenbund gezogen und schoss jetzt Ryan fünfmal in die Brust.
    Der Einschlag der Geschosse verursachte einen stechenden Schmerz.
    »Verdammt!«, schrie Jack.
    Ryan schrie jedoch nicht so sehr wegen dieser Schmerzen, sondern aufgrund des frustrierenden Gefühls, diesen Kampf verloren zu haben.
    Wieder einmal verloren zu haben.
    Ryan riss sich die Schutzbrille von den Augen und setzte sich auf. Der andere reichte ihm die Hand und half ihm wieder auf die Beine. Danach steckte Jack seine Pistole ins Holster. Beide hatten eine Airsoft-Version der Glock 19 benutzt, die mit Druckluft Plastikprojektile verschoss, deren Einschlag entsetzlich wehtat, die jedoch keinerlei Verletzungen hinterließen.
    Auch sein »Angreifer« nahm nun seinen Augenschutz ab und hob das Gummimesser vom Boden auf. »Entschuldige die Kratzer, alter Junge«, sagte der Mann. Trotz seines heftigen Atems war sein walisischer Akzent nicht zu überhören.
    Jack hatte gar nicht hingehört. »Zu langsam!«, wetterte er über sich selbst, wobei sich das während des Handgemenges ausgeschüttete Adrenalin mit seinem schlimmen Frust vermengte.
    Der Waliser blieb im Gegensatz zu seinem amerikanischen Schüler völlig ruhig, als ob er gerade eben nur in einem Park die Tauben gefüttert hätte. »Nimm’s leicht. Versorg deine Wunden und komm dann zurück, damit ich dir erklären kann, was du falsch gemacht hast.«
    Ryan schüttelte den Kopf. »Sag es mir gleich jetzt!« Er war wütend auf sich. Die Kratzer an seinem Hals sowie die Blutergüsse und Schrammen überall auf seinem Körper waren im Moment seine geringste Sorge.
    James Buck wischte sich eine dünne Schweißschicht von der Stirn und nickte. »Also gut. Zuerst einmal, deine Annahme stimmt nicht. Mit deinen Reflexen ist alles in Ordnung. Das bezweifelst du ja, wenn du davon sprichst, du seist zu langsam. Tatsächlich ist deine Aktions geschwindigkeit gut. Sogar besser als gut. Dein Körper bewegt sich ausgesprochen schnell, und deine Wendigkeit, Geschicklichkeit und Athletik sind beeindruckend. Das Problem ist jedoch deine Denk geschwindigkeit. Du bist zögerlich und unsicher. Du denkst über deine nächsten Schritte nach, während du eigentlich automatisch und instinktiv handeln solltest. Außerdem bietest du einem aufmerksamen Beobachter kleine unbewusste Hinweise, woran du denkst, und gibst somit deine nächsten Aktionen im Voraus bekannt.«
    Ryan
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