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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst
Autoren: Tom Clancy
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in der Dunkelheit, kontrollierten ihren Atem und Herzschlag und bereiteten sich darauf vor, einen einzigen Mann zu fangen. Jeder von ihnen trug in der Kartentasche seiner ballistischen Schutzweste eine beige Laminatkarte mit einem Porträt Israpil Nabijews.
    Wenn diese russischen Spezialtruppen einen Mann fangen würden, dessen Gesicht mit diesem Foto übereinstimmte, stand sein weiteres Schicksal fest.
    Sollte das Gesicht des Gefangenen dagegen nicht dem des Gesuchten entsprechen, wäre das für den entsprechenden Mann noch verhängnisvoller, denn die Russen wollten nur eine einzige Person in diesem Dorf lebend in ihre Gewalt bringen.
     

2
    D ie Hunde reagierten zuerst. Das Knurren eines großen Kaukasischen Schäferhunds wurde von den anderen Tieren im ganzen Dorf aufgenommen und beantwortet. Allerdings hatte sie nicht der Geruch der Russen alarmiert, denn die Speznaz-Männer hatten ihn mit Chemikalien und mit Silberfasern gefütterter Unterwäsche maskiert, die alle Körpergerüche überdeckten. Vielmehr konnten die Hunde die Bewegungen der Männer spüren. Und plötzlich bellten so viele, dass sie sich das Schicksal ersparten, mit den 5,45-mm-Pistolen ruhiggestellt zu werden.
    Die dagestanischen Wachen vor der Scheune schauten sich um. Ein paar leuchteten gelangweilt mit ihren Taschenlampen in die Dunkelheit hinein. Einer schrie die Hunde an, sie sollten endlich die Schnauze halten. Als sich das Gebell und Geheule zu einem Höllenlärm steigerte, sprangen die Wachleute auf und brachten ihre Gewehre in Anschlag.
    In diesem Augenblick erfüllte das Donnern der Hubschrauberrotoren das Tal.
    Israpil wurde aus dem Schlaf gerissen und sprang auf, bevor er noch ganz wach war und ihm bewusst wurde, was genau ihn aufgeweckt hatte.
    »Russische Hubschrauber!«, schrie jemand, obwohl das in diesem Augenblick schon jedem klar war. Auch Nabijew hörte jetzt das rhythmische Pochen der Rotoren. Außer den Russen hatte hier in der Gegend keiner Hubschrauber. Israpil wusste, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. Sofort gab er den Befehl zur Flucht. Der Anführer seiner Sicherheitstruppe befahl über Funk der Argwanizelle, mit ihren Panzerfäusten ins Freie vorzurücken, um dort den anfliegenden Maschinen entgegenzutreten. Danach wies er die beiden Fahrer an, ihre Pick-ups vor den Eingang der Scheune zu fahren.
    Israpil war jetzt endgültig hellwach. Er entsicherte seine kurzläufige Kalaschnikow und stellte sich mit der Waffe an der Schulter ans Tor der Scheune. Er wusste, dass der Lärm der Helikopter noch eine weitere Minute durch das Tal schallen würde, bevor die Russen tatsächlich über ihnen auftauchen würden. In den letzten beiden Jahrzehnten hatte er es oft genug mit russischen Kampfhubschraubern zu tun gehabt.
    Dreißig Sekunden später erschien der erste Pick-up vor dem Eingang der Scheune. Ein Wachmann öffnete die Beifahrertür und sprang dann selbst auf die hintere Ladefläche. Zwei weitere öffneten das Scheunentor.
    Israpil trat als Dritter ins Freie. Er hatte in der frühmorgendlichen Luft noch keine zwei Schritte zurückgelegt, als plötzlich ganz in der Nähe der Überschallknall von Gewehrfeuer zu hören war. Zuerst glaubte er, dass einer seiner Männer blindlings in die Dunkelheit schießen würde, aber als ihm heißes, nasses Blut direkt ins Gesicht spritzte, erkannte er seinen Irrtum. Eine seiner Wachen war getroffen worden. Aus der aufgerissenen Brust sprudelte das Blut hervor. Der Mann geriet ins Taumeln und fiel zu Boden.
    Israpil duckte sich und rannte los. In diesem Moment fing das Schießen jedoch erst richtig an. Ein wahrer Geschosshagel durchschlug Blech und Glas des Pick-ups. Der Militärkommandeur der Jamaat Shariat sah auf der Straße Mündungsfeuer, das aus Richtung einer fünfundzwanzig Meter weiter oben liegenden Wellblechhütte kam. Der Muslim auf der Ladefläche richtete sich auf und schoss nur ein einziges Mal zurück, bevor er vom Pick-up in die schlammige Abflussrinne mitten auf der unbefestigten Straße hinunterfiel. Der Beschuss ging ununterbrochen weiter. Nabijew erkannte, dass es sich um mehrere Kalaschnikows und ein einziges russisches leichtes PPM-Maschinengewehr handelte. Als er sich umdrehte, schlugen ihm die Funken der Kupfermantelgeschosse, die in die steinerne Wand der Scheune einschlugen, um die Ohren. Er duckte sich noch tiefer und prallte auf zwei seiner Wachleute, die er sofort in die Scheune zurückschob.
    Gemeinsam rannten sie durch das dunkle Gebäude an den beiden
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