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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst
Autoren: Tom Clancy
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an der Westwand angebundenen Eseln vorbei auf ein großes rückwärtiges Fenster zu, als sie plötzlich eine Explosion erstarren ließ. Nabijew lief zur Außenwand hinüber und linste durch den breiten Riss, dessen Zugluft ihn die ganze Nacht regelrecht gefoltert hatte. Über dem Tal hatten kurz vor dem Dorf zwei Kampfhubschrauber Angriffsstellung eingenommen. Ihre Umrisse waren noch schwärzer als der schwarze Himmel, bis beide eine Raketensalve aus seinen Pylonen abfeuerten. Plötzlich waren die metallischen Kampfmaschinen hell erleuchtet, während Flammenstreifen an der Spitze von weißen Wölkchen auf das Dorf zurasten und eine gewaltige Explosion ein einhundert Meter weiter westlich gelegenes Gebäude erschütterte.
    »Schwarze Haie!«, rief er in den dunklen Raum hinein.
    »Zur Hintertür!«, schrie ihm einer seiner Männer zu und rannte los. Nabijew folgte ihm, obwohl er bereits wusste, dass er umzingelt war. Niemand würde kilometerweit durch die Gegend robben, um diesen Ort anzugreifen, wie es die Russen getan hatten, und es dann versäumen, ihm den Fluchtweg abzuschneiden. Trotzdem blieb ihm keine andere Wahl. Die nächste Raketensalve konnte die Scheune treffen und ihn und seine Männer zu Märtyrern machen, ohne ihnen die Möglichkeit zu geben, einige Ungläubige ins Jenseits mitzunehmen.
    Die Russen auf der Rückseite der Scheune lagen immer noch lautlos in Deckung, ohne sich zu rühren. Die vier Zweiergruppen warteten geduldig, während die Angreifer auf der anderen Seite weiter vorrückten und die Schwarzen Haie mit ihren Raketen Tod und Verderben über das Dorf brachten.
    Zwei Mann der Alpha-Gruppe hatten den Auftrag, die Sechs-Uhr-Position abzusichern und auf alle Mudschaheddin oder bewaffneten Zivilisten zu achten, die eventuell durch das Dorf auf die Anhöhe emporsteigen würden. Allerdings war ihnen die direkte Sicht auf einen kleinen Ziegelschuppen versperrt, der südöstlich der am weitesten im Osten platzierten Speznaz-Kämpfer lag. Plötzlich erschien in einem dunklen offenen Fenster der Lauf einer Repetierbüchse und zielte auf den nächsten Russen. Gerade als sich die Hintertür der Scheune öffnete, ging ein Schuss los. Das Geschoss traf die Stahlplatte auf dem Rücken des Alpha-Gruppen-Manns, der durch die Einschlagswucht kopfüber zu Boden geschleudert wurde. Sein Partner wirbelte herum und erwiderte das Feuer. Der Schusswechsel warnte die Rebellen, die gerade die Scheune verließen, dass sie drauf und dran waren, in eine Falle zu laufen. Alle fünf Dagestaner stürmten daraufhin durch die Tür ins Freie und feuerten mit ihren Kalaschnikows in alle Richtungen, ohne in der Dunkelheit den Feind sehen zu können.
    Ein Stück Kupfer, das völlig verdrehte Bruchstück eines 7,62-mm-Geschosses, das als Querschläger von einem Stein auf dem Boden abgeprallt war, traf einen Speznaz-Soldaten direkt in den Hals, durchschlug seinen Adamsapfel und durchtrennte seine Halsschlagader. Er fiel nach hinten, fasste sich an die Kehle und wand sich zuckend im Todeskampf. In diesem Augenblick trat für die Spezialtruppe die Gefangennahme der Zielperson erst einmal in den Hintergrund. Die Männer schossen aus allen Rohren auf die Terroristen, während weitere Mudschaheddin aus der Hintertür der steinernen Scheune herausstürmten.
    Als die Russen zu schießen begannen, schützte der Anführer von Nabijews Sicherheitstruppe seinen Chef mit dem Körper. Nur Sekunden später war sein Oberkörper von 5,45-mm-Geschossen durchsiebt. Selbst als noch einige andere von Nabijews Kämpfern tot zusammenbrachen, hörte dessen Truppe nicht auf zu feuern, während ihr Anführer verzweifelt zu fliehen versuchte. Er warf sich auf die Seite, rollte auf dem Boden von der Scheunentür weg und stand dann wieder auf, um mit seiner AK-74U in die Nacht hineinzuschießen. Er leerte sein ganzes Magazin, während er dicht an der Scheunenwand entlanglief, um dann in einem dunklen, engen Durchgang zwischen zwei langen Wellblech-Lagerschuppen zu verschwinden. Er hatte das Gefühl, nicht allein zu sein, wollte aber auf keinen Fall seine Geschwindigkeit verringern, indem er nach hinten sah. Er rannte immer weiter. Dabei wunderte er sich, dass er den Kugelhagel,der seine Männer niedergemäht hatte, unbeschadet überstanden hatte. Bei seiner Flucht stieß er an die beiden Wellblechwände und geriet ins Stolpern. Seine Augen waren auf die Öffnung zwanzig Meter vor ihm fixiert. Mit den Händen nestelte er ein frisches Gewehrmagazin aus seinem
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