Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
wobei er Kämpfer vom Kaspischen Meer im Osten bis nach Tschetschenien, Georgien und Ossetien im Westen anführte, die alle für dasselbe Ziel kämpften: die Vertreibung der fremden Invasoren und die Errichtung der Scharia.
    Inschallah – so Gott will – würde Israpil Nabijew schon bald seinen Traum erfüllen und alle islamischen Organisationen des Kaukasus vereinen.
    Die Russen hatten also recht. Er war die Zukunft des Widerstands.
    Auch seine eigenen Leute wussten das, was sein hartes Leben etwas erleichterte. Die zehn Soldaten in seiner Sicherheitstruppe würden genauso wie die dreizehn Kämpfer der örtlichen Argwanizelle voller Stolz ihr Leben für Israpil hingeben.
    Erneut wuchtete er seinen Körper herum, um sich vor dem unangenehmen Luftzug zu schützen und wenigstens noch etwas Ruhe zu finden, wobei er jedoch seine Waffe nicht aus der Hand ließ. Man muss es nehmen, wie es kommt, dachte er. Er hoffte, dass zumindest vor Tagesanbruch keiner seiner Männer sein Leben für ihn opfern musste.
    Israpil Nabijew glitt in den Schlaf hinüber, während auf der Anhöhe über dem Dorf der erste Hahn krähte.
    Das Krähen des Hahns unterbrach den Funkspruch des Russen, der einige Meter von dem großen Vogel entfernt im hohen Gras lag. Er wartete ein paar Sekunden, bis der Hahn zum dritten Mal gekräht hatte, dann brachte er seine Lippen wieder an das Funkgerät heran, das an seinem Brustgurt festgemacht war. »Alpha-Team an Aufklärung. Wir sehen euch und schließen in einer Minute zu euch auf.«
    Es gab keine gesprochene Antwort. Das Scharfschützenteam war gezwungen gewesen, bis auf zehn Meter an einen Ziegelschuppen heranzurücken, um ihr Ziel weitere hundert Meter vor ihnen ins Blickfeld zu bekommen. So nahe am Gegner würden sie auf keinen Fall sprechen, nicht einmal flüstern. Der vorgeschobene Beobachter drückte nur zwei Mal auf seine Sendetaste. Die beiden Klicks bestätigten, dass er die Botschaft des Alpha-Teams empfangen hatte.
    Auf der Anhöhe hörten acht Mann die beiden Klicks und rückten daraufhin langsam durch die Dunkelheit vor.
    Alle acht gehörten zusammen mit den zwei Scharfschützen zu den bewaffneten Kräften des russischen Federalnaja Sluschba Besopasnosti, des »Föderalen Dienstes für die Sicherheit der Russischen Föderation«, wie der aus dem KGB hervorgegangene russische Inlandsgeheimdienst jetzt hieß. Sie waren sogar Teil des Alpha-Direktorats des Zentrums für Spezialoperationen des FSB. Als absolute Elitetruppe aller russischen Speznaz-Einheiten waren die Mitglieder der Alpha-Gruppe Experten auf dem Gebiet der Terrorismusbekämpfung, Geiselbefreiung, des Häuser-und Straßenkampfs und einer ganzen Reihe weiterer tödlicher Fertigkeiten. Sie waren allesamt Spezialisten im Gebrauch von Feuer-und Stichwaffen sowie Sprengstoffen und im Nahkampf. Dieses Alpha-Team bestand aus hartgesottenen Profikillern, die sich lautlos durch das Gelände bewegten und verdeckt operieren konnten.
    Die ganze Nacht waren die Russen langsam vorgerückt, wobei die gespannte Aufmerksamkeit all ihrer Sinne niemals nachließ. Ihr Eindringen war perfekt gelungen. Auf dem sechsstündigen Weg zu ihrem Zielpunkt hatten sie nichts als Wald gerochen und außer Tieren nichts Lebendiges gesehen: Kühe, die im Stehen schliefen oder unbeaufsichtigt auf Weiden grasten, Füchse, die aus dem Wald herauskamen und wieder darin verschwanden, und sogar Steinböcke, die sich hoch oben durch den nackten Fels bewegten.
    Dagestan war ihnen nicht fremd, die Operationen im benachbarten Tschetschenien waren da weitaus vertrauter. Offen gesagt, gab es dort einfach mehr Terroristen, die getötet werden mussten, als in Dagestan, obwohl die Jamaat Shariat alles unternahm, um mit ihren muslimischen Brüdern im Westen gleichzuziehen. In Tschetschenien gab es mehr Berge und Wälder, während die Hauptkonfliktzonen in Dagestan in den Städten lagen. Allerdings bildete das heutige »Omega«, das heutige Ziel, die Ausnahme von dieser Regel. Bewaldete Felshöhen umgaben eine eng beieinanderliegende Ansammlung von Gehöften, verbunden durch unbefestigte Wege, in deren Mitte eine Rinne verlief, durch die das Regenwasser zum Fluss weiter unten ablaufen konnte.
    Die Soldaten hatten ihr Dreitagegepäck einen Kilometer weiter hinten abgelegt und trugen jetzt nur noch das am Körper, was für den Kampf nötig war. Jetzt versuchten sie, unsichtbar zu bleiben, und robbten auf allen vieren über die Weide direkt oberhalb des Dorfes und danach jeweils zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher