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Zero Unit

Zero Unit

Titel: Zero Unit
Autoren: Nina Dorothea; Bruhns Kallfass
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hatte.
    Weil er sie verraten hatte.
    Alles zwischen ihnen verraten hatte.
    Die Wut drohte ihn zu übermannen. Aber er riss sich zusammen und verdrängte diese unerwünschte Gefühlsaufwallung. Denn sie würde ihm nicht helfen. Das konnte er nur selbst, indem er handelte.
    Als sich der Zug laut quietschend in eine Kurve legte, ließ er die Haltestange los. Sofort wurde er von der Gina umgebenden Pendlertraube eingekeilt. Unnötig, sich noch weiter festzuhalten. All die Jahre als Söldner für Onkel Sam hatten ihm eine beinahe unheimliche Wendigkeit und Körperbeherrschung verliehen. Langsam arbeitete er sich zu ihr vor. Ein zufälliges Anrempeln hier, ein kleiner Schritt zur Seite dort … bis er mit dem Rücken direkt vor ihr stand. Jedoch ohne sie zu berühren.
    Aber, ach, so kurz davor.
    Nahe genug, um den verlockend vertrauten Duft der Frau einatmen zu können, die er früher an sein Bett gefesselt und von der er auf diese für sie beide so aufregende Art und Weise Besitz ergriffen hatte … die ihr aber gleichzeitig eine Heidenangst eingejagt hatte.
    Sie hatte sich von Anfang an vor ihm gefürchtet. Seit ihrem ersten, von Misstrauen und Argwohn erfüllten Zusammentreffen hatte er ihr schreckliche Angst eingejagt. Die Angst machte einen Teil seiner Anziehungskraft auf sie aus. Und ihrer auf ihn. Diesen Nervenkitzel hatte sie früher geliebt. Aber jetzt … jetzt fühlte sie nur noch Hass für ihn. Sie hasste ihn mit einer Leidenschaft, die es beinahe mit seiner eigenen aufnehmen konnte.
    In diesem abgelegenen Sanatorium hatte er gut versteckt beobachten können, wie sich ihr Körper langsam von dem schrecklichen Martyrium erholte, das sie durchlebt hatte. Aber seelisch war sie immer noch genauso traumatisiert wie während ihrer Gefangenschaft. Deswegen hatte sie gelernt, sich zu verteidigen. Hatte ihr Messer immer wieder in eine Strohpuppe gebohrt, die wie ein Mann aussah. Und dabei zweifellos die ganze Zeit an sein eigenes schwarzes Herz gedacht.
    Während der Monate, in denen er sie überwacht hatte, war ihm eines überdeutlich klar geworden: Gina Cappozi wollte seinen Tod.
    Und sie wollte diejenige sein, die ihn umbrachte.
    Wirklich ein Jammer, dass er das nicht zulassen konnte.
    Während die Bahn durch den finsteren Tunnel ruckelte, flackerten die Lichter im Takt der ohrenbetäubend kreischenden Stahlschienen. Er neigte den Kopf leicht zur Seite und atmete tief ein. Versuchte, den einzigartigen Duft seiner Geliebten aus dem Gestank tausender parfümierter, schwitzender Körper, Unrat und dem verbrannten Geruch der Bremsen herauszufiltern, der den Waggon erfüllte.
    Beunruhigt blickte sie sich um. Nervös. Sie schien das nahe Raubtier instinktiv zu spüren.
    Doch er studierte ungerührt mit abgewandtem Gesicht eine Werbetafel, die an der Waggonwand hing. Ängstlich suchte Gina Blickkontakt mit dem STORM -Agenten, der am anderen Ende des Wagens stand. Doch der schüttelte nur beruhigend den Kopf. Also stieß sie einen zittrigen Atemzug aus. Erneutes schrilles Quietschen kündigte an, dass der Zug in die nächste Station einfuhr, also klammerte Gina sich noch etwas fester an die Haltestange über ihrem Kopf.
    Die Bahn hielt, und um sie herum strömten Passagiere aus den Türen. In dem Gewühl wurde er von ihr weggedrängt. Als kurz darauf Neuankömmlinge in den Wagen stürzten, konnte er sich ihr jedoch wieder unauffällig nähern. Die Türen schlossen sich.
    Ohne auf die Gefahr zu achten, entdeckt zu werden, drehte Gregg sich um und stellte sich genau hinter Gina. Obwohl sie groß war, besonders mit den hochhackigen Schuhen, die sie zur Arbeit trug, überragte er sie deutlich. Sehr deutlich. Mit pochendem Herzen langte er nach der Stange und spreizte dabei leicht die Beine.
    Dann blickte er auf sie herab. Nahe. So nahe. Einige seidige Strähnen ihres langen, schwarzen Haares kitzelten ihn an der Nase … sie dufteten nach der Frau, die er nackt ausgezogen und dazu gebracht hatte, ihn so zu befriedigen, wie es keine andere vor ihr vermocht hatte.
    Sein Körper erinnerte sich noch gut daran. Viel zu gut. Daran, wie sie stöhnend aufgeseufzt hatte, wenn er von ihr Besitz ergriffen hatte, und an ihre heiseren Lustschreie. Ihm war, als könnte er noch ihre Finger und die Zungenspitze auf der Haut spüren. Sie hatten sich immer so leidenschaftlich geliebt.
    Wenn er daran zurückdachte, wurde er augenblicklich hart.
    Nun verlangsamte sich der Zug, die Bremsen quietschten auf, und die Menschen um ihn herum drängten
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