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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher Ride
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sonst.«
    »Sagen Sie ihr, sie soll da stehen bleiben«, forderte Wilson von Randall.
    Randall tat es.
    Vor den Stufen des Drachenthrons blieb sie stehen und starrte ihren Besucher an. »Auch Sie haben Kenntnis von der Zukunft?« Als sie keine Antwort bekam, zog sie die Brauen hoch. »Sie wissen nicht, wen Sie vor sich haben!«
    »Das weiß ich ganz genau, Kaiserin«, widersprach Wilson. Sein Revolver blieb auf Randalls Brust gerichtet, sein Finger lag am Abzug. »Sie tragen das kaiserliche Siegel um den Hals, wie ich sehe.«
    Cixi schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ich bin dieser Tage oft so gelangweilt, aber Sie sind sehr unterhaltsam. Sie kennen sich ein wenig mit der Geschichte aus?«
    »Ich weiß, dass Sie das Siegel in den letzten Lebenstagen Hsien Fengs an sich gebracht haben«, sagte Wilson. »Wenn Su Shun das gewusst hätte.«
    »Su Shun starb ehrenvoll«, erwiderte Cixi freiheraus. »Ebenso wie ich, wären die Rollen vertauscht gewesen. Doch das ist lange her.« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Was wissen Sie noch, Blauäugiger?«
    »Ich weiß, dass Sie Ihren Sohn vergiftet haben, den rechtmäßigen Herrscher. Ihm einen Waschlappen zu geben, der mit Pocken kontaminiert war, war ziemlich gerissen.« Wilson schüttelte den Kopf. »Was für ein furchtbarer Tod.« Er sah Randall an. »Haben Sie gewusst, dass sie ihr eigen Fleisch und Blut getötet hat?«
    »Er lügt!«, rief Cixi in Mandarin.
    »Und dann haben Sie Ihren Neffen, den kleinen Kuang Hsu, auf den Thron gesetzt.«
    »Der Tod meines Sohnes war der traurigste Tag in meinem ganzen Leben«, klagte Cixi. »Ob Kaiser oder nicht, er war mein Sohn.«
    »Sehen wir doch mal, wie es um Ihre Geschichtskenntnisse steht, Kaiserin«, sagte Wilson. »Wissen Sie, warum China seit zwanzig Jahren in Aufruhr ist? Warum es andauernd Dürren und Überschwemmungen gegeben hat? Warum die Menschen an Hunger und Krankheiten sterben?«
    »Weil die fremden Teufel hier sind«, antwortete sie. »Die haben das Land entweiht und werden für die Gräuel bezahlen, die sie begangen haben.«
    »Können Sie wirklich so dumm sein?«, erwiderte Wilson in beißendem Ton. »Damit Sie Ihre Schönheit behalten, hat Ihr Volk einen hohen Preis bezahlt.« Er wandte sich wieder an Randall. »Das Land ist in Aufruhr, weil Sie den Baum des Lebens anzapfen. Begreifen Sie das denn nicht?«
    Mit drei energischen Schritten stand Cixi vor ihrem Geliebten. Wilson konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber Randall nickte wortlos und zog die Hände aus den Ärmeln.
    »Sie sind ungebeten in mein Haus gekommen«, sagte Randall dann. »Sie richten eine Waffe auf mich und beschuldigen meine Kaiserin. Wir standen einmal auf freundschaftlichem Fuße, Wilson. Doch meine Loyalität gilt jetzt China, seinem Volk, den Qing und meiner Kaiserin.« Randall machte ein paar Schritte nach vorn, so schnell, dass Wilson unbehaglich wurde.
    »Das Land verdorrt Ihretwegen!«, wiederholte Wilson und wich hastig zurück. »Reisen Sie mit mir zurück zu Enterprise Corporation. Lassen Sie alles hinter sich –«
    Doch Randall kam ihm hinterher.
    Wilson schoss. Es gab einen donnernden Knall, und Rauch stieg auf, den er beiseitewedelte. Doch keine Leiche lag auf dem Palastboden, stattdessen bückte sich Randall und hob gelassen eine deformierte Kugel auf, die er Wilson zuwarf. Dann sprang er geschmeidig und wie mit übermenschlichen Kräften in die Höhe, trat Wilson vor die Brust und schlug ihm mit der Faust seitlich an den Kopf. Wilson fiel benommen hin.
    »Sie sind in mein Haus eingedrungen und haben mich beleidigt!«, sagte Randall, während er ihn mit einem Griff am Rücken paralysierte. »Wie dumm Sie doch sind.«
    Wilson lag mit dem Gesicht nach unten da. Immer wieder schwanden ihm die Sinne. Er wollte die Arme bewegen, um sich aufzurichten, doch er hatte vom Hals abwärts kein Gefühl im Körper.
    »Das ist eine Nervenblockade«, erklärte Randall. »Sie brauchen sich nicht weiter anzustrengen.«
    Wilson grinste ihn mit blutigen Zähnen an. »Das hat Le Dan Ihnen beigebracht.«
    Das brachte Randall ein bisschen aus der Fassung. »Den Namen habe ich nicht mehr gehört seit – ich weiß nicht, wie lange.«
    »Sie können eine Kugel abfangen«, murmelte Wilson, dann stieß er ein kurzes Lachen aus.
    »Der Baum des Lebens verleiht mehr Macht, als Sie sich vorstellen können«, sagte Randall, der rittlings über Wilsons Beinen kniete. »Man wird schneller und stärker; unglaublich stark sogar. Wenn man sich konzentriert, vergeht
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