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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher Ride
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Volk bezahlt mit dem Leben und mit seiner Würde.«
    »Ihr Volk hat das unsere unterdrückt!«
    »Nein, Kaiserin. Auf Ihr Geheiß steckt China im Krieg. Im Krieg mit sich selbst und dem Rest der Welt. Und Sie waren so dumm, das schlimmste Übel anzuziehen: die Kolonialmächte. Dieser Albtraum wird die nächsten hundert Jahre anhalten.« Wilson sah auf Randalls kopflose Leiche. »Mit ihm haben Sie alle Vorteile verloren.«
    »Ich möchte gern wissen, wie Sie so schnell vom Boden aufstehen konnten.«
    »Randall und ich hatten denselben Meister«, sagte Wilson.
    Cixi reckte das Kinn und nickte. »Mir scheint, Randall war hochmütig geworden.«
    Eine Weile schwiegen beide.
    »Und was wird aus mir?«, fragte Cixi schließlich.
    »Sie werden Ihren Vorrat an Lebenssaft herausgeben«, sagte Wilson und stieg die Stufen zum Thron hinauf. »Oder Sie sterben auf der Stelle.« Wilson hielt ihr die blutige Klingenspitze unters Kinn.
    Cixi erhob sich anmutig, zog das Kissen beiseite und klappte den Scharnierdeckel hoch. Darunter lagen zehn versiegelte Fläschchen mit dem goldenen Saft.
    »Der Baum gibt nicht mehr so viel Saft wie früher«, räumte sie ein und betrachtete das Elixier, als bewunderte sie einen prächtigen Säugling. »Darum ist das ein kostbarer Vorrat.«
    »Der Knotenbaum wird noch für hundert Jahre die Lebenskraft Asiens sein«, erklärte Wilson. »Und Sie haben ihn leergezapft, um Ihre persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Dieses Land und sein Volk werden sich erst wieder erholen, wenn der Staffelstab an den nächsten Baum des Lebens weitergereicht wurde.«
    Cixi befeuchtete sich die Lippen und sah Wilson in die Augen. »Gibt es keinen Spielraum zum Verhandeln? Bedenken Sie, welche Macht der Saft gewährt.« Sie fasste die Klingenspitze mit zwei Fingern und drückte das Schwert hinunter, sodass es die Front ihres Kleides teilte und ihre Brüste entblößte. »Sie sind jetzt der Eroberer und sollten sich nehmen, was Ihnen gehört.«
    Wilson sah in ihre verführerischen Augen. Ihn durchlief ein Schauder. Er stand vor einer Frau, die angeblich ungeahnte sexuelle Genüsse bereithielt. Und wenn er sie so ansah, fand er das einleuchtend.
    »Ich schlage eine neue Allianz vor«, sagte sie zuckersüß. »Zwischen dem Osten und dem Westen. Meine kaiserliche Autorität verbunden mit Ihrer Fähigkeit, Voraussicht und Klugheit.«
    Wilsons Blick wanderte zur Biegung ihres Halses, über die makellose Haut. Ihre Selbstsicherheit, die sie sogar in dieser trostlosen Lage zeigte, wirkte sehr anziehend. Diese schwarzen Haare auf ihrer Nacktheit waren ein wundervoller Anblick. Nur einmal ihre Lippen zu küssen, das wäre eine Erinnerung fürs ganze Leben. In dem Moment kam ihm Minervas Gesicht in den Sinn.
    »Wie lautet Ihre Entscheidung?«, fragte Cixi. »Wollen Sie der Herr der Welt sein und alle Freuden genießen, die damit einhergehen?«
    Wilson stand da wie gelähmt. Dann riss er plötzlich eine der Petroleumlampen von ihrem Elefantenpodest und warf sie auf die Glasfläschchen.
    Es gab einen mächtigen Knall. Er und Cixi wurden die Stufen hinabgeschleudert, und aus dem Thronsitz des Reiches der Mitte schoss eine Stichflamme bis unter das Dach hoch.
    Cixi kam sofort auf die Beine. Mit entsetztem Gesicht hob sie schützend die Arme gegen das lodernde Feuer. »Wie konnten Sie das tun?«, schrie sie. »Sie hätten die Welt regieren können! Sie Narr!«
    Wilson setzte die Schwertklinge auf ihre Schulter. »Ich verlange nur zwei Dinge, Kaiserin«, sagte er ernst. »Erstens, dass Sie Kuang Hsu sofort freilassen und wieder als Kaiser einsetzen. Zweitens, dass Sie den Baum des Lebens nie wieder anfassen.«
    Cixi blickte ihn überrascht an. »Das ist alles?«
    Wilson zog das Schwert zurück und senkte die Klinge. Das Feuer brannte bereits herunter. »Ja. Aber eines sollten Sie wissen: Wenn Sie auch nur eine der Forderungen nicht erfüllen, komme ich wieder und töte Sie.«
    Der Blauäugige hätte leicht Schlimmeres verlangen können, fand Cixi. »Sie haben mein Wort als Herrscherin.«
    Wilson ging zur Tür und ließ die Kaiserin allein, die auf Knien neben dem Enthaupteten lag. Zwischen den hohen Säulen war der Drachenthron zu einem Häufchen Metall geschmolzen, von dem noch die Hitze in die kühle Halle ausstrahlte.
    Wilson öffnete die Türflügel und ging wie betäubt durch den Regen auf die Terrasse.
    »Was ist aus mir geworden?«, fragte er sich.
    Er hielt das Schwert von sich weg und sah zu, wie der Regen Randalls Blut
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