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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher Ride
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Haupttor zu, ihre weißen Anzüge und roten Kopfbänder sorgten für ein buntes Bild. Mit Macheten und Speeren bewaffnet liefen sie aus vollem Halse schreiend durch die verkohlten Reste der italienischen Botschaft, die der französischen vorgelagert war. Die Kanonen feuerten weiter, und Wilson konnte den Rauchschweif der Geschosse sehen, die auf die Gesandtschaften zuflogen.
    Er stand da voller Wut und Frustration über die Situation. So viele Menschen starben für nichts und wieder nichts.
    Eine unregelmäßig geformte Granate sauste in kurviger Flugbahn heran. Wilson beobachtete sie wachsam. Plötzlich explodierte das Ding mitten in der Luft. Die Hitze traf Wilson im Gesicht, die Druckwelle katapultierte ihn von der fünf Meter hohen Mauer.
    In diesem Augenblick erinnerte sich Wilson, wie er in der Transportkapsel und das Mercury-Team hinter der bombensicheren Scheibe des Kontrollraums standen. Jasper war da gewesen und Minerva auch. GM hatte gefehlt, weil er vermutlich zu schwach gewesen war.
    Fast sechs Wochen hatte Wilson mit dem Transport gewartet. In dieser Zeit hatte er mit Le Dan gelernt, meditiert, trainiert, bis er sich bereit fühlte. Am Schluss war er noch aufgeregter gewesen als beim ersten Mal; er wusste genau, was er durchzustehen hatte, wenn die Laser auf ihn feuerten. Die Schmerzen waren unerträglich und verhießen zugleich eine perverse Freude, weil er wusste, dass er seinem prosaischen, gequälten Leben entkommen würde. Dann folgte das eigentümliche Gefühl, durch die Zeit geschmiert zu werden, und dann wurde er bei gleißender Helligkeit und überhitztem Rauch in den Ruinen von Machu Picchu rekonstruiert.
    Wilson landete auf der anderen Seite der Mauer flach auf dem Rücken. Der Aufprall trieb ihm die Luft aus der Lunge, doch er blieb bei Bewusstsein und japste nach Atem. Es fühlte sich an, als wären sämtliche Rippen gebrochen. Er hustete abgehackt und bekam kaum Luft.
    Sekunden später beugte sich Morrison über ihn, um festzustellen, ob er noch lebte. Wilsons Gesicht war verbrannt, seine Kleidung rauchte. Der Journalist redete mit ihm, doch Wilson konnte kein Wort hören.
    »Aktiviere Nachtigall«, flüsterte Wilson, und der Heilungsprozess setzte ein. Sofort ließen die Schmerzen nach, er konnte normal atmen, und der Kampflärm füllte von Neuem seine Ohren. Er drehte sich auf die Seite und wollte aufstehen, doch Morrison hielt ihn fest.
    »Bleiben Sie liegen!«, sagte er aufgeregt. »Ich rufe nach einer Trage!«
    Wilson schob seinen Arm weg. »Ist nicht nötig«, brummte er und richtete sich langsam auf. Sein Blick wanderte die hohe Mauer hinauf. »Mann, Scheiße«, sagte er. »Das war ein langer Weg nach unten.« Behutsam und ein wenig desorientiert kam er auf die Füße.
    »Ein Wunder, dass Sie das überlebt haben«, sagte Morrison noch völlig entsetzt und stützte ihn unter den Achseln, um mit ihm auf das Botschaftsgelände der Deutschen zurückzukehren.
    Augenblicke darauf drangen die Boxer schreiend durch das Tor auf das französische Gelände vor. In ihrer Raserei wandte sich die Meute einem toten französischen Soldaten zu, der in der Nähe des Tores lag. Mit den Speeren und Macheten hackten sie ihn in kleinste Stücke, dass das Blut nach allen Seiten spritzte.
    Auf den deutschen Mauern waren die Schützen bereit, ebenso am Tor, für den Fall, dass die Boxer durchbrachen. Die ersten Schüsse gingen über die Köpfe von Wilson und Morrison hinweg, die auf den Spalt der Torflügel zurannten. Eine Reihe Boxer fiel, doch sie rückten zu Hunderten nach. Eine zweite Gewehrsalve wurde abgefeuert, und weitere fünfzig Boxer stürzten tot oder verwundet zu Boden.
    Morrison zog Wilson durch den Spalt, der sofort hinter ihnen geschlossen wurde. Hunderte der Konvertiten machten sich schleunigst daran, eine Ziegelmauer hochzuziehen, um das Tor gegen Granatbeschuss zu verstärken.
    Wilson setzte sich mit Morrisons Hilfe an der Mauer nieder und ließ ihn seine Verbrennungen im Gesicht begutachten. »Wie haben Sie das bloß überlebt?«, fragte Morrison. »Allein die Explosion hätte Sie umbringen müssen.«
    Wilson lehnte den Kopf an die Mauer. »Es sah schlimmer aus, als es war.«
    »Es sah entsetzlich aus«, erwiderte Morrison. »Sie wurden mehr als drei Meter weit durch die Luft geschleudert, ehe Sie überhaupt wieder in Bodennähe kamen!«
    Wilson rang sich ein Grinsen ab. »Bin offenbar ein Glückspilz, hm?«
    »Das können Sie laut sagen.«
    »Sorgen Sie einfach dafür, dass uns die
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