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Zeiteise in Technicolor

Zeiteise in Technicolor

Titel: Zeiteise in Technicolor
Autoren: Harry Harrison
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Aufmunterung dazu bringen könnte, Englisch zu lernen.«
    »Aufmunterung?«
    »Geld, oder das Äquivalent des elften Jahrhunderts. Wie die meisten Wikinger ist er sehr gewinnsüchtig und wird fast alles tun, um Status und Reichtum zu erlangen, obwohl er es natürlich vorzieht, beides durch Kämpfe zu erlangen.«
    »Natürlich. Wir können ihn dafür bezahlen, daß er Sprachunterricht nimmt. Aber wie ist es mit der Zeit? Können Sie ihm die Sprache in vierzehn Tagen beibringen?«
    »Unmöglich! Bei einem willigen Schüler ginge es vielleicht, aber nicht bei Ottar! Er ist trotzig, und zudem weigert er sich, überhaupt etwas zu tun, solange wir ihn nicht freilassen.«
    »Kommt nicht in Frage!« sagte Barney und widerstand dem plötzlichen Verlangen, sich die Haare auszuraufen. »Ich kann schon vor mir sehen, wie dieser haarige Wilde mit seinem Metzgerbeil an der nächsten Straßenecke herumläuft. Das geht nicht.«
    »Wenn ich einen Vorschlag äußern darf«, sagte Hewett und blieb vor Barneys Schreibtisch stehen. »Wenn Dr. Lyn mit dem Eingeborenen in dessen eigene Zeit zurückkehren würde, hätte er reichlich Gelegenheit, ihm Englisch in seiner gewohnten Umgebung beizubringen. Das würde den Mann beruhigen.«
    »Mich aber nicht, Professor«, sagte Lyn kühl. »Das Leben in jener Ära ist zumeist brutal und kurz.«
    »Ich bin sicher, daß man da Vorsichtsmaßnahmen treffen könnte, Doktor«, sagte Hewett und spielte mit seiner Rechenmaschine. »Und ich könnte mir denken, daß die philologischen Möglichkeiten den persönlichen Faktor bei weitem überwiegen …«
    »Das stimmt natürlich«, meinte Lyn, und sein entrückter Blick erfaßte Stammwörter, Fälle und Geschlechtswörter, die seit Zeitaltern verschollen waren.
    »Hinzu kommt der bedeutende Vorteil, daß auf diese Weise der Zeitfaktor entsprechend der Notwendigkeit gestaltet werden kann. Meine Herren, wir können die Zeit ausdehnen oder verkürzen, wie wir wollen. Doktor Lyn kann zehn Tage, zehn Wochen oder zehn Jahre haben, um Ottar die englische Sprache beizubringen, und zwischen dem Augenblick, in dem er aufbricht, und dem Augenblick seiner Rückkehr vergehen von unserem Standpunkt aus nur ein paar Minuten.«
    »Zwei Monate müssen genügen«, fauchte Lyn, »wenn Sie auch meinen Standpunkt in Betracht ziehen wollen.«
    »Also einverstanden«, sagte Barney. »Lyn geht mit dem Wikinger zurück und bringt ihm Englisch bei, und wir kommen mit der Filmgesellschaft zwei Monate später an – Wikingerzeit natürlich – und beginnen mit der Produktion.«
    »Ich habe noch nicht eingewilligt«, beharrte Lyn. »Die Gefahren …«
    »Ich möchte doch wissen, wie Sie sich fühlen würden, wenn Sie die einzige Autorität der Welt auf dem Gebiet der altnordischen Sprache wären«, sagte Barney. Er kannte den akademischen Geist, und die großen Augen von Lyn zeigten ihm, daß der Pfeil getroffen hatte. »Schön. Wir können die Einzelheiten später ausarbeiten. Versuchen Sie doch jetzt einmal, Ottar den Plan nahezubringen. Erwähnen Sie Geld. Wir lassen ihn einen Vertrag unterschreiben, dann sind Sie in Sicherheit, solange er seine Bezahlung noch nicht hat.«
    »Vielleicht«, sagte Lyn, und Barney wußte, daß er ihn an der Angel hatte.
    »Also gut. Während Sie mit Ottar sprechen, lasse ich von der Vertragsabteilung einen Text entwerfen.« Er schaltete die Sprechanlage ein. »Das Vertragsbüro, Betty. Ist das Benzedrin schon da?«
    »Ich habe vor einer Stunde in der Krankenstation angerufen.« Die Stimme im Lautsprecher klang quäkend.
    »Rufen Sie nochmals an, wenn Sie wollen, daß ich mittags noch lebe.«
    Als Jens Lyn hinausging, kam ein schmaler Orientale herein. Er trug rosa Hosen, ein kirschrotes Hemd, eine Tweedjacke und einen säuerlichen Ausdruck.
    »Hallo, Charley Chang«, strahlte Barney und streckte die Hand aus. »Lange nicht gesehen.«
    »Viel zu lange, Barney«, sagte Chang breit grinsend und schüttelte die ausgestreckte Hand. »Gut, daß wir wieder einmal zusammenarbeiten.«
    Sie hatten eine gesunde Abneigung gegeneinander, und sobald das Händeschütteln vorbei war, zündete sich Barney eine Zigarette an, und Changs Lächeln verschwand in den Sorgenfalten seines normalen Gesichtsausdrucks. »Was braut sich zusammen, Barney?« fragte er.
    »Ein Breitwandfilm – drei Stunden lang und sehr teuer veranschlagt. Und du bist der einzige, der ihn schreiben kann.«
    »Allmählich wird der Stoff knapp, Barney, aber ich war schon immer der Meinung, daß sich aus
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