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Zeiteise in Technicolor

Zeiteise in Technicolor

Titel: Zeiteise in Technicolor
Autoren: Harry Harrison
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Ozon.
    Die Bierflasche schwankte einen Moment lang und wurde unscharf. Dann schwiegen die Apparate.
    »Haben Sie die Verschiebung gesehen? Dramatisch, nicht wahr?« Der Professor glühte vor Selbstachtung und holte einen Papierstreifen mit unleserlichen Kritzeleien aus einem Aufzeichnungsgerät. »Da haben wir alles festgehalten. Die Flasche wurde sieben Mikrosekunden in die Vergangenheit getragen und kehrte dann in die Gegenwart zurück. Meine Gegner mögen sagen, was sie wollen, die Maschine ist ein Erfolg. Mein Vremeatron – von vreme, dem serbokroatischem Wort für Zeit, eine Widmung an meine Großmutter mütterlicherseits, die aus Mali Losinj stammte – ist eine gut funktionierende Zeitmaschine.«
    L. M. seufzte und ging wieder auf die Treppe zu. »Ein Spinner«, sagte er.
    »Hören Sie ihn bis zum Ende an, L. M., der Professor hat ein paar gute Ideen. Nur weil es alle Stiftungen abgelehnt haben, ihm Mittel zur Verfügung zu stellen, hat er sich bereit erklärt, mit uns zusammenzuarbeiten. Er braucht Geld, um seine Maschine richtig in Schwung zu bringen.«
    »Ich brauche auch Geld. Gehen wir.«
    »Hören Sie ihn doch wenigstens an«, bat Barney. »Lassen Sie sich zeigen, wie er die Flasche in die Zukunft befördert. Das ist ganz schön eindrucksvoll.«
    »Bei jeder Bewegung in die Zukunft gibt es eine Zeitbarriere, das muß ich genau erklären. Eine Verschiebung in die Zukunft erfordert unendlich mehr Energie als eine Verschiebung in die Vergangenheit. Dennoch, ich kann es schaffen – wenn Sie nun die Flasche ganz genau beobachten …«
    Wieder kämpfte die Elektronik gegen die Zeitkräfte an, und die Luft knisterte bei den Entladungen. Die Bierflasche flimmerte einen Moment lang.
    »Adieu.« L. M. nahm die erste Stufe nach oben. »Übrigens, Barney, Sie sind entlassen.«
    »Sie können jetzt nicht gehen. Sie haben Hewett noch keine Möglichkeit gegeben, die Erfindung zu verteidigen. Sie lassen nicht einmal mich zu Wort kommen.« Barney war wütend, wütend über sich selbst, über die Gesellschaft, bei der er tätig war, über die Blindheit der Menschen, über die Tatsache, daß er bei seiner Bank tief in der Kreide stand. Er rannte hinter L. M. her und holte ihm mit einem Ruck die rauchende Havanna aus den Zähnen. »Wir werden Ihnen eine echte Vorführung geben, etwas, das auch Sie verstehen!«
    »He, die kosten pro Stück zwei Dollar. Geben Sie sie her …«
    »Gleich, aber zuerst passen Sie hier auf.« Er warf die Bierflasche auf den Boden und legte die Zigarre auf die Plattform. »Welches von diesen Dingern ist die Energiekontrolle?« fragte er Hewett.
    »Dieser Rheostat hier steuert den Eingangsstrom, aber weshalb? Sie können die Verschiebungsspanne nicht vergrößern, ohne die Instrumente durchbrennen zu lassen. Halt! «
    »Sie können sich neue Instrumente kaufen, aber wenn Sie L. M. nicht überzeugen, sind Sie geliefert, und das wissen Sie. Ab geht die Post!«
    Barney hielt den protestierenden Professor mit einer Hand von sich fern, drehte die Energie auf Maximum und drückte energisch auf den Schalter. Diesmal war das Ergebnis weitaus eindrucksvoller. Das Kreischen wurde zu einem Wimmern, das ihren Ohren weh tat, die Röhren glühten in allen Farben der Hölle, grell und immer greller, und die statischen Entladungen tanzten über die Metallrahmen. Die Haare der Männer stellten sich auf und knisterten.
    »Ich bin unter Strom!« kreischte L. M., als mit einem letzten Aufbäumen der Energie alle Röhren aufflackerten und explodierten. Die Lichter gingen aus.
    »Da – sehen Sie da hin!« rief Barney, nachdem er sein Feuerzeug angeschnippt hatte. Die Metallplattform war leer.
    »Sie schulden mir zwei Dollar.«
    »Weg – sehen Sie nur! Zumindest zwei Sekunden, drei … vier … fünf … sechs …«
    Die Zigarre lag plötzlich wieder auf der Plattform. Sie rauchte immer noch, und L. M. riß sie an sich und nahm einen tiefen Zug.
    »Also schön, ich glaube Ihnen, es ist eine Zeitmaschine. Aber was hat das mit dem Filmgeschäft zu tun oder gar damit, unser Studio über Wasser zu halten?«
    »Das möchte ich Ihnen schon andauernd erklären …«
     

 
2
     
    Es waren sechs Männer im Büro, und sie hatten sich im Halbkreis um L. M.s Schreibtisch gruppiert.
    »Sperren Sie die Tür zu und unterbrechen Sie die Telefonleitungen«, befahl er.
    »Es ist drei Uhr morgens«, protestierte Barney. »Wer sollte uns da bespitzeln?«
    »Wenn die Banken davon Wind bekommen, bin ich mein Leben lang und vielleicht
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