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Zeiteise in Technicolor

Zeiteise in Technicolor

Titel: Zeiteise in Technicolor
Autoren: Harry Harrison
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soll!« meinte L. M. »Die Flasche kostet sieben Dollar fünfundzwanzig plus Steuern. Daheim hat er sowas sicher nicht. Fragen Sie ihn nochmals nach seinem Namen.«
    Der Wikinger konzentrierte sich sichtlich, als die Frage mit verschiedenen Betonungen wiederholt wurde, und er gab bereitwillig Antwort, als er erst einmal verstanden hatte.
    »Ottar«, sagte er und sah die Flasche sehnsüchtig an.
    »Wenigstens etwas«, meinte L. M. und warf einen Blick auf die Schreibtischuhr. »Es ist auch vier Uhr morgens, und ich möchte noch einiges regeln. Fragen Sie diesen Ottar, wie es mit der Bezahlung steht – welche Währung haben diese Leute, Lyn?«
    »Hm – in der Hauptsache treiben sie Tauschhandel, aber es wird auch die Silbermark erwähnt.«
    »Genau das wollen wir wissen. Wie viele Mark bekommt man für den Dollar? Und ich will nicht irgendwelche Bankziffern wissen, sondern den freien Handelspreis. Wir werden das Zeug, wenn nötig, in Tanger besorgen …«
    Ottar brüllte los, warf sich aus dem Stuhl, stieß Barney in eine Reihe von Topfpflanzen, die unter ihm zusammenbrachen, und packte die Whiskyflasche. Er hatte sie eben an den Mund gesetzt, als Tex ihn mit dem Totschläger erwischte. Der Wikinger sank bewußtlos zusammen.
    »Was soll das?« schrie L. M. »Mord in meinem eigenen Büro? Verrückte habe ich genug in der Firma, also bringt den hier zurück, wo er herkam, und sucht einen, der Englisch versteht. Nächstes Mal will ich keine Übersetzer mehr.«
    »Aber keiner von ihnen spricht Englisch«, sagte Barney gekränkt und zog ein paar Kaktusfragmente aus seinem Ärmel.
    »Dann bringt es einem bei – aber ich will keine Verrückten mehr sehen!«
     

 
4
     
    Barney Hendrickson unterdrückte ein Stöhnen, und die Hand, die den Pappbecher mit dem schwarzen Kaffee an die Lippen führte, zitterte schwach. Er hatte vergessen, seit wie vielen Stunden – oder Jahrhunderten – er keinen Schlaf mehr gehabt hatte. Während der Nacht hatte sich eine Schwierigkeit nach der anderen ergeben, bis die Dämmerung des neuen Tages ihre eigenen Probleme mitbrachte. Dallas Levys Stimme klang im Telefonhörer wie das Surren einer wütenden Wespe.
    »Einverstanden, einverstanden, Dallas«, krächzte er. Seine Stimmbänder waren von drei nacheinander gerauchten Zigarettenpaketen überbeansprucht. »Bleibe nur bei ihm und sorge dafür, daß er ruhig ist. Niemand geht in die Nähe dieser alten Lagerräume … Gut, die letzten drei Stunden bekommst du doppelt … meinetwegen, ab jetzt das Dreifache, ich werde es verantworten. Halte ihn in Schach, bis wir entschieden haben, was wir mit ihm anfangen. Und sage Dr. Lyn, daß er heraufkommen soll, wenn er frei ist.«
    Barney legte auf und versuchte sich auf den Finanzplan zu konzentrieren, der vor ihm lag. Bis jetzt stand neben den meisten Einträgen ein Bleistift-Fragezeichen. Leicht würden sie es mit diesen Aufnahmen nicht haben. Und was geschah, wenn die Polizei Wind von dem Wikinger bekam, den sie da unten eingesperrt hatten? Konnte man wegen Entführung bestraft werden, wenn man jemand in die Gegenwart holte, der seit beinahe tausend Jahren tot war? Er griff wieder nach dem Kaffee. Professor Hewett, offensichtlich frisch wie eh und je, marschierte im Büro auf und ab und stellte Gleichungen auf einer Taschen-Rechenmaschine zusammen. Die Ergebnisse kritzelte er in ein kleines Notizbuch.
    »Schon irgendwelche Resultate, Professor?« fragte Barney. »Können wir größere Gegenstände als den Laster in die Vergangenheit schicken?«
    »Geduld, Sie müssen sich in Geduld üben. Die Natur gibt ihre Geheimnisse nur mit der größten Zurückhaltung her, und eine falsch gesetzte Dezimalstelle kann die Lösung unmöglich machen. Es gibt viele Faktoren, die außer den anerkannten vier Dimensionen …«
    »Ersparen Sie mir die Einzelheiten, ich will nur die Antwort wissen.« Seine Sprechanlage summte, und er bat seine Sekretärin, Dr. Lyn hereinzuführen. Lyn lehnte eine Zigarette ab und versuchte, seine lange Gestalt knitterfrei im Sessel unterzubringen.
    »Heraus mit den Hiobsbotschaften«, sagte Barney. »Außer Sie sehen immer so trist drein. Kein Glück bei dem Wikinger?«
    »Wie Sie sagen, kein Glück. Da ist erst einmal das Verständigungsproblem. Sie wissen, daß es mir einfach unmöglich ist, die altnordische Sprache perfekt zu beherrschen. Dazu kommt, daß Ottar wenig oder gar kein Interesse zeigt, mit mir zu diskutieren. Aber ich habe das Gefühl, daß man ihn mit der nötigen
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