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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee
Autoren: Keith Laumer
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Scheiterns«, erwiderte er trocken. »Eine gefährliche Doktrin, die ich mit allem, was mir zur Verfügung steht, bekämpfen werde. Sie werden mir jetzt Ihre Prinzipien auseinandersetzen müssen: Wer Sie hergeschickt hat, wer Ihre Aktionen bestimmt, wo Ihre Operationsbasis liegt. Alles.«
    »Ich denke nicht daran.«
    Er machte eine schnelle Bewegung, und ich spürte eine Art Schwirren in der Luft. Oder in einem Medium, das weniger greifbar war als die Luft. Als er dann wieder sprach, war seine Stimme sonderbar flach und klanglos geworden.
    »Sie scheinen sich ja sehr sicher zu fühlen, Agent. Sie sagen sich, daß Sie eine fortschrittlichere Ära repräsentieren und jeder primitiveren Macht daher unendlich überlegen sind. Aber ein Genie kann von einem muskelbepackten Idioten in Ketten gelegt werden. Ich habe Sie hier bei mir in der Falle. Wir sind fest und sicher in einer achronischen Enklave von null-temporalen Dimensionen eingeschlossen und somit von jeglichen Außeneinflüssen abgeschnitten. Sie werden feststellen, daß Sie sich nicht bewegen können; jedes Mittel zum Selbstmord, das Sie etwa bei sich haben, ist hier nutzlos, genau wie jeder Zeittransfermechanismus. Und selbst wenn Sie sterben sollten, wird Ihr Gehirn sofort angezapft und ihm alle Kenntnisse entzogen, sowohl des bewußten als auch des unterbewußten Bereiches.«
    »Sie sind sehr gründlich«, gab ich zu, »aber dennoch nicht gründlich genug. Sie haben sich nach außen hin geschützt, aber nicht nach innen.«
    Er runzelte die Stirn; die Bemerkung behagte ihm nicht. Er richtete sich in seinem Sessel auf und gab den Bewaffneten rechts und links neben mir ein kurzes Zeichen. Seine nächsten Worte würden der Befehl zum Töten sein. Bevor er sie jedoch aussprechen konnte, sandte ich den Gedanken-Code aus, der unter vielfältigen Schichten tiefer Hypnose auf diesen Augenblick gewartet hatte. Er erstarrte, wie er war: mit offenem Mund und einem Ausdruck tiefster Bestürzung in den Augen.

 
38.
     
    Das einer Sonnenfinsternis gleichende Licht der Nullzeit-Stasis schien auf sein hageres Gesicht, auf die Gesichter der beiden Bewaffneten, deren Finger sich schon um den Abzug gekrümmt hatten. Mit einem Gefühl, als watete ich durch dicken Sirup, ging ich zwischen ihnen hindurch auf den Korridor. Das einzige Geräusch war der langsame, allgegenwärtige Metronom-Rhythmus, von dem manche Theoretiker behaupten, er sei der Ur-Takt des Schöpfungs-Zerstörungs-Zyklus der Realität.
    Zimmer für Zimmer durchsuchte ich jeden Quadratzentimeter der Anlage. Das Personal saß an den Arbeitsplätzen in Posen, die an Dornröschens Märchenschloß erinnerten. In aller Ruhe sichtete ich Akten und Aufzeichnungen. Die Infiltratoren der Fünften Ära hatten ganze Arbeit geleistet. Nichts, aber auch gar nichts gab mir einen Anhaltspunkt dafür, wie weit in der subjektiven Zukunft ihre Aktion basierte, kein Hinweis auf das Ausmaß, in dem sie in die Zeitsäuberungsprogramme der Nexx-Zentrale eingedrungen waren. Nun gut, diese Informationen wären zwar interessant gewesen, waren aber nicht wesentlich. Die erste Phase meines Auftrags war jedenfalls erledigt: Ich hatte den Zufallsfaktor eliminiert, der die Anomalien in den Langzeitplänen der Ära ausgelöst hatte.
    Von insgesamt einhundertundzwölf Besatzungsmitgliedern der Station kamen vier aus der Fünften Ära; das war in der Stasis an der gut sichtbaren Aura zu erkennen, die ihr abnorm hohes Temporalpotential um sie herum kreierte. Ich unterwarf sie auf bestimmten Erinnerungssektoren einer gründlichen Gehirnwäsche und transferierte sie an ihren Herkunftspunkt zurück. Einige Leute würden sich verwundert den Kopf kratzen und den Fehler bei ihren Apparaturen suchen, wenn sie entdeckten, daß der Versuch, sich wieder an ihre Plätze in der Nexx-Zentrale zu befördern, anscheinend fehlschlug, denn alle vier waren, was ihre temporalen Einsätze betraf, endgültig kaltgestellt, gefangen in einem ähnlichen geschlossenen Kreis, in den man mich hineinmanövriert hatte.
    Um die Akten mußte ich mich ebenfalls kümmern: Ich tastete sie an Ort und Stelle ab und redigierte sie, damit alle Spuren vernichtet wurden, die einen Nexx-Inspektor womöglich zu unerwünschten Rückschlüssen verführen könnten.
    Gerade war ich mit dieser Arbeit fertig, da hörte ich im Korridor draußen Schritte.

 
39.
     
    Abgesehen von der Tatsache, daß niemand und nichts sich in einem Wirbelfeld wie dem, das es mir gestattete, in der Nullzeit zu
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